Neuer Kraftstoff für die Nachölzeit – TU Freiberg und Industrie starten Forschungsprojekt

In einem gemeinsamen Projekt wollen die Chemieanlagenbau Chemnitz GmbH (CAC) und die TU Bergakademie Freiberg die innovative Technologie erstmals zur Marktreife führen. In Freiberg entsteht dazu eine Versuchsanlage, deren Bau und Erprobung das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit (SMWA) maßgeblich fördert.

Hochoktaniges Benzin wird für energiesparende und umweltschonende Fahrzeuge in Zukunft ein Muss. Es hilft, den Kraftstoffverbrauch und damit auch den Schadstoffausstoß zu senken. Um den (weltweit steigenden) Bedarf zukünftig zu decken und gleichzeitig die Abhängigkeit von Erdöl zu senken, erproben Freiberger Wissenschaftler zusammen mit Chemnitzer Anlagenbauern eine neue Technologie. Sie verspricht eine höhere Benzinausbeute bei geringeren Kosten.

Ausgangsstoff des Verfahrens ist dabei nicht mehr Erdöl, sondern ein gasförmiger fossiler Energieträger. Perspektivisch ist auch der Einsatz von Kohle oder nachwachsenden Rohstoffen möglich. „Die erfolgreiche Umsetzung dieser innovativen Technologie wird Sachsen als Forschungs- und Produktionsstandort für nachhaltige Energietechniken weiter befördern“, so Wirtschafts- und Arbeitsminister Thomas Jurk (SPD). „Ich bin mir sicher, dass sich dies auch positiv auf die Wirtschaftskraft des sächsischen Anlagenbaus und auf den Erhalt und die Schaffung zukunftssicherer Arbeitplätze auswirkt“.

Vor allem der Einsatz von Erdölbegleitgasen scheint vielversprechend. „Mit den Erdölbegleitgasen ließe sich der jährliche Energieverbrauch in ganz Deutschland decken“, erläutert Prof. Bernd Meyer, Direktor des Instituts für Energieverfahrens¬technik und Chemieingenieurwesen. Bisher wurden diese Gase, die sich in Erdöllagerstätten bilden, größtenteils abgefackelt, unter anderem auf Grund von Problemen beim Transport. Nun kann man aus ihnen in Zukunft Kraftstoff gewinnen. „Die neue Technologie macht es möglich, das Gas direkt am Förderloch in transportfähiges Benzin zu verwandeln und so weiter zu nutzen. Gleichzeitig können dadurch CO2-Emissionen reduziert werden, die bei der bisherigen Verbrennung des Gases weltweit in einer Größenordnung von jährlich 100 bis 150 Mio. t anfallen.“ Die Benzin-Versuchsanlage, die in Freiberg entsteht, wird dieses Verfahren zunächst mit Synthesegas aus Erdgas erproben.

Der Standort auf dem Gelände des Lehr- und Forschungsbergwerks „Reiche Zeche“ ist dafür ideal gewählt. Dort befindet sich bereits eine weitere Versuchsanlage des IEC, die HP-POX. Die Anlage erzeugt mittels eines Hochdruck-Verfahrens Synthesegase aus gasförmigen oder flüssigen Kohlenwasserstoffen. Diese Gase sind ein optimaler Ausgangsstoff für die neuartige Benzinsynthese.

Kontakt:
Prof. Bernd Meyer
TU Bergakademie Freiberg
Institut für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen
Fuchsmühlenweg 9
09599 Freiberg
Tel.: 03731 / 39 45 10
E-Mail: bmeyer@iec.tu-freiberg.de

Media Contact

Christian Möls idw

Weitere Informationen:

http://www.tu-freiberg.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Energie und Elektrotechnik

Dieser Fachbereich umfasst die Erzeugung, Übertragung und Umformung von Energie, die Effizienz von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und letztlich die Energienutzung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Windenergie, Brennstoffzellen, Sonnenenergie, Erdwärme, Erdöl, Gas, Atomtechnik, Alternative Energie, Energieeinsparung, Fusionstechnologie, Wasserstofftechnik und Supraleittechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer