BMBF-Innovationspreis für UKM-Forscher: „Blutgerinnung wird transparenter“

Eine hohe Auszeichnung hat jetzt Prof. Dr. Stefan W. Schneider, Oberarzt an der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Münster (UKM) für ein fach- und ortsübergreifendes Forschungsprojekt erhalten, bei dem ein großes Rätsel der Blutgerinnung gelöst wurde. Zusammen mit seinen Kooperationspartnern aus Augsburg und Frankfurt ist er mit dem „Innovationspreis Medizintechnik“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ausgezeichnet worden.

Im Mittelpunkt des preisgekrönten Projektes steht dabei der „von-Willebrand-Faktor“. Dabei handelt es sich um ein Eiweißmolekül mit außergewöhnlichen Fähigkeiten bei der Blutgerinnung. Genau diesem Molekül konnte Prof. Schneider im vergangenen Jahr gemeinsam mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen sein letztes Rätsel entlocken. Bei Verletzungen wird das Molekül nämlich aktiv. Die entscheidende Frage lautete: Was ist der exakte Grund für die Aktivierung des Moleküls?

Mit Hilfe der an der Universität Augsburg entwickelten Methode eines „Mikrofluidikchips“ als „künstlichem Blutgefäß“ konnte der Münsteraner Mediziner gemeinsam mit seinem Bruder Dr. Matthias W. Schneider, Physiker an der Augsburger Hochschule, das Rätsel lösen. Bei der so genannten „surface acousitc wave“-Technologie wird auf einer Chipoberfläche von nur einigen Millimetern durch akustische Oberflächenwellen eine Strömung in einem nur wenige Mikrometer breiten Kanal erzeugt. Zum Abschluss der Forschungsarbeit stand fest: Der „von-Willebrand Faktor“ wird durch höhere Fließgeschwindigkeiten des Blutes aktiviert. Die biologische Funktion des Eiweißmoleküls wird rein durch mechanische Kräfte in Gang gesetzt.

Prof. Schneider: „Inaktiv ist der „von-Willebrand-Faktor“ eine wenige hundert Nanometer große Kugel, die man sich am besten als eine Art Mini-Wollknäuel vorstellen kann. Bei hohen Fließgeschwindigkeiten wird daraus ein bis zu einem Millimeter langer Faden.“ Und dieser Molekül-Faden ist extrem klebrig. Die Folge: Blutplättchen bleiben daran haften, ein kleiner Blutpfropfen wird gebildet und die Blutung wird gestoppt.

„Durch diese neue Chip-Technik wird die Blutgerinnung enorm transparenter“, blickt Schneider auf künftige Anwendungsmöglichkeiten des Forschungsprojektes. So könne etwa das individuelle Blutungsrisiko vor einer Operation, die Wirkung blutverdünnender Medikamente oder Störungen der Blutgerinnung bald zuverlässiger bestimmt werden. Neben Prof. Schneider und seinem Bruder waren auch Wissenschaftler aus Frankfurt und zwei Unternehmen an dem Projekt beteiligt.

Der „Innovationswettbewerb Medizintechnik“ wurde 2007 bereits zum neunten Mal durch das BMBF ausgerufen. Von insgesamt 92 Wettbewerbseinreichungen war das Forschungsprojekt über den „von-Willebrand-Faktor“ eines von nur vier Projekten, die ausgezeichnet wurden. Der Preis wurde im vergangenen Oktober verliehen. Die Arbeit wurde in der Zeitschrift Proc. Natl. Acad. Sci. 2007 publiziert.

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Stefan Dreising Universitätsklinikum Münster (UK

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-muenster.de/

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