Normen sind Voraussetzung für die Exportweltmeisterschaft Deutschlands

So lautet der Tenor des „Weltkongresses der Elektro- und IT-Branche“, der vom 25. bis 29. September 2006 in Berlin stattfindet. Rund 2000 Experten aus aller Welt waren der Einladung des VDE und der DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik im DIN und VDE) gefolgt.

Die International Electrotechnical Commission (IEC) feiert in Berlin ihr einhundertjähriges Jubiläum. Zu Beginn der Jahrestagung wurde die Federführung für die Nanoelektronik-Normung an Deutschland übertragen. Damit werde die internationale Vorreiterrolle des Landes in dieser Spitzentechnologie gewürdigt, so der VDE.

Das Fachprogramm des Normungs¬gipfels reicht von mobiler Breitbandkommunikation über Smart House und Funktionale Sicher¬heit bis hin zu Photovoltaik, Nano- und Medizintechnik. „Wir empfinden es als hohe Auszeichnung, dass wir mit der Jubiläumstagung der Welt¬normungsorganisation betraut wurden“, erklärt Enno Liess, Vorstandsvorsitzender des VDE.

Internationale Normen spielen eine entscheidende Rolle für den Welthandel. In der innovationsstarken Elektro- und Informationstechnik eröffnen sie große Wachstumspotentiale und bilden die Basis für die Exporterfolge der deutschen HighTech-Industrie. Allein für Deutschland wird der volkswirtschaftliche Nutzen der Normung auf über 16 Mrd. Euro jährlich beziffert, so Dietmar Harting, Vorsitzender der DKE und DIN-Präsident.

GSM-Norm als Paradebeispiel

Als einer der „Erfinder“ der elektrotechnischen Normung – die erste VDE-Vorschrift 0100 zur sicheren Erstellung elektrotechnischer Anlagen wurde bereits 1895 veröffentlicht – arbeitet der VDE intensiv an deren internationalen Harmonisierung von Normen und Standards in den Spitzentechnologien. Mehr als 50 Prozent der gesamten deutschen Industrieproduktion und über 80 Prozent der Exporte hängen heute von der Elektro- und Informationstechnik ab. Aufwendungen für die Normung sind ein signifikanter Bestandteil von F+E-Budgets in der Elektro- und IT-Branche und für Innovationen mindestens so bedeutsam wie Patente, so der VDE. Bei HighTech-Produkten kann die Normung bis zu 40 Prozent des Umsatzes beeinflussen. Paradebeispiel für einen erfolgreichen Weltstandard ist die GSM-Norm (Global System for Mobil Communication). Sie ermöglicht rund einer Milliarde Menschen in 130 Ländern, ihr Handy zur weltumspannenden Kommunikation zu nutzen.

Smart Home: Erste Normen kommen noch in diesem Jahr

Ein weiteres Beispiel für neue Normungsschwerpunkte ist der Bereich Smart Home. Das Marktpotenzial für intelligente Haussysteme ist riesig. Die Herausforderung für die Normung besteht darin, unterschiedliche Systeme wie Energiemanagement, Kommunikation, medizinische Überwachung oder Konsumgüterbestellung in einem funktionellen Gesamt¬system zu vernetzen. Unter deutscher Federführung von VDE/DKE werden derzeit auf EU-Ebene Systemaspekte, Netzwerke, Protokolle, Anwendungen und Dienstleistungen zu einem Smart House-Modell entwickelt. Erste Normen werden noch in 2006 erwartet. Ähnliche Impulse werden von der Normung beispielsweise bei RFID (Radio Frequency Identification) oder in der Telemedizin erwartet.

Auch die medizinische Diagnostik erhielt mit den DIN EN- und VDE-Normen zur Supraleitfähigkeit neue Impulse. Die Standardisierung von so genannten Wechselstrom-Messverfahren schafft in einem Schneeball-Effekt die Basis für neue Innovationen. In der Telemedizin werden aktuell Normen dafür entwickelt, wie im Körper implantierte Sensoren ihre Werte aufnehmen, an einen Sender übertragen und diese automatisch in Formaten an die Krankenhäuser oder den Arzt übertragen können. Eine ebenso große Bedeutung hat die Normierung für die Neuroprothetik in der Biomedizin oder minimalinvasive Eingriffe.

Automobilbau und Anlagentechnologie als weitere Trumpfkarten

Ein weiteres Beispiel liefert die Automobilindustrie: Durch die Normung für das Zusammenspiel von Aktoren und Sensoren sowie Regelungs- und Steuerungsmechanismen konnte die Wertschöpfung am Auto wesentlich vergrößert werden. Ihr Anteil am Gesamtwert beträgt heute ca. 30 Prozent. Der Durchschnittswert der Elektronik an Bord dürfte von 2220 Euro (2004) bis auf 4150 Euro im Jahr 2015 steigen – bei einer gleichzeitigen Steigerung der weltweiten Wertschöpfung bei Elektrik und Elektronik von 127 Milliarden Euro auf 316 Milliarden Euro.

Auch in der Anlagentechnologie verfügt Deutschland über gute Karten: So sind deutsche Firmen sind in der Elektronenstrahl-Schmelztechnologie für Legierungen und reinste Metalle weltweit führend. Unter maßgeblicher Beteiligung deutscher Experten wurden die IEC-Sicherheitsnorm IEC 60519-7 sowie die IEC-Prüfnorm IEC 60703 für industrielle Elektrowärmeanlagen mit Elektronenkanonen an den aktuellen Stand der Technik angepasst.

Media Contact

Rolf Froböse Rolf Froböse

Weitere Informationen:

http://www.vde.com

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