40 Jahre “Farming Systems Research”: Gezielte Hungerhilfe dank Hohenheimer Forschung

Vor 40 Jahren gab Prof. Dr. Hans Ruthenberg mit seinem Standardwerk „Farming Systems in the Tropics“ den Anstoß zu einer kleinen Revolution der Entwicklungsforschung. Heute gehört der Systemansatz zum Standardrepertoire großer Entwicklungsorganisationen wie der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen, der Bill & Melinda Gates Stiftung und anderen, die mit wenig Geld große Wirkung erzielen wollen.

Grund genug für das Food Security Center diesen Erfolg zu feiern. Junge Forscher werden gemeinsam mit etablierten Wissenschaftlern den künftigen Beitrag des Forschungsansatzes zur Sicherung der Welternährung ausloten.

Die Ulmer Stiftung fiat panis verleiht auf dem World Food Day Colloquium den Justus von Liebig-Preis für Welternährung an den Bonner Agrarökonomen und renommierten Spitzenforscher Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim von Braun.

Mit der Veröffentlichung seines Buches „Farming Systems in the Tropics“ im Jahr 1971 fasste der Hohenheimer Prof. Dr. Hans Ruthenberg neue Ideen zur Systemforschung zusammen und sorgte für eine Aufbruchsstimmung in der Entwicklungsforschung. Man betrachtete dabei nicht mehr den Kleinbauern an und für sich, sondern differenzierte stärker nach Zielen und Bedürfnissen der Akteure.

Zwei Bauern, die beide Mais anbauen und ein paar Tiere halten, können beispielsweise sehr unterschiedlich auf Angebote reagieren, je nachdem ob sie ihren Schwerpunkt eher auf Tierhaltung oder eher auf Pflanzenproduktion setzen.

„Wir wissen aus der Vergangenheit, dass Kleinbauern Innovationen gerne aufgreifen. Nur müssen die Technologien verfügbar und an ihre Bedürfnisse angepasst sein“ erklärte der Hauptredner Prabhu Pingali. Der indische Volkswirt hat den Ansatz des Farming Systems Research während seiner Tätigkeit bei der FAO jahrelang vorangetrieben, mittlerweile arbeitet er in einer leitenden Stellung bei der Bill & Melinda Gates Stiftung.

„Die Bekämpfung von Hunger und Armut erfordert komplexe Lösungen“ so Pingali weiter. Hier kommt der Ansatz des „Farming Systems Research“ wieder ins Spiel. Mit seiner Hilfe lassen sich Erkenntnisse aus einer Region auf andere übertragen und Erfolgsrezepte können leichter an neue Gegebenheiten angepasst werden. Damit können die beschränkten Mittel der Entwicklungsförderung gezielter und effektiver eingesetzt werden.

Lösungsansätze für künftige Herausforderungen
Wie groß der Bedarf an differenzierten Lösungen künftig sein wird, zeigt eine Diskussionsrunde mit Nachwuchswissenschaftlern, da Klimawandel, Ressourcenverknappung und Bevölkerungswachstum die Nahrungssicherheit weltweit bedrohen. In einer zweiten Diskussionsrunde wird die Bedarfsanalyse der Jugend von etablierten Wissenschaftlern aufgegriffen und daraus Lösungsansätze formuliert.
Stiftung fiat panis ehrt Prof. Dr. Dr. h.c. von Braun
Die Ulmer Stiftung fiat panis, die das erste World Food Day Colloquium finanziert, nimmt die Veranstaltung zum Anlass, den Justus von Liebig-Preis für Welternährung zu vergeben. Er geht in diesem Jahr an den weltweit anerkannten Agrarökonom Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim von Braun, Direktor und Mitbegründer des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn. Als ehemaliger Generaldirektor des International Food Policy Research Institute in Washington (IFPRI) ist er international der renommierteste deutsche Wissenschaftler im Bereich der Ernährungssicherung.

Der Justus von Liebig-Preis für Welternährung würdigt herausragende Leistungen zur Verbesserung der Welternährung oder zur Linderung der Folgen von Mangel- und Fehlernährung und wird jedes zweite Jahr verliehen. Er ist mit 25.000 Euro dotiert.

Das Food Security Center, Organisator der Veranstaltung, leistet weltweit einen innovativen und wirkungsorientierten wissenschaftlichen Beitrag zur Verminderung von Hunger und Verbesserung der Ernährungssicherung. Basierend auf einem interdisziplinären Ansatz in Lehre, Forschung und Politikberatung arbeitet das FSC eng mit nationalen und internationalen Organisationen sowie mit Institutionen im Hochschulwesen aus Entwicklungsländern zusammen. Forschungsthemen sind dabei Verfügbarkeit, Verwendung, Qualität und Sicherheit von Nahrungsmitteln sowie der Zugang zu ihnen.

Text: Weik / Kranz / Klebs

Kontakt für Medien:
Dr. Detlef Virchow, Universität Hohenheim, Food Security Center
Tel.: 0711/459-24451, E-Mail: detlef.virchow@uni-hohenheim.de

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Weitere Informationen:

http://www.uni-hohenheim.de

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