Viele Ärzte, eine Patientenakte

Ob Hausarzt oder Spezialist im Krankenhaus: Von der Diagnose bis zur Nachsorge werden Patienten häufig von mehreren Ärzten in Kooperation behandelt. Damit diese Versorgung nahtlos, unkompliziert und ohne Verlust von Daten abläuft, entwickeln Informatiker am Zentrum für Informations- und Medizintechnik des Universitätsklinikums Heidelberg eine neue elektronische Patientenakte: In einem Modellprojekt mit Kooperationspartnern im Rhein-Neckar-Kreis erarbeiten sie ein Softwaresystem, das digital gespeicherte, medizinische Informationen zu Patienten allen behandelnden Ärzten verfügbar macht.

Für die Präsentation des Projekts sind Oliver Heinze (Projektleiter), Zentrum für Informations- und Medizintechnik, und Professor Dr. Björn Bergh, Direktor des Zentrums für Informations- und Medizintechnik, auf der diesjährigen TELEMED, der ältesten Fachtagung im Bereich „eHealth“ in Deutschland und nationale Arbeitstagung des Berufsverbandes Medizinischer Informatiker BVMI e.V., im Juni 2008 mit dem TELEMED-Award 2008 für die beste Kurzpräsentation ausgezeichnet worden.

Sämtliche Informationen stehen vollständig zur Verfügung

„Eine effektive Versorgung der Patienten erfordert eine bessere Vernetzung der beteiligten Ärzte und Einrichtungen“, sagt Professor Dr. Björn Bergh, d.h. eine Verknüpfung der vorhandenen Krankenhausinformationssysteme (KIS) oder Arztpraxisverwaltungssysteme (AVS) ist erforderlich.

Hierfür haben die Informatiker des Universitätsklinikums Heidelberg im Rahmen des Projektes ISIS (Intersektorales Informationssystem) in Kooperation mit vier Krankenhäusern der Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH und der Firma ICW (InterComponentWare, Walldorf) ein Konzept erarbeitet: Die Patientenakte ISIS soll es ermöglichen, die für die Behandlung relevanten Informationen über gemeinsame Patienten auf elektronischem Weg einrichtungsübergreifend einzusehen. Dazu bietet ISIS allen Nutzern eine einheitliche, webbasierte Sicht auf die medizinische Dokumentation der Patienten. Ein Austausch der Systeme ist nicht nötig, die bisherigen Systeme in den Kliniken und Praxen bleiben bestehen und werden mit ISIS vernetzt. Für den Zugriff auf ISIS reicht ein normaler Internet-Zugang aus.

Alle Dokumente sind sofort zur Hand: Die ISIS-Akte enthält neben administrativen Patientendaten auch Diagnosen, Befunde, Arzt- und Entlassbriefe, Verlegungs- und OP-Berichte sowie Bilddokumente. Die Anforderungen des Datenschutzes sind umfassend berücksichtigt: Der Patient muss der Speicherung seiner Daten zustimmen, Zugriff ist nur für autorisierte Anwender im Rahmen des Behandlungszusammenhangs möglich.

Ziel ist die Gesundheitsakte mit persönlichem Zugriff für den Patienten

„Die Hardware- und Softwareinstallationen sowie die Konfiguration sind erfolgreich abgeschlossen, jetzt folgt die Testphase mit den Kooperationspartnern“, so Oliver Heinze. Verläuft diese zufriedenstellend, soll die elektronische Patientenakte zunächst weiteren Krankenhäusern und Arztpraxen zugänglich gemacht, dann zu einer elektronischen Gesundheitsakte erweitert werden. Hier haben die Patienten selbst Zugriff auf ihre persönliche Akte und können eigenständig Daten zu Ernährung, Blutdruck oder Befinden eintragen. Bei der elektronischen Gesundheitsakte hat der Patient alleinige Verfügungsgewalt, nur er erteilt seinem Arzt die Zugriffserlaubnis, wenn erwünscht auch nur zeitlich begrenzt.

„ISIS kann die Qualität der Patientenversorgung deutlich verbessern“, so Oliver Heinze. Sämtliche Informationen stehen schnell und vollständig auch im Notfall zur Verfügung, lästiges Zusammensuchen früherer Diagnosen und Behandlungsprotokolle entfallen, Mehrfachuntersuchungen werden vermieden. „Auf diese Weise können wir mit ISIS die neuen kooperativen Behandlungsformen optimal unterstützen“, sagt Oliver Heinze.

Kontakt:
Oliver Heinze
Zentrum für Informations- und Medizintechnik
Tel.: 06221 / 56 37571
E-Mail: oliver.heinze@med.uni-heidelberg.de

Media Contact

Dr. Annette Tuffs idw

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de

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