Antennen gegen Blutkrebs

Mit der CAR-T-Zell-Technologie werden speziell auf den Krebstyp angepasste Rezeptoren (mit rotem Bereich) in die Immunzellen eingeschleust. So erkennen die Zellen den Krebs und können ihn zerstören. Grafik: CARAT Consortium

Die Freiburger Forscher entwickeln dafür effiziente und sichere Genscheren, mit denen der Bauplan der zellulären Antennen ins Erbgut der Immunzellen eingeschleust wird.

Außerdem suchen sie nach Wegen, wie das Verfahren auch gegen solide Tumore, wie beispielsweise Prostatakrebs, genutzt werden kann. Das Freiburger Projekt ist Teil des mit sechs Millionen Euro geförderten EU-Programms CARAT, dessen Ziel die Weiterentwicklung der bislang sehr aufwändigen CAR-T-Technologie ist.

CAR steht für ‚Chimeric Antigen Receptor‘. Für jede Krebsart werden spezifische Rezeptoren hergestellt, die die Merkmale des jeweiligen Krebses erkennen. Die Freiburger Forscher entwickeln für das Gesamtkonsortium die Genscheren, die auf der CRISPR-Cas-Methode basieren. Mithilfe der Genscheren wird der Bauplan der CAR in das Erbgut der T-Zellen eingebaut.

Dann produzieren die T-Zellen die Rezeptoren und platzieren sie auf der Zelloberfläche. Kommt eine Immunzelle in Kontakt mit einer Krebszelle, erkennt sie diese und zerstört sie. „Unsere CAR-T-Zellen sollen nicht nur hochselektiv Krebszellen erkennen, sondern sich jederzeit bei Bedarf abschalten lassen“, sagt Prof. Cathomen. Damit soll die Sicherheit der Methode weiter erhöht werden.

Außerdem arbeiten die Freiburger Forscher an Wegen, die CAR-T-Technologie auch bei soliden Tumoren einzusetzen. Hier standen die Forscher bislang vor dem Problem, dass das Tumorgewebe Faktoren produziert, welche die T-Zell-vermittelte Immunantwort hemmen.

Die Freiburger Forscher um Prof. Cathomen versuchen darum, diese Hemmung durch gezielte genetische Veränderungen der CAR-T-Zellen zu überwinden. Entsprechende Laborstudien laufen bereits.

Neben der Entwicklung der Genscheren und der Erweiterung auf solide Tumoren ist die Automatisierung der Herstellung der CAR-T-Zellen ein wichtiger Bestandteil des Großprojekts. „In Zukunft soll jedes Klinikum mit einem entsprechenden Reinraum die benötigten CAR-T-Zellen vor Ort selbst herstellen können“, sagt Prof. Cathomen.

Erste klinische Studien mit Erwachsenen und Kindern, die an einer sehr aggressiven Form der Akuten Lymphatischen Leukämie litten, geben Anlass zu großen Hoffnungen. Eine Studie der Universität von Pennsylvania berichtet von 89 Prozent geheilter Personen nach der Anwendung der CAR-T-Zellen.

Die amerikanische Aufsichtsbehörde ‚Food and Drug Administration‘ sieht dies als Durchbruch in der Therapie von bisher behandlungsresistenten Leukämieformen.

Kontakt:
Prof. Dr. Toni Cathomen
Direktor
Zentrum für Zell- und Gentherapie
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-34800
toni.cathomen@uniklinik-freiburg.de

Johannes Faber
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-84610
johannes.faber@uniklinik-freiburg.de

http://www.uniklinik-freiburg.de/nc/presse/pressemitteilungen/detailansicht/pres… Pressemitteilung: Auszeichnung für Genforscher
http://www.uniklinik-freiburg.de/izg.html Institut für Zell- und Gentherapie
http://www.carat-horizon2020.eu Website des Carat Consortiums

Media Contact

Benjamin Waschow idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer