Adolf Goetzberger ist Europäischer Erfinder des Jahres 2009 – EPA ehrt Gründer des Fraunhofer ISE für sein Lebenswerk

In Anwesenheit des tschechischen Parlamentspräsidenten Miloslav Vlek zeichneten EPA-Präsidentin Alison Brimelow und Heinz Zourek, Generaldirektor der Generaldirektion Unternehmen und Industrie, vor über 400 Gästen auf der Prager Burg insgesamt vier Erfinder aus.

Adolf Goetzberger wurde für seinen Beitrag zur kommerziellen Nutzung der Sonnenenergie gewürdigt, mit der er den Weg für Solarzellen als überzeugende Alternative zu fossilen Brennstoffen geebnet hat. „Es war ein spannender Weg bis hierher“, so Adolf Goetzberger. „Manchmal bin ich selbst überrascht, wie weit wir mit der Solarenergie heute schon sind und ich bin froh, dass ich lange genug lebe, um mich an den Früchten meiner Arbeit erfreuen zu können.“

Der für Unternehmen und Industrie zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission, Günter Verheugen, erklärte: „Die Preisträger sind eindrucksvoller Beleg für den menschlichen Ideenreichtum und die Bedeutung technologischer Innovation. Mit ihren Erfindungen haben sie weltweit Leben gerettet und die Umwelt geschützt. Sie haben aber mit ihrer Innovationskraft auch dazu beigetragen, in Europa Arbeitsplätze zu schaffen und die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.“

Ausgewählt wurden die vier Preisträger des „European Inventor of the Year“ von einer unabhängigen internationalen Jury. Ihr gehörten dieses Jahr unter anderem Jonathan Liebenau von der London School of Economics, der ehemalige CEO von ABB, Jürgen Dormann, die Unternehmerin und Präsidentin des italienischen Industrieverbands Confindustria, Emma Marcegaglia sowie der Generalsekretär des Europäischen Forschungsrats, Ernst-Ludwig Winnacker, an.

Unter den zahlreichen Innovationspreisen sticht der „European Inventor of the Year“ wegen seiner geographischen Reichweite und des einzigartigen Auswahlverfahrens hervor. Bei der Nominierung berücksichtigte die Jury Kandidaturen im Rahmen eines offenen Wettbewerbs und konnte auch auf das Fachwissen von Patentprüfern nationaler Patentämter und des EPA zurückgreifen. Zur Wahl standen Erfindungen, die vor dem 1.1.2004 vom EPA patentiert wurden und auch wirtschaftlich erfolgreich waren. Der Preis hat symbolischen Charakter und beinhaltet keine materielle oder finanzielle Belohnung.

Der „European Inventor of the Year“ wurde von der Europäischen Kommission und dem Europäischen Patentamt (EPA) 2006 gemeinsam ins Leben gerufen. Ausgezeichnet werden Erfinder und Erfindungen, die in Europa einen maßgeblichen und nachhaltigen Beitrag zum technischen Fortschritt und damit auch zur wirtschaftlichen Stärkung Europas geleistet haben. Der Preis wird jährlich in vier Kategorien verliehen. Neben Prof. Goetzberger für die Kategorie Lebenswerk waren die Ausgezeichneten in diesem Jahr Jürg Zimmermann (Schweiz) und Brian Druker (USA), Kategorie Industrie, für die Erfindung eines wirksamen Mittels gegen chronische myeloische Leukämie, welches bis dahin ungekannte Heilungsraten für diese heimtückische Krankheit ermöglicht; Joseph Le Mer (Frankreich), Kategorie KMU/Forschung, für die Erfindung eines Wärmetauschers, der Heizsysteme dank seiner genial einfachen Bauweise gleichzeitig günstig und energieeffizient macht; Zhou Yiqing (China), Kategorie Außereuropäische Staaten, für sein auf einem Kräuter-Wirkstoff beruhendes Medikament zur Bekämpfung der Malaria, das bis heute Hunderttausende von Leben gerettet hat.

Zum Preisträger Adolf Goetzberger
Adolf Goetzberger, der gemeinsam mit dem Fraunhofer ISE und langjährigen Wegbegleitern im vergangenen Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, hat die ersten 25 Jahre seines Berufslebens der Halbleitertechnologie gewidmet. Er arbeitete bei den ersten Adressen der US-Forschung: mit dem Nobelpreisträger und Miterfinder des Transistors William Shockley in Palo Alto, Kalifornien und in den Bell Laboratories in Murray Hill, New Jersey. 1968 holte ihn dann die Fraunhofer-Gesellschaft nach Deutschland zurück, als Leiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik IAF in Freiburg. 1971 ernannte ihn die Universität zum Honorarprofessor in der Fakultät für Physik. Während seiner aktiven Tätigkeit hat er zahlreiche Diplomanden und Doktoranden betreut. Ende der siebziger Jahre begann Goetzberger dann mit der Umsetzung seiner Vision, der Planung eines Solarforschungsinstituts innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft. 1981 startete das Fraunhofer ISE mit damals 18 Mitarbeitern. Welch beharrliche Pionierleistung hinter diesem Projekt stand, ist heute nur noch schwer nachzuempfinden. Goetzberger gelang es zudem, Geld für das Energieautarke Solarhaus zu akquirieren – ein bewohntes Großlabor mit einer bis heute wegweisenden Technik. Auch die Ansiedlung des Weltdachverbands der Solarenergie ISES in Freiburg, geht unter anderem auf sein Engagement zurück.

Als Prof. Goetzberger 1993 aus Altersgründen aus der Institutsleitung des Fraunhofer ISE ausschied, war das ISE bereits zum weltweit zweitgrößten Solarforschungsinstitut – nach dem National Renewable Energy Laboratory in den USA – gewachsen. Unter seinen Nachfolgern Prof. Joachim Luther, von 1993 bis 2006 und Prof. Eicke R. Weber seit 2006, entwickelt sich das Institut kontinuierlich weiter und ist mit heute 830 Mitarbeitern auch das zweitgrößte Institut innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft.

Als erster Deutscher wurde Adolf Goetzberger 1983 mit dem „J.J. Ebers Award“ der amerikanischen IEEE Electron Devices Society für seine herausragenden technischen Leistungen auf dem Gebiet der elektronischen Bauteile geehrt. Zu den zahlreichen solaren Auszeichnungen zählen: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg (1989), Bundesverdienstkreuz erster Klasse (1992), Achievement through Action Award (ISES, 1993), Ehrendoktorwürde der Universität Uppsala (1995), Farrington Daniels Award (ISES, 1995), Karl Boer Medaille (1997), Bequerel Prize (1997), William R. Cherry Award (IEEE, 1997), Einstein Award der Solar World AG (2006), European Solar Award (EUROSOLAR, 2006).

Nach wie vor ist Adolf Goetzberger mit unermüdlicher Kraft für die Solarenergie tätig, er berät das Fraunhofer ISE, kommt täglich zur Arbeit und schreibt Veröffentlichungen und Patente.

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Karin Schneider Fraunhofer Gesellschaft

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