Braunschweig Preis 2003 für molekulare Krebstherapie

Prof. Dr. Brian Druker, Leiter der Leukämie-Forschung an der Oregon Health & Sience University in Portland, USA wird mit dem internationalen Braunschweig Preis 2003 ausgezeichnet. <br>Quellen: "obs/Stadt Braunschweig"

Der amerikanische Krebsforscher Prof. Dr. Brian Druker wird für die Erforschung der molekularen Krebstherapie mit dem Braunschweig Preis 2003 ausgezeichnet, dem mit 50.000 Euro höchstdotierten Forschungspreis einer deutschen Kommune.

Der 48-jährige Mediziner gilt als Wegbereiter der ersten maßgeschneiderten Pille gegen Krebs. Vor fünf Jahren entdeckte er in Zusammenarbeit mit dem Pharmaunternehmen Novartis den Wirkstoff Imatinib, der inzwischen unter dem Namen Glivec im Handel ist. Im Gegensatz zu einer Chemotherapie, die gesunde wie kranke Zellen gleichermaßen angreift, blockiert Imatinib gezielt ein einzelnes Wachstumsgen, das die unkontrollierte Vermehrung von unreifen weißen Blutköperchen bei der chronisch myeloischen Leukämie (CML) auslöst. An diesem Blutkrebs erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 1700 Menschen.

Die von Druker geleitete Vergleichsstudie mit 1106 Patienten musste vor kurzem vorzeitig abgebrochen werden, weil Glivec der konventionellen Therapie weit überlegen war (New England Journal of Medicine, Band 348, S. 994). Zahlreiche Patienten der Vergleichsgruppe waren in der Testphase in die Gruppe der mit Glivec Behandelten gewechselt. Damit war eine Vergleichbarkeit nicht mehr gegeben. Bei drei Viertel der Glivec-Patienten war nach der Therapie ein Großteil der Leukämiezellen verschwunden.

Auch eine seltene Art von Darmkrebs (gastrointestinaler Stromatumor) wurde bereits erfolgreich mit Glivec behandelt. Derzeit wird das Designer-Medikament unter anderem auch zur Unterstützung von Brustkrebs-Therapien erprobt.

„Der Name Brian Druker steht für einen Durchbruch in der Krebstherapie,“ sagte Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann nach der Entscheidung des Rates der Stadt am 8. Juli. Drukers Forschung würde die langgehegte Hoffnung beflügeln, den Krebs an der molekularen Wurzel auszurotten. Druker wurde von einer hochkarätig besetzten Jury aus rund 50 qualifizierten Bewerbungen aus aller Welt ausgewählt. Mitglieder der Jury unter Vorsitz von Dr. Hoffmann sind unter anderen der niedersächsische Wissenschaftsminister Lutz Stratmann, der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, der Vorstandsvorsitzende der SAP AG Prof. Dr. Henning Kagermann sowie der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar.

Brian Druker absolvierte sein Medizinstudium an der University of California in San Diego. An der Harvard Medical School in Boston spezialisierte er sich auf Krebsforschung. Seit 1993 leitet er die Leukämie-Forschung an der Oregon Health & Science University in Portland.

Aus Braunschweig stammen einige der ersten Patienten, die in Deutschland mit Glivec behandelt wurden, darunter Fred Ritter, der letzte Sänger des Comedian Quartett, das nach dem Krieg aus den Comedian Harmonists hervorging. „Im Moment geht’s mir so was von gut“, sagt Ritter, der jeden Morgen drei Glivec-Kapseln einnehmen muss. Zur Preisverleihung will er auf jeden Fall kommen, um Brian Druker zu gratulieren.

Der Braunschweig Preis wird seit 1999 alle zwei Jahre für Forschungsprojekte vor allem aus den Natur- und Ingenieurswissenschaften vergeben. Gefordert sind fachübergreifende Produkte oder Verfahren, die zum einen schnell in der Praxis umsetzbar sind, zum anderen die Lebensgrundlagen künftiger Generationen im Blick haben. Die Preisverleihung 2003, die in den Kongress „Lebenswelten für Morgen“ eingebettet ist, findet am 27. Oktober in Braunschweig statt. Prof. Druker wird den Preis persönlich entgegennehmen.

Media Contact

Jürgen Sperber Stadt Braunschweig

Weitere Informationen:

http://www.braunschweigpreis.de

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