DFG unterstützt neun neue Forschergruppen

Der Bewilligungsausschuss für die Allgemeine Forschungsförderung der Deutschen For-schungsgemeinschaft (DFG) hat in seiner Sitzung am 1. Juli die Förderung von neun neuen Forschergruppen beschlossen.

In diesen Gruppen arbeiten mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär zusammen an einer besonderen wissenschaftlichen Fragestel-lung. Die Förderung von Forschergruppen soll helfen, für eine mittelfristig – meist auf sechs Jahre – angelegte, enge Zusammenarbeit die notwendige personelle und materielle Ausstat-tung bereitzustellen, und dazu beitragen, neue Arbeitsrichtungen zu etablieren.

Die Forschergruppen im Einzelnen:

Geistes- und Sozialwissenschaften

Die Forschergruppe „Ökologischer Wandel und kulturelle Umbrüche in West- und Zentralaf-rika“ an der Universität Frankfurt vereint Wissenschaftler aus den Bereichen Ur- und Frühge-schichte, Archäobotanik sowie Physische Geographie. Die Gruppe wird den Übergang von Jäger-und-Sammler-Gesellschaften zu bäuerlichen Gemeinschaften im Verhältnis zum Klima- und Landschaftswandel untersuchen.

Im deutschen Wissenschaftssystem sind umfangreiche Umstrukturierungen im Gange. Die Forschergruppe „Internationale Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsfähigkeit von Universitäten und Forschungsorganisationen – Neue Governanceformen“, deren Leitung an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer angesiedelt ist, untersucht das deutsche Forschungssystem und die Reformansätze in vergleichender Perspektive, wobei unterschiedliche Analysemethoden zum Einsatz kommen.

In Konstanz widmet sich eine Forschergruppe dem Thema „Preis-, Liquiditäts- und Kreditri-siken: Messung von Verteilung“. Dabei steht die Transformation nicht handelbarer in handelbare Kreditrisiken im Mittelpunkt der Untersuchung, die von höchster Aktualität auf dem Gebiet der empirischen Kapitalmarktforschung ist.

Im Rahmen der neuen Förderinitiative „Forschergruppen in der empirischen Bildungsforschung“ untersucht an der Universität Duisburg-Essen die Forschergruppe „Naturwissenschaftlicher Unterricht“ die Probleme dieses Unterrichtszweiges. Die Forschergruppe wird durch ein gleichzeitig eingerichtetes Graduiertenkolleg ergänzt. Die Forschergruppe möchte in drei Phasen die Probleme genauer analysieren, aus den gewonnenen Erkenntnissen Interventionsansätze ableiten und diese empirisch erproben sowie schließlich in die Lehrerbildung einführen.

Biowissenschaften und Medizin

Die Forschergruppe „Beeinflussung immunologischer Prozesse durch membrannahe Signal-module“ an den Hochschulen Magdeburg und Bielefeld untersucht die molekularen Mecha-nismen der Aktivierung von B- und T-Lymphozyten. Diese zentralen Komponenten des Im-munsystems entscheiden über Rezeptoren auf ihrer Zelloberfläche, ob und wie der Organis-mus auf pathogene Einflüsse der Umwelt reagiert. Dazu sind die Antigen-Rezeptoren mit so genannten Adapterproteinen verknüpft, die wie eine Relais-Station verschiedene Außenreize in der Zelle miteinander verschalten. Die Untersuchungen der Forschergruppe sollen Auf-schluss darüber geben, wie genau diese Steuerung funktioniert und welche Signale dabei von den Adaptermolekülen in die Zelle hinein und wieder zurück gegeben werden.

Naturwissenschaften

Eine Forschergruppe in Leipzig, in der die Fachrichtungen Experimentalphysik, anorganische Chemie, Kristallographie, physikalische Chemie und mathematische Physik vertreten sind, untersucht die „Architektur von nano- und mikrodimensionalen Strukturelementen“. Anders als bisher sollen Nanopartikel nicht nur in einfachen ein- und zweidimensionalen, sondern in komplexen dreidimensionalen Strukturen verwendet werden. Dadurch entstehen ganz neue Eigenschaften, die wiederum neue Anwendungen ermöglichen.

Ferroika sind Materialien, deren Symmetrie durch äußere Einflüsse verändert werden kann. Auf Grund dieser außergewöhnlichen Eigenschaften gewinnen sie zunehmend Bedeutung für die Herstellung von mikroelektronischen Strukturen und Bauelementen. Die in Dresden ansässige Forschergruppe „Ferroische Funktionselemente: Physikalische Grundlagen und Konzepte“ betreibt sowohl die Grundlagenforschung auf dem Teilgebiet der Ferroika als auch die Erforschung ihrer Einsatzmöglichkeiten.

Die Mikro- und Nanotechnologie gehört zu den derzeit wichtigsten Grundlagentechnologien. Unter der Federführung der Universität Siegen haben sich sieben Arbeitsgruppen zur Forschergruppe „Mikrotechnik und Nanochemie: Physikalische und chemische Grundlagen, Komponenten und Systeme für die Labon-Microchip-Technologie“ zusammengeschlossen, die zu einem besseren Verständnis der miniaturisierten Prozesse und der Entwicklung neuer analytisch-chemischer Systeme in diesem Bereich beitragen soll.

Ingenieurwissenschaften

Mikroskopische Eigenschaften, wie etwa der Verbund zwischen Kohlefasern und umgebendem Kunststoff, beeinflussen wesentlich die globalen Eigenschaften großer aus diesem Verbund hergestellter Bauteile, wie beispielsweise Flugzeugflügel. Der Modellierung, Berechnung und experimentellen Validierung dieser skalenübergreifenden Vorgänge bei techn-schen, aber auch Biomaterialien widmet sich die deutsch-niederländische Forschergruppe „Multiscale Methods in Computational Mechanics“ in Stuttgart, Delft und Eindhoven.

Die neun Forschergruppen erhalten in den nächsten zwei Jahren etwa 8,7 Millionen Euro mit der Aussicht auf weitere 3,8 Millionen Euro im dritten Jahr. Die Gesamtförderdauer für For-schergruppen beträgt in der Regel sechs Jahre.

Media Contact

Dr. Eva-Maria Streier idw

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