Autobauer räumen beim ÖkoGlobe ab

Auslober des international anerkannten Umweltpreises waren das ÖkoGlobe-Institut der Universität Duisburg-Essen (UDE), die DEVK-Versicherungen und der TÜV-Rheinland. Schirmherr ist der Bundesumweltminister.

Über 110 Vorschläge gingen in den verschiedenen Kategorien ein. Beherrschende Themen waren Elektromobilität und Hybridfahrzeuge, Weiterentwicklungen bei Verbrennungsmotoren und im Leichtbau. Eine Innovationsfülle, denen Nachhaltigkeits-Investitionen auf breiter Linie vorausgegangen sind. „Dies ist das deutliche Zeichen, dass Nachhaltigkeit zum wichtigsten Innovationsthema der Autobauer geworden ist“, so Prof. Ferdinand Dudenhöffer, der Sprecher der ÖkoGlobe-Jury

Die Preisträger im Einzelnen
Mit der größten Elektrofahrzeug-Flotte hat Renault intensiv in die Mobilität von morgen investiert. Neben dem Spaßfahrzeug Twizy bietet die Firma das Nutzfahrzeug Kangoo, die Limousine Renault Fluence und ab Frühjahr 2013 den Renault ZOE als batteriebetriebene Fahrzeuge. Somit hat Renault das breiteste Angebot an Elektrofahrzeugen in Europa. Mit der Zero-Emission-Strategie schlägt Renault für seine Z.E.-Modelle einen neuen Vertriebsweg ein. „Elektromobilität und Infrastruktur für jeden Bedarf“ lautet das Motto.

Während die Kunden das Elektroauto konventionell kaufen, leasen oder finanzieren können, unterzeichnen sie einen getrennten Mietvertrag für die Lithium-Ionen-Akkus und spezielle Mobilitätsdienstleistungen. Der Kunde verfügt dadurch stets über eine einsatzfähige Batterie. Dies macht Elektromobilität noch attraktiver. Die Jury hat dieses Engagement von Renault zum Umstieg in neue Antriebe mit der Auszeichnung durch einen ÖkoGlobe gewürdigt. Der Renault Deutschland Vorstandsvorsitzender Achim Schaible hat den ÖkoGlobe entgegengenommen.

ÖkoGlobes gingen auch an Toyota für seinen Prius-Plug-in und Volvo für den Volvo V60 Plug-in-Hybrid. Beide Autobauer haben nahezu zeitgleich die wichtige Zwischenschritt-Technologie der Plug-In Hybride in den Markt gebracht. Die rein elektrische Reichweite des Toyota Prius-Plug-in beträgt 25 km. Beim Volvo ist die elektrische Reichweite auf 50 km ausgelegt. Obgleich in vielen Ländern, und dazu zählt auch Deutschland, sich Elektrofahrzeuge und Plug-In Hybride in nur sehr kleinen Stückzahlen verkaufen, sind die Fahrzeuge für die Mobilität von morgen von Bedeutung. Die ÖkoGlobes belegen, dass das Fahrzeugangebot für elektrisches Fahren mittlerweile vorhanden ist. „Die politischen Rahmenbedingungen, die Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen können fehlen bedauerlicherweise“, so Prof. Dudenhöffer.

Emissionsfrei fahren mit Brennstoffzellenantrieb

In der Kategorie Konzeptfahrzeug ging es darum, Technologien darzustellen, die in 20 und mehr Jahren in die Serien gehen können. Den ÖkoGlobe dieser Kategorie erhielt die Daimler AG für das Forschungsfahrzeug F 125!. Es demonstriert, wie in Zukunft emissionsfreies Fahren mit einem Brennstoffzellenfahrzeug nachhaltig und komfortabel umgesetzt werden kann. Dank einer besonders leistungsfähigen kompakten Lithium-Schwefel Batterie in Kombination mit einem Wasserstoffspeicher hat der F 125! eine Reichweite bis zu 1.000 km. Die Batterie kann induktiv geladen werden.

Der ÖkoGlobe für nachhaltige Antriebe ging in diesem Jahr an Ford. Mittlerweile hat der neue 1,0 Liter Ecoboost-Dreizylinder-Motor eine ganze Reihe von Auszeichnungen. Das Aggregat wird seit März 2012 im Ford Focus angeboten und kommt später neben Fiesta und Ka auch im Ford Mondeo zum Einsatz. Dies ist eine Neuausrichtung für Verbrennungsmotoren. Noch nie sind Drei-Zylinder in Kompakt- und Mittelklasse-Fahrzeugen angeboten worden. Zusammen mit dem serienmäßig verbauten Start-Stopp-System erreicht der Ecoboost im Ford Focus einen kombinierten Verbrauch von 4,8 l/100 km bei 109 g CO2 pro Kilometer (74 kW-Variante). Somit erzielt er im Kompakt-Segment Verbrauchs- und Emissions-Bestwerte und unterbietet vergleichbare konventionelle Benziner mit 1,6 Liter Hubraum um bis zu 20 Prozent.

Das CarSharing-System DriveNow erhielt ebenfalls einen ÖkoGlobe. Eingesetzt wird es bereits in Großstädten wie München und Berlin. Das CarSharing-Konzept ist stationsunabhängig und bietet daher hohen Komfort für die Nutzer. Fahrzeuge lassen sich spontan anmieten und abstellen. Feste Annahme- und Rückgabestationen werden nicht benötigt. Kunden können verfügbare Fahrzeuge im Internet, über eine Smartphone App oder einfach auf der Straße lokalisieren und anmieten. Das System ist „keyless“: Die DriveNow Fahrzeuge werden mit einem Chip auf dem Führerschein geöffnet/verschlossen und per Startknopf gestartet. „Es ist wie bei meinem Aktions-Projekt „Die Stadtstraße/Der Schlüssel steckt“, mit dem ich 1971 in Köln die Menschen aufgefordert habe, mit einem Ford Escort Tag und Nacht durch Köln an die Ziele ihrer Träume und Wünsche zu fahren“, so Jury-Mitglied HA Schult. „Kunst kann Dinge vordenken, auch bei der Mobilität“.

Folgsames Elektroauto

Wie wäre es, wenn dem Postboten sein Fahrzeug auf Schritt und Tritt folgt, und das mit elektrischem Antrieb. Das vom VW-Konzern und der Deutschen Post entwickelte Elektroauto eT! ist auf die Bedürfnisse des Stadtzustellverkehrs und die Optimierung der Abläufe eines Zustellers zugeschnitten. Das Fahrzeug ist wendig, platzsparend und kann dem Zusteller von Tür zu Tür folgen. Die ÖkoGlobe-Jury hat diese in Prototypen umgesetzte Vision einstimmig mit einem ÖkoGlobe ausgezeichnet. „Moderne Datentechnik und Antriebstechnik erlaubt Quantensprünge“, so die Jury in Ihrer Begründung.

Leichtbau ist zur Königsdisziplin bei Autobauern und Zulieferern geworden. Mit dem ÖkoGlobe wurden am 17. Oktober in Köln der norwegische Aluminium-Spezialist Hydro und der US-Zulieferer und Innenraumspezialist Johnson Controls ausgezeichnet. Hydro hat einen Weg gefunden, das Bruchdehnungsverhalten von Aluminium zu verbessern. Die Hydro-Alu-Legierung und der neue Fertigungsprozess ermöglichen Design und Bau komplexer, großformatige Karosseriebauteile aus einem einzigen Aluminium-Bleich, einer einzigen Legierung, bei geringeren Montagekosten zu realisieren.

JohnsonControls wurde für die Entwicklung eines neuen Sitzkonzepts, den ComfortThin-Sitz ausgezeichnet. Das neue Sitzkonzept zeichnet sich dank seiner 100 Prozent recyclingfähigen Taschenfederkerntechnologie um ein bis zu 20 Prozent geringeres Gewicht gegenüber einem Sitz aus herkömmlichen Schaumpolstern aus. Zusätzlich hat der Sitz ein schlankeres Profil, so dass bei gleichen Platzverhältnissen und Komfort für die Insassen ein Fahrzeug um 35 mm kürzer ausfallen kann, was einer Gewichtsersparnis von weiteren 4,5 kg entspricht.

Die Continental AG wurde für die Entwicklung und Produktion des Bremsrekuperationssystems MK 100 ESC Hybrid mit dem ÖkoGlobe ausgezeichnet. Wichtiges Kriterium beim MK 100 ESC Hybrid ist seine Massenmarkttauglichkeit. Das Conti-Rekuperationssystem überzeugt im Vergleich zu anderen Systemen durch seine niedrigen Kosten. „Nur wenn es gelingt Nachhaltigkeits-Innovationen auch finanziell erreichbar für die Menschen zu machen, werden sie erfolgreich“, so Jury-Sprecher Dudenhöffer, „Das hat uns als Jury überzeugt.“

Elektro-Lastenrad mit eigener Photovoltaikanlage

Erstmals wurde in diesem Jahr ein ÖkoGlobe für junge Unternehmen verliehen. „Gerade junge Unternehmen haben nur beschränkten Zugang zu Kapitalmärkten und können daher nur in kleinerem Rahmen investieren. Deshalb ist es wichtig, ihre Leistungen eigenständig zu würdigen“, so die ÖkoGlobe-Jury. Der Start-Up-Preis ging an das im Jahr 2009 gegründete Berliner Jungunternehmen Urban-e für sein Elektro-Lastendrad iBullit, das mit eigener Photovoltaik-Anlage durch Solarenergie gespeist werden kann.
Der ÖkoGlobe für Wirtschaft und Kultur ging an Prof. Dr. h.c. mult. Reinhold Würth. Der Vorsitzende des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe baute aus der 1945 gegründeten Schraubengroßhandlung seines Vaters die Würth-Gruppe auf. Heute ist der Weltmarktführer für Montage- und Befestigungsmaterial mit über 400 Gesellschaften in 84 Ländern aktiv, beschäftigt mehr als 65.000 Mitarbeiter und erzielt rund 10 Milliarden Euro Umsatz. Nachhaltigkeit ist die Schlüsselmaxime für Reinhold Würth – im Sinn von bleibenden Werten hat er sie in seinem Lebenswerk als Unternehmer, aber auch durch sein gesellschaftliches Engagement verwirklicht. Seine Sammlung umfasst über 15.000 Kunstwerke und wird der Öffentlichkeit in vier Museen in Deutschland bei kostenfreiem Eintritt sowie europaweit in zehn Kunstdependancen gezeigt.

Einen Ehren-ÖkoGlobe erhielten die ehemalige Umweltministerin Italiens Stefania Prestigiacomo sowie der chinesische Wissenschaftsminister Prof. Dr. Wan Gang. Prestigiacomo habe unter anderem dafür gesorgt, dass die Plastiktüte in Italien verschwand und das Mittelmeer wieder atmen kann, so der Aktionskünstler HA Schult. Prof. Dr. Wan Gang hat sich große Verdienste bei der Abwasserreinigung und der Elektromobilität erworben. „Für uns ist China nicht nur der große Zukunftsmarkt für die Automobilindustrie, sondern auch für den ÖkoGlobe. Deshalb sind wir stolz, Prof. Wan Gang auszeichnen zu können“, so ÖkoGlobe-Gründer HA Schult.
Der ÖkoGlobe 2012 fällt mit dem 140-jährigen Bestehen des TÜV-Rheinland zusammen, ein Unternehmen, das durch keine Persönlichkeit so geprägt wurde wie Prof. Bruno Braun, dem heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden. Braun ist leidenschaftlicher Ingenieur, der frühzeitig die Globalisierung des TÜV-Rheinland eingeleitet hat. Seine Vision, eine wissensgeprägte Prüfgesellschaft, die weltweit Sicherheit und Umweltverträglichkeit von technischen Produkten prüft und zertifiziert ist umgesetzt. Der TÜV Rheinland beschäftigt weltweit 16.000 Mitarbeiter und ist an 500 Standorten in 65 Ländern auf allen Kontinenten vertreten. Bruno Braun wurde mit dem ÖkoGlobe für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Der ÖkoGlobe ist der erste internationale Umweltpreis für die Mobilitätsindustrie und wird durch die DEVK Versicherungen, den TÜV Rheinland, den Aktionskünstler HA Schult in Zusammenarbeit mit dem ÖkoGlobe-Institut der Universität Duisburg-Essen verliehen. Initiiert wurde der ÖkoGlobe 2007 vom Aktionskünstler HA Schult.

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430

Media Contact

Beate Kostka idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

KI-basierte Software in der Mammographie

Eine neue Software unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, Brustkrebs im frühen Stadium zu entdecken. // Die KI-basierte Mammographie steht allen Patientinnen zur Verfügung und erhöht ihre Überlebenschance. Am Universitätsklinikum Carl Gustav…

Mit integriertem Licht zu den Computern der Zukunft

Während Computerchips Jahr für Jahr kleiner und schneller werden, bleibt bisher eine Herausforderung ungelöst: Das Zusammenbringen von Elektronik und Photonik auf einem einzigen Chip. Zwar gibt es Bauteile wie MikroLEDs…

Antibiotika: Gleicher Angriffspunkt – unterschiedliche Wirkung

Neue antimikrobielle Strategien sind dringend erforderlich, um Krankheitserreger einzudämmen. Das gilt insbesondere für Gram-negative Bakterien, die durch eine dicke zweite Membran vor dem Angriff von Antibiotika geschützt sind. Mikrobiologinnen und…

Partner & Förderer