Hochdotierte US-Stipendien für deutsche Klimaforscher

Für den Bremer Klimaforscher Dr. Helge Arz und seinen Potsdamer Kollegen Prof. Stefan Rahmstorf findet die Bescherung bereits vor dem Weihnachtsfest statt: Von der amerikanischen Gary Comer-Stiftung erhalten die beiden Wissenschaftler in diesen Tagen Forschungsstipendien in Höhe von je 300.000 Dollar.

Mit der großzügigen Unterstützung werden Arz und Rahmstorf in den kommenden drei Jahren die Dynamik plötzlicher Klimaumschwünge untersuchen. Ein hoch aktuelles Thema, wie die Diskussion um schwindende antarktische Schelfeise oder um das mögliche Versiegen des Nordatlantikstroms zeigt.

Die Idee, solche Stipendien zu vergeben, kam dem amerikanischen Multimillionär Gary Comer, nachdem er mit seiner 50-Meter-Yacht überraschend die legendäre Nordwest-Passage durchsegelt hatte. Normalerweise ist dieser Seeweg zwischen Grönland und Alaska von Packeis blockiert, und die Durchfahrt ist bislang nur wenigen Schiffen gelungen, zumeist Eisbrechern. Comer fragte sich besorgt, ob sein Seglerglück den Auswirkungen der jüngsten Klimaerwärmung zu verdanken sei. In Gesprächen mit renommierten amerikanischen Klimaforschern entwickelte der begeisterte Segler die Idee, mit Geldern seiner „Comer Foundation“ die Erforschung rascher Klimawechsel und ihre möglicherweise bedrohlichen Folgen nachhaltig zu fördern.

Für zwei der zehn vergebenen Stipendien fiel die Wahl dabei auf deutsche Forscher: Stefan Rahmstorf und Helge Arz, deren Arbeiten auf diesem Gebiet damit erneut internationale Anerkennung finden. Die den beiden Wissenschaftlern jetzt zugesprochenen Stipendien werden in drei Projekte fließen:

  • Stefan Rahmstorf, Professor für Physik der Ozeane am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, möchte zum einen die Stabilität klimarelevanter Meeresströmungen im Südpolarmeer untersuchen. Er vermutet, dass sich diese auch auf das Klima auf der Nordhalbkugel auswirken. Im Brennpunkt steht dabei ein wichtiges Puzzleteil des globalen Klimageschehens: das eiskalte antarktische Bodenwasser; es sinkt vom Eisrand des sechsten Kontinents in die Tiefen vor allem des Atlantiks ab und breitet sich dort nordwärts bis weit jenseits des Äquators aus.
  • Klimamodelle kommen auch im zweiten Projekt Rahmstorfs zum Einsatz. Dabei geht es um die Stabilität antarktischer Schelfeise. Schelfeis befindet sich an der Nahtstelle zwischen dem Kontinentaleis und dem Ozean. In der Klimageschichte ist es immer wieder zu Instabilitäten der Eismassen gekommen. Die Mechanismen dieser Instabilitäten besser zu verstehen ist wichtig, weil befürchtet wird, dass durch die Erderwärmung große Teile des antarktischen Schelfeises aufbrechen könnten.
  • Helge Arz vom DFG-Forschungszentrum Ozeanränder an der Universität Bremen war an mehreren Expeditionen mit dem Forschungsschiff „Meteor“ beteiligt, die in tropische und subtropische Breiten führten. Ihm geht es darum, rasche Klimawechsel, die sich während und nach der letzten Kaltzeit abspielten, nachzuzeichnen. Diese Umschwünge sind in den Ablagerungen am Meeresboden archiviert. Der Bremer Meeresforscher möchte mehr darüber erfahren, welche Rolle der tropische Ozean und die darüber liegende Atmosphäre im globalen Klimageschen spielten. Reagierten die Tropen lediglich auf plötzliche Klimaveränderungen in der Arktis oder lösten sie diese maßgeblich mit aus. Und vor allem: welche Lehren sind aus diesem Wechselspiel zwischen tropischen und polaren Breiten für unsere Klimazukunft zu ziehen?

„Wir freuen uns natürlich sehr, dass wir jetzt in der Lage sind, Mitarbeiter einzustellen, mit denen wir diesen Fragen auf den Grund gehen werden“, sagt Dr. Helge Arz. Und Stefan Rahmstorf ergänzt: „Dies umso mehr als es durchaus ungewöhnlich ist, dass so hoch dotierte amerikanische Stipendien nach Europa vergeben werden.

Dies ist eine gemeinsame Pressemitteilung des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und des DFG-Forschungszentrums Ozeanränder Bremen.

Informationen:

Albert Gerdes
MARUM / DFG Forschungszentrum
Tel. 0421 – 218-7761
Mail: agerdes@marum.de

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