Energie von Mikroben für Klärschlammtrocknung

<br>

Die neue mechanisch unterstützte Biotrocknung MEB (Mechanically Enhanced Biodrying) benötigt dabei keine von außen zugeführte Wärme wie thermische Trocknungsverfahren, sondern nutzt die von den Mikroben des Schlamms produzierte Energie. So spart sie im Vergleich zu thermischen Trocknungsverfahren 30 Prozent an Betriebskosten ein.

Das Verfahren soll erstmals in einer großen Abwasseraufbereitungsanlage im chinesischen Shenyang eingesetzt werden. Ab Herbst 2012 wird sie 1.000 Tonnen Nassschlamm pro Tag trocknen. Sie wird die größte Klärschlammbehandlungsanlage der Welt sein, die mit einem nicht-thermischen Verfahren arbeitet.

Bei der Abwasserreinigung fallen große Mengen an dünnflüssigem Klärschlamm mit geringem Feststoffanteil an. Für Weiterverwertung, Deponierung oder Verbrennung muss dieser meist erst entwässert werden, was häufig durch Pressen geschieht. So kann ein Feststoffgehalt von etwa 20 Prozent erreicht werden. In manchen Ländern wird dieser stichfeste Schlamm als Dünger auf Felder ausgebracht oder deponiert. In einigen Ländern ist dazu aber ein Feststoffgehalt von mindestens 60 Prozent vorgeschrieben, wie auch in China kürzlich per Gesetz festgelegt.

Um diesen hohen Feststoffgehalt zu erreichen, muss der Schlamm getrocknet werden. Das funktioniert mit thermischen Verfahren sehr schnell, aber mit großem Energieaufwand, oder mit Hilfe der Sonne, was aber bis zu zwei Monate dauern kann.

Die Siemens-Lösung erhöht innerhalb von etwa 22 Tagen den Feststoffgehalt des Klärschlamms von 20 auf 65 Prozent, sodass das Produkt als Dünger oder Brennstoff dienen oder in Deponien entsorgt werden kann. Die für die Trocknung nötige Wärme erzeugen biologische Prozesse. Mikroben bauen Nährstoffe im Schlamm ab und erzeugen dabei Wärme. Allein mechanische Energie für Belüftung und Durchmischung des Schlamms ist noch notwendig, um die biologischen Prozesse in Gang zu halten.

Ein sechsmonatiger Pilottest auf einer Kompostieranlage in Merrimack im US-Bundesstaat New Hampshire hat gezeigt, dass dieses Verfahren selbst bei Umgebungstemperaturen von bis zu minus zehn Grad Celsius funktioniert. Der Klärschlamm wird in dem kontrollierten Prozess automatisch belüftet und durchmischt. Das System ist eingehaust, sodass etwaige Gerüche durch einen Biofilter abgefangen werden können. Besonders geeignet ist das neue Verfahren für Entwicklungsländer, in denen Energie rar, aber dafür viel Fläche vorhanden ist. (IN 2012.08.3)

Media Contact

Dr. Norbert Aschenbrenner Siemens InnovationNews

Weitere Informationen:

http://www.siemens.de/innovation

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Energie und Elektrotechnik

Dieser Fachbereich umfasst die Erzeugung, Übertragung und Umformung von Energie, die Effizienz von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und letztlich die Energienutzung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Windenergie, Brennstoffzellen, Sonnenenergie, Erdwärme, Erdöl, Gas, Atomtechnik, Alternative Energie, Energieeinsparung, Fusionstechnologie, Wasserstofftechnik und Supraleittechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Neue Lösungsansätze für wachsende Resistenzen gegen Pilzmedikamente

Resistenzen gegen Pilzmedikamente (sog. Antimykotika) stellen Gesundheitssysteme weltweit vor große Herausforderungen. Auch in Österreich erkranken jährlich etwa 130.000 Menschen an Pilzinfektionen, die oftmals auch tödlich enden können. Mit dem neuen…

Partner & Förderer