Smat Grids: Stromabrechnung – leicht gemacht!

Der liberalisierte Strommarkt ist durch eine Vielzahl von Stromerzeuger und Netzbetreiber sehr komplex geworden. Für die einfache und korrekte Abrechnung der Stromflüsse hat Siemens eine Software Plattform entwickelt.

Siemens verbessert die Abrechnung der vielfältigen Geschäftsprozesse in einem immer komplexer werdenden Energiemarkt. Damit vereinfacht sich das Zusammenspiel zahlreicher Marktteilnehmer. Nötig ist das, weil moderne, liberalisierte Strommärkte sehr komplex geworden sind: Verbraucher können ihren Lieferanten frei wählen.

Dazu kommt, dass unzählige kleinere Energieerzeuger in die untere Stromnetzebene, das Verteilnetz, einspeisen, und dass auch große Energiemengen über weite Strecken zu den Verbrauchszentren geleitet werden. Weil der Strom dabei durch das Netz eines meist fremden Betreibers fließt, muss dessen Nutzung jeweils abgerechnet werden.

Für die einfache und korrekte Abrechnung dieser Stromflüsse hat Siemens nun den Market Transaction Manager entwickelt, eine Software-Anwendung für die Datenplattform für Smart Grids, EnergyIP.

Da der größte Anteil elektrischer Energie nicht gespeichert, sondern immer sofort verbraucht wird, prognostizieren Netzbetreiber ständig den erwarteten Verbrauch für einen bestimmten Netzbereich. Dann stellen sie die passende Energiemenge bereit, indem sie Stromeinkäufe tätigen oder – falls vorhanden – Strom eigener Kraftwerke verplanen.

Die Differenz zwischen tatsächlich verbrauchter und prognostizierter Energie muss dann nachträglich verrechnet werden. Auch Netzverluste, die bei jedem Stromtransport anfallen, müssen korrekt beziffert werden.

Allein in Deutschland: 1.000 Stromanbieter und mehr als 900 Netzbetreiber

Bisher regeln bilaterale Verträge diese Nachberechnungen zwischen jedem einzelnen Stromlieferanten und Netzbetreiber. Je mehr Teilnehmer am Markt agieren – in Deutschland gibt es zum Beispiel mehr als 1.000 Stromanbieter und mehr als 900 Netzbetreiber– desto komplexer gestalten sich diese Abrechnungen. Dazu kommt, dass nicht für alle Übergabepunkte zu jedem Zeitpunkt Zählerdaten vorliegen, so dass zum Teil über Zeiträume von mehr als einem Jahr zurück nachträglich korrigiert werden muss.

Künftig sollen deshalb zentrale Plattformen für Zählerdaten – sogenannte Data Hubs – sämtliche Verbrauchs- und Einspeisedaten sammeln, überprüfen und allen Marktteilnehmern zeitnah zur Verfügung stellen. Der Vorteil einer solchen zentralen Plattform besteht neben der einheitlichen Datenbasis darin, dass die bilateralen Absprachen zwischen den jeweiligen Akteuren entfallen. So erhalten kleinere oder jüngere Unternehmen leichteren Zugang zum Markt.

Mit der Einführung intelligenter Stromzähler, die zum Teil alle 15 Minuten einen Messwert ablesen, fallen außerdem ungeheurere Datenmengen an, für deren Verarbeitung sonst jeder einzelne Netzbetreiber eine Lösung bräuchte. Zudem lassen sich neue Regulierungen von Seiten der Gesetzgeber in einer zentralen Plattform einfacher umsetzen. Ein solcher Data Hub, der große Datenmengen effizient verarbeitet und für weitere Auswertungen bereitstellt, ist EnergyIP von Siemens, eine Softwarelösung für die umfassende Verarbeitung von Zählerdaten.

Wechsel des Stromanbieters – schnell und einfach abgerechnet

Auf dieser Plattform setzt nun die von Siemens entwickelte Applikation Market Transaction Manager auf. Sie agiert als Datendrehscheibe für die angeschlossenen Marktteilnehmer – Verbraucher, Kleinerzeuger (sogenannte Prosumer), Netzbetreiber, Lieferanten, große Energieerzeuger – und stellt ihnen die für ihre Geschäftsprozesse nötigen Informationen bereit.

Ein Beispiel ist der Wechsel des Stromanbieters. Er könnte im Energiemarkt der Zukunft wesentlich häufiger vorgenommen werden und müsste daher schnell sein. Hier hilft die neue Datendrehscheibe: Meldet ein Teilnehmer einen Lieferantenwechsel zu einem bestimmten Zeitpunkt an, so wird zunächst die Zulassung des neuen Lieferanten geprüft und dann für die diesem Verbraucher zugeordneten Zähler der Tag des Wechsels und der aktuelle Zählerstand festgeschrieben. Außerdem wird die Historie abgespeichert, also an welchem Zähler zu welchem Zeitpunkt welcher Lieferant hinterlegt war, um korrekte Nachberechnungen für mehrere Jahre zu garantieren.

Zählerstände von Millionen Messpunkten korrekt nachgeführt

Eine weitere Funktion ist die Bilanzierung, also die Abrechnung der Differenz zwischen tatsächlichem und prognostiziertem Verbrauch. Der MTM aggregiert regelmäßig – beispielsweise täglich – die Zählerdaten aller von einem Lieferanten versorgten Verbraucher. Weil bei der Vielzahl an Zählern – je nach Größe des Netzbereichs können das viele Tausend bis hin zu Millionen sein – nie alle Messwerte korrekt vorliegen, werden die fehlenden Daten anhand von Lastprofilen abgeschätzt.

Nach einer bestimmten Zeit – zum Beispiel nach einigen Tagen – ist die Datenlage stabil genug, um die Verbräuche abzurechnen. Der MTM führt dann eigenständig sämtliche Korrekturen der bis dato noch nicht vorliegenden Messwerte nach und stellt sie den Marktteilnehmern regelmäßig – beispielsweise am Ende des Monats – zur Nachberechnung zur Verfügung. Ähnlich ermittelt der MTM Netzverluste, also die Differenz zwischen eingespeister und entnommener Energie, und sorgt für eine zuverlässige nachträgliche Korrektur bei fehlenden Messwerten, wenn etwa Zähler nur in größeren Zeitabständen ablesen.

Anwendung auch im Gas- und Wassermarkt möglich

In einem liberalisierten Strommarkt werden künftig weitere Geschäftsprozesse und Akteure hinzukommen. Beispielsweise werden Dienstleister am Markt agieren, die im Auftrag von Großverbrauchern deren Energiekosten optimieren und daher als Stromeinkäufer agieren. Auch die Einführung intelligenter Stromzähler in Privathaushalten wird weitere, neue Geschäftsmodelle hervorbringen. Eine zentrale Datenplattform im Zusammenspiel mit einer Datendrehscheibe, die alle Informationen für die jeweiligen Geschäftsprozesse passend aufbereitet, kann diese Entwicklungen flexibel begleiten und fördern. Die Lösung ist überdies nicht auf elektrische Energie beschränkt sondern eignet sich beispielsweise auch für den Gas- oder Wassermarkt. Erste Anwendungen gibt es bereits: 2017 wird zum Beispiel der staatliche norwegische Netzbetreiber die Datenplattform elhub mit angeschlossener Datendrehscheibe für Geschäftsprozesse in Betrieb nehmen.

Quelle für die Anzahl der Netzbetreiber und Stromlieferanten in Deutschland

Norbert Aschenbrenner

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