Mit alten Platten Neues bauen: BTU Cottbus entwickelt System zur Entsorgung von Plattenbauten

Stück für Stück werden Geschosse abgetragen, die Plattenbau-Wohnanlage somit kleiner und attraktiver gestaltet.

Bauteile werden wiederverwendet – Brandenburgisch Technische Universität (BTU) Cottbus erhält DBU-Förderung von 107.500 Euro

In Ostdeutschland befinden sich 1,5 Millionen Wohnungen in sogenannten Plattenbauten. Diese in der DDR bevorzugte Bauart findet heute nur noch wenig Nachfrage: 30 Prozent der Wohnungen stehen leer. „Es kann davon ausgegangen werden, dass mehr als 600.000 dieser Wohneinheiten in den nächsten 15 Jahren vom Markt genommen werden müssen“, erläuterte Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück. Diese Entwicklung stelle die Baubranche vor ein großes Problem, das es zu lösen gelte. Die Umweltstiftung habe sich daher entschlossen, ein Projekt der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus (BTU) mit 107.500 Euro zu fördern, das sich mit der Entwicklung eines Entsorgungssystems zum kompletten Rückbau von Plattenbauten beschäftigt. „Die hier gewonnenen Fertigteile und Bauelemente sollen dabei einer Wiederverwendung bzw. Wiederverwertung zugeführt, nicht verwertbare Abfälle sinnvoll entsorgt werden“, so Brickwedde. Die Bearbeitung erfolgt durch ein Forschungsteam um Prof. Dr. Hans Peter Unruh am Lehrstuhl Baubetrieb und Bauwirtschaft.

Große Plattenbauwohnanlagen erleiden Imageverlust

Plattenbau. Laut Definition ist dies eine Möbelbauart, bei der das gesamte Möbelstück aus Platten gefertigt wird. So verhalte es sich auch mit der in der DDR favorisierten Hausbauweise. Den Vorteil des schrittweisen Rück- oder gar Abbaus, den ein solches System mit seinen einzelnen Komponenten biete, wolle sich die BTU nun zunutze machen. „Große Wohnanlagen mit dauerhaften Leerständen bergen aufgrund ihres Imageverlustes die Gefahr des wirtschaftlichen und sozialen Verfalls, das haben Untersuchungen ergeben“, hob Brickwedde die Bedeutung des Projektes hervor. Die von monoton wirkenden Plattenbauten dominierten Gebiete könnten in neue Wohnanlagen umgestaltet werden, die höheren Komfort und attraktiveres Wohnen gewährleisteten.

Umbau von leerstehenden Wohnkomplexen wird nötig

Aufgrund der Entwicklung in dieser Baumarktsparte sei damit zu rechnen, dass durch den Rück- oder Umbau von Plattenbauten große Mengen Beton anfallen. Diesen wie bisher dem Materialrecycling zuzuführen, sei nicht mehr sinnvoll, da schon zuviel recycelter Beton produziert werde. Daher beabsichtige die BTU Cottbus ein Produkt-Recycling zu entwickeln, das es erlaube, abgebaute Formteile aus Plattenbauten einer neuen Verwendung zuzuführen. Problemlos möglich sei dies vor allem bei Deckenplatten und tragenden Innenwänden, da diese nicht der Witterung ausgesetzt seien und damit auch nach jahrzehntelanger Nutzung in gutem Zustand vorlägen. Man gehe davon aus, dass über 80 Prozent der Fertigteile auf diese Weise wieder verwendet werden könnten.

Momentan noch keine Verwertung der Rückbauabfälle

Derzeit würden fast 100 Prozent der anfallenden Abbruchabfälle aus dem Rückbau von Plattenbauten auf Deponien gelagert, da theoretische Grundlagen zur technischen Aufbereitung der einzelnen Elemente fehlen. Auch die Kostenunterschiede zwischen Wiederverwendung/Wiederverwertung und Deponie würden häufig falsch eingeschätzt. Dabei könne man davon ausgehen, dass die im Ergebnis einer städtebaulichen Umgestaltung durch Geschossreduzierung und Herausnehmen von Segmenten demontierten Teile kostenlos zur Verfügung stünden. Nach ersten Berechnungen der BTU Cottbus erscheinen Einsparungen von 20 Prozent bei Verwendung von gebrauchten Bauteilen gegenüber traditioneller Rohbauweise möglich. Gesamtziel des Projektes sei die sinnvolle Wiederverwendung bzw. –verwertung der Beton- und Stahlbetonfertigteile, der Bauelemente sowie der Abbruchabfälle. Voraussetzungen für ein Entsorgungsnetzwerk sollen ebenso geschaffen werden wie die zielgerichtete Zuführung der Materialien zur weiteren Verwendung.

Media Contact

Nicole Frommeyer DBU

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer