Wissenschaft ist mehrsprachig – oder: Welche Sprache schreibt die Wissenschaft?

Denkstil, Sprache und Kultur sind eng miteinander verknüpft; über die jeweils verwendete Sprache finden spezifische Begriffe, Erkenntnisse und Deutungsmuster Eingang in die Prozesse von Forschung und Lehre.

Sie prägen deren Profil, machen in ihrer kulturell geprägten Differenzierung den Nuancenreichtum von Wissenschaft aus – und machen Übersetzungen oft schwierig. Gleichwohl sind diese wesentlich, um etwa in deutscher Sprache niedergeschriebene wissenschaftliche Erkenntnisse in die internationale Diskussion einzuführen.

Als einen von vier Bausteinen in der vor einem Jahr eingerichteten Förderinitiative „Deutsch plus – Wissenschaft ist mehrsprachig“ bietet die Stiftung daher an, die Übersetzung herausragender deutschsprachiger wissenschaftlicher Arbeiten in eine andere Weltsprache zu finanzieren. Von den zum ersten Stichtag eingereichten Wettbewerbsbeiträgen konnten sich elf Vorschläge durchsetzen; die Übersetzung dieser Publikationen wird mit insgesamt rund 270.000 Euro gefördert.

Die nachfolgende Übersicht informiert jeweils über Autor und zu übersetzende Publikation, die Zielsprache sowie den Bewilligungsempfänger (Kontakt für weitergehende Informationen).

Übersicht der geförderten deutschsprachigen Publikationen für die Übersetzungen in eine andere wissenschaftliche Weltsprache

1. Christoph Antweiler: Was ist den Menschen gemeinsam?
Über Kultur und Kulturen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt,
1. Auflage 2007; Übersetzung erfolgt ins Englische;
(Bewilligungsempfänger/Kontakt: Professor Dr. Thomas Hauschild,
Seminar für Ethnologie der Universität Halle-Wittenberg)
Kontakt
Universität Halle-Wittenberg
Prof. Dr. Thomas Hauschild
E-Mail: thomas.hauschild@ethnologie.uni-halle.de
2. Thomas Lenke: Die Polizei der Gene.
Formen und Felder genetischer Diskriminierung.
Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie, Band 9,
Campus Verlag Frankfurt/Main, 1. Auflage 2006;
Übersetzung erfolgt ins Englische;
(Bewilligungsempfänger/Kontakt: Professor Dr. Ulrich Bröckling, Institut für Politikwissenschaft der Universität Leipzig)
Kontakt
Universität Leipzig
Prof. Dr. Ulrich Bröckling
E-Mail: broeckling@uni-leipzig.de
3. Otfried Höffe: Lebenskunst und Moral, oder: Macht Tugend glücklich?
Verlag C. H. Beck, 1. Auflage 2007; Übersetzung erfolgt ins Englische;
(Bewilligungsempfänger/Kontakt: Professor Dr. Dietmar Mieth,
Lehrstuhl Theologische Ethik unter besonderer Berücksichtigung der Gesellschaftswissenschaften der Universität Tübingen)
Kontakt
Universität Tübingen
Prof. Dr. Dietmar Mieth
E-Mail: dietmar.mieth@uni-tuebingen.de
4. Bernhard Waldenfels: Grundmotive einer Phänomenologie des Fremden,
Suhrkamp Verlag, 1. Auflage 2006; Übersetzung erfolgt ins Englische;
(Bewilligungsempfänger/Kontakt: Professor Dr. Laszlo Tengelyi, Philosophisches Seminar der Universität Wuppertal)
Kontakt
Universität Wuppertal
Prof. Dr. Laszlo Tengelyi
E-Mail: tengelyi@uni-wuppertal.de
5. Alfred Endres: Umweltökonomie. Lehrbuch, Verlag W. Kohlhammer,
3. Auflage 2007; Übersetzung erfolgt ins Englische;
(Bewilligungsempfänger/Kontakt: Professor Dr. Michael G. Faure, METRO Institute for Transnational Legal Research der Maastricht University)
Kontakt
Maastricht University
Prof. Dr. Michael G. Faure
E-Mail: metro.institute@facburfdr.unimaas.nl
6. Gerhard A. Ritter: Der Preis der deutschen Einheit.
Die Wiedervereinigung und die Krise des Sozialstaats.
Verlag C. H. Beck, 1. Auflage 2006; Übersetzung erfolgt ins Englische;
(Bewilligungsempfänger/Kontakt: Professor Dr. Hans Günter Hockerts, Historisches Seminar der Universität München)
Kontakt
Universität München
Prof. Dr. Hans Günter Hockerts
E-Mail: Hockerts@lrz.uni-muenchen.de
7. Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung und Bundesarchiv (Hrsg.):
Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland seit 1945. Band 1 – Grundlagen der Sozialpolitik. Nomos-Verlag Baden-Baden, 1. Auflage 2001;
Übersetzung erfolgt ins Englische;
(Bewilligungsempfänger/Kontakt: Professor Dr. Lutz Leisering vom Institut für Weltgesellschaft und Professor Dr. Werner Abelshauser von der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld sowie Professor Dr. Richard Hauser, Institut für Konjunktur, Wachstum und Verteilung der Universität Frankfurt am Main)
Kontakt
Universität Bielefeld
Prof. Dr. Lutz Leisering
E-Mail: lutz.leisering@uni-bielefeld.de
8. Sigmund Freud: Studienausgabe Band 1:
Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse und Neue Folge der Vorlesungen. S. Fischer Verlag, 15. Auflage 2007 sowie Ergänzungsband „Schriften zur Behandlungstechnik“. S. Fischer Verlag, 6. Auflage 2007;
Übersetzung erfolgt ins Chinesische;
(Bewilligungsempfänger/Kontakt: Dr. Tomas Plänkers, Forschungsinstitut für Psychoanalyse und ihre Anwendungen, Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt am Main)
Kontakt
Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt am Main
Dr. Tomas Plänkers
E-Mail: plaenkers@sigmund-freud-institut.de
9. Jürgen Hauschildt, Sören Salomo: Innovationsmanagement.
Verlag Franz Vahlen München, 4. Auflage 2007; Übersetzung ins Englische und Spanische;

(Bewilligungsempfänger/Kontakt: Professor Dr. Dietmar Harhoff, INNO-tec Institut für Innovationsforschung, Technologiemanagement und Entrepreneurship der Universität München)

Kontakt
Universität München
Prof. Dr. Dietmar Harhoff
E-Mail: harhoff@bwl.uni-muenchen.de
10. Joachim Blatter: Governance – theoretische Formen und historische Transformationen. Politische Steuerung und Integration in Metropolregionen der USA (1850-2000). Nomos-Verlag Baden-Baden, 1. Auflage 2007;
Übersetzung erfolgt ins Englische;
(Bewilligungsempfänger/Kontakt: Professor Dr. Wolfgang Seibel, Lehrstuhl Innenpolitik und öffentliche Verwaltung der Universität Konstanz)
Kontakt
Universität Konstanz
Prof. Dr. Wolfgang Seibel
E-Mail: Wolfgang.Seibel@uni-konstanz.de
11. Hermann Lödding: Verfahren der Fertigungssteuerung.
Grundlagen, Beschreibung, Konfiguration. Springer-Verlag Berlin Heidelberg,
2. erweiterte Auflage (noch unveröffentlicht);
Übersetzung erfolgt ins Englische;
(Bewilligungsempfänger/Kontakt: Professor Dr.-Ing. habil. Peter Nyhuis vom Institut für Fabrikanlagen und Logistik der Universität Hannover)
Kontakt
Universität Hannover
Prof. Dr.-Ing. habil. Peter Nyhuis
E-Mail: nyhuis@ifa.uni-hannover.de
Zur Initiative „Deutsch plus – Wissenschaft ist mehrsprachig“
Wesentliches Ziel der Förderinitiative „Deutsch plus – Wissenschaft ist mehrsprachig“ ist es, im Kontext wissenschaftlicher Mehrsprachigkeit dem Deutschen als Wissenschaftssprache und den in deutscher Sprache erarbeiteten wissenschaftlichen Resultaten und Erkenntnissen international angemessene Verbreitung und Gewicht zu geben.

Die Förderinitiative umfasst insgesamt vier Komponenten: Neben den genannten Übersetzungen herausragender deutschsprachiger wissenschaftlicher Werke in eine andere Weltsprache können des Weiteren Forschungsvorhaben zu Fragen der sprachlichen und kulturellen Prägung wissenschaftlichen Denkens und Arbeitens unterstützt werden. Ferner wird ein Veranstaltungsprogramm zum Thema „Wissenschaft ist mehrsprachig“ auf den Weg gebracht. Die Stiftung fördert zudem die Einrichtung von mehrsprachigen Studiengängen, diese Curricula sollen sich zugleich an ausländische und deutsche Studierende richten. Integriertes Studienziel ist die Beherrschung von mindestens zwei Sprachen auf wissenschaftlichem Diskursniveau. Über die Gewinner der ersten Wettbewerbsrunde informierten wir in der Pressemitteilung vom 20. Juni 2008 (vgl. www.volkswagenstiftung.de/service/presse.html?datum=20080620).

Media Contact

Dr. Christian Jung idw

Weitere Informationen:

http://www.volkswagenstiftung.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer