Elefantengras soll Europas Energiebedarf decken

4-Meter hohes Gras soll bald Stromquelle werden

Begeistert äußern sich Experten aus Großbritannien und den USA über eine Verwertung von Elefantengras zur Herstellung von Strom. Beim derzeit in Dublin stattfindenden Festival of Sciences wurde das Miscanthus-Gras jedenfalls als Option zur Eindämmung der CO2-Emissionen genannt. Ein wesentlicher Vorteil liegt nach Ansicht der Forscher auch darin, dass das Gras extrem schnell wächst.

Bis zu vier Meter hoch wird das Miscanthus-Gras, das eigentlich ein Zufallsprodukt aus der Kreuzung von zwei der insgesamt 180 Miscanthus-Arten ist, erklärt Peter Liebhard vom Institut für Planzenbau an der Universität für Bodenkultur im Interview mit pressetext. Der Vorteil liegt, berichtet der irische Pflanzenexperte Mike Jones, darin, dass dieses Gras sehr wenig Dünger braucht und hohe Erträge aufweist. Der amerikanische Wissenschaftler Steve Long von der University of Illinois gibt an, dass pro Hektar Erträge von bis zu 60 Tonnen getrocknete Pflanzen zu erzielen sind. In Europa schätzen die Experten den Output auf rund 12 Tonnen pro Hektar.

„Wenn wir Miscanthus auf nur zehn Prozent der Anbauflächen in den 15 EU-Staaten ansetzen, könnte sie neun Prozent zur Stromherstellung beitragen“, so Jones. Biomasse liegt bei den Forschern bei der Energiegewinnung ganz oben, denn das CO2, das die Pflanzen beim wachsen verbrauchen, wird durch ihre Verbrennung wieder ausgeschieden. Dadurch ist die Emission gleich Null. Nach Angaben von Long haben auch 12 Tonnen des Grases einen Energiegehalt von umgerechnet 36 Barrels Rohöl. Wenn der Rohöl-Preis bei rund 60 Dollar liegt, würde der potenzielle Wert eines Hektars Miscanthus mehr als 2.100 Dollar ausmachen.

„Die Bewertung einer Pflanze als Biomasselieferant muss jedoch sehr genau überprüft werden“, gibt der Experte Herbert Braun vom Institut für Verfahrens- und Energietechnik an der Universität für Bodenkultur-Wien zu bedenken. Die Zusammensetzung einer Pflanze sei letztlich entscheidend dafür, wie gut sie sich eignet. Es gehe mehr als um Energieinhalte, meint Braun gegenüber pressetext. Tatsächlich laufen bereits Untersuchungen mit Miscanthus in der EU. „Allerdings ist Miscanthus nicht unbedingt das optimale Produkt zur thermisch-energetischen Verwertung“, sagt Liebhard. Es gebe einige Nachteile: „Zum einen bereitet die Ascheausbringung Probleme, zum anderen führt der hohe Kalium- und Silziumgehalt zu einer höheren Versottung im Heizraum. Dort kommt es zur Ablagerung einer glasartigen Schicht“, erklärt der Wissenschaftler. Der relativ hohe Wassergehalt, der zwischen 25 und 40 Prozent liegt, mache eine Nachtrocknung erforderlich.

Hinsichtlich der Erträge sei Miscanthus allerdings tatsächlich positiv zu beurteilen. Dass die in Europa nicht heimische Pflanze zu einer Umweltkatastrophe führen kann, schließt Liebhard aus, denn beim Miscanthus-Gras gibt es keine Samenbildung. Der hohe Kaliumgehalt sorgt außerdem dafür, dass die Pflanze kaum unter Schädlingsbefall leidet. Liebhard sieht in der stofflichen Verwertung von Miscanthus jedenfalls große Chancen. „Die Pflanze eignet sich zum Beispiel hervorragend zur Herstellung von Zellulose“. Liebhard schließt eine thermische Verwertung nicht grundsätzlich aus, meint jedoch, dass der wirtschaftliche Nutzen derzeit nicht gegeben sei.

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Wolfgang Weitlaner presseportal

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