NRW baut Kompetenzen auf dem Gebiet der Kernenergieforschung aus

Nordrhein-Westfalen soll seine Kompetenzen auf dem Gebiet der Kernenergie- und Kernsicherheitsforschung erhalten und weiter ausbauen. Dies kündigte Innovationsminister Prof. Andreas Pinkwart heute in Düsseldorf an. Die RWTH Aachen und das Forschungszentrum Jülich werden gemeinsam mit Unterstützung des Landes NRW drei Professuren – anders als unter der Vorgängerregierung geplant – besetzen und zusätzlich eine weitere Professur einrichten. Alle vier Forscher werden nach den bewährten Kooperationsmodellen auch im Forschungszentrum Jülich tätig sein. Zugleich gaben die Unternehmen RWE Power AG und ThyssenKrupp Steel AG bekannt, die Ausstattung der Lehrstühle mit 3,5 Millionen Euro zu unterstützen.

„Noch hat NRW international anerkannte Kompetenz auf dem Gebiet der Kernenergieforschung. Hier allerdings drohte uns ein Fadenriss. Dies haben wir durch die Stärkung der Forschung in Aachen und Jülich verhindert“, sagte Pinkwart. Dies sei aus drei Gründen eminent wichtig.

Erstens gebe es einen großen Bedarf an kompetentem Nachwuchs in Deutschland, sowohl in der Forschung als auch bei Betreibern, Bewilligungsbehörden und Überwachungsstellen. „Wir müssen eigenen Nachwuchs ausbilden, wenn wir nicht bald gezwungen sein wollen, Know-how aus dem Ausland einzukaufen“, sagte Pinkwart.

Zweitens dürfe sich Deutschland nicht aus der Entwicklung höchster Sicherheitsstandards ausklinken: „Solange wir Kraftwerke betreiben und folglich auch entsorgen müssen, solange wir Kerntechnologie exportieren und im Ausland noch Anlagen betrieben werden, die von deutschen Unternehmen gebaut worden sind, sehe ich eine rein praktische, aber auch moralische Verpflichtung, weiter auf dem Gebiet forschend und auch ausbildend tätig zu sein“, sagte Pinkwart.

Drittens müsse Deutschland, so Pinkwart, auf einen breiten Energiemix setzen, zu dem auch die Kernenergie gehöre. „NRW ist Energieland Nr.1, und wir wollen auch Energieforschungsland Nr. 1 werden. Dazu gehört die Forschung an erneuerbaren Energien genauso wie an der friedlichen Nutzung der Kernenergie, und zwar aus ökologischen wie auch aus ökonomischen Gründen. Wenn man erstens den Ausstoß des Treibhausgases CO2 reduzieren und zweitens den Standort Deutschland nicht in weitere Turbulenzen stürzen will, müssen wir in den nächsten Jahrzehnten die fossilen Energieträger stärker durch erneuerbare Energien ersetzen. Gleichzeitig aus der Kernenergie auszusteigen, ist schlicht unmöglich. Daher brauchen wir die Kernenergie als Übergangstechnologie, bis wir sie ersetzen können. Wir dürfen keine Energiequelle aus ideologischen Gründen ausschließen“, sagte Pinkwart und sprach sich zugleich für eine Verlängerung der Laufzeiten deutscher Kernkraftwerke aus.

Wer auch in Zukunft Kernenergie verantwortungsvoll einsetzen wolle, müsse Antworten auf die zentralen Fragen in den Punkten Sicherheit, Entsorgung und Reaktortechnik haben, sagte Pinkwart. „Hier darf sich Nordrhein-Westfalen nicht aus der Spitzenforschung verabschieden, sondern muss im Gegenteil seine exzellenten Forschungszentren wie Aachen und Jülich stärken.“

Die RWTH Aachen wird dazu drei Professuren (Reaktorsicherheit und Reaktortechnik; Modellbildung und Simulationen in der Kerntechnik; Ver- und Entsorgung von Kernbrennstoffen) nachbesetzen; das Forschungszentrum Jülich wird eine vierte Professur für Nukleare Entsorgung und Abfallbehandlung unmittelbar wiederbesetzen. RWE Power AG und ThyssenKrupp Steel AG investieren ab 2007 insgesamt 3,5 Millionen Euro in Erstausstattung und Forschungsinfrastruktur.

„Es wäre leichtfertig und unverantwortlich, die weltweit anerkannten Forschungsarbeiten von Herrn Professor Schulten (RWTH Aachen in Zusammenarbeit mit dem FZ Jülich) im Bereich des Hochtemperatur-Reaktors HTR und die in diesem Zusammenhang aufgebauten Kompetenzen aufzugeben“, sagte der Rektor der RWTH Aachen, Prof. Burkhard Rauhut.

Innovationsminister Pinkwart kündigte an, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass Deutschland sich offiziell dem zwischen den großen Industrienationen wie USA, Frankreich, Japan oder Großbritannien geschlossenen Zusammenarbeitsvertrag bei der Entwicklung neuer Reaktorgenerationen anschließt. „Ich möchte, dass Nordrhein-Westfalen sich beteiligt an der Entwicklung von Reaktoren der IV. Generation. Hierbei geht es um effizientere, inhärent sichere und entsorgungsärmere Reaktoren.“ Pinkwart verwies auch auf die Möglichkeit, dass NRW nach dieser Entscheidung auch im Bereich Kernenergieforschung am 7. EU-Forschungsrahmenprogramm, das 2007 beginnt und insgesamt ein Volumen von rund 54 Milliarden Euro besitzt, erfolgreich teilnehmen kann.

Mit der Stärkung der Kernenergieforschung setzt NRW einen weiteren Baustein der Innovationsstrategie um. In dem entsprechenden Kabinettbeschluss vom 5. September heißt es: „Die Landesregierung begrüßt die Ankündigung der Bundesministerin für Bildung und Forschung, die Forschungsmittel für Kernenergie- und -sicherheitsforschung zu erhöhen. NRW unterstützt dies und sieht in den Forschungseinrichtungen an den Standorten Jülich und Aachen wichtige Partner für ein solches Programm.“

Media Contact

André Zimmermann idw

Weitere Informationen:

http://www.innovation.nrw.de

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