Sechs Tage im Zeichen der Optoelektronik: Weltweit bedeutendste Konferenz zu nitridischen Halbleitern in Bremen

Sie sind eine der bedeutendsten technologischen Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre und haben einen Siegeszug bei den optoelektronischen Bauelementen angetreten: Weiße, grüne und blaue Leuchtdioden (LEDs) sind industrielle Massenprodukte geworden. Blaue Laserdioden revolutionieren soeben die Speichermedien und ermöglichen demnächst Kapazitäten von mehr als 20 GB pro DVD. Grundlage dieser LEDs sind nitridische Halbleiter, die – in unterschiedlichen Anwendungen einsetzbar – eine Technologie der Zukunft sind. Das wichtigste Treffen der führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet ist alle zwei Jahre die Internationale Nitridtagung ICNS. Sie findet jetzt zum sechsten Mal statt – und zwar vom 28. August bis 2. September 2005 im Congress Centrum Bremen. Organisiert wird die sechstägige Zusammenkunft von mehr als 600 Wissenschaftlern aus aller Welt von Professor Detlef Hommel und seinem Team vom Institut für Festkörperphysik der Universität Bremen.

Erst zum zweiten Mal nach 1999 (Montpellier, Frankreich) findet die Internationale Nitridtagung (6th International Conference on Nitride Semiconductors/ICNS-6) vom 28. August bis 2. September 2005 in Europa statt. Einerseits werden damit die gesamten Nitridaktivitäten in Deutschland gewürdigt. Andererseits ist die Wahl Bremens als Tagungsort eine Anerkennung der Leistungen auf diesem Gebiet an der hiesigen Universität. Professor Detlef Hommel und seine Kollegen und Mitarbeiter vom Institut für Festkörperphysik gehören zu den führenden Wissenschaftlern bei den nitridischen Halbleitern. Ihre Aktivitäten werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen einer Forschergruppe gefördert.

Für die Konferenz liegen bislang rund 600 Anmeldungen vor – mehr als bei den vorherigen Tagungen. Sie werden im zweijährigen Rhythmus in Japan, den USA und Europa durchgeführt. Die Hälfte der Teilnehmer kommt aus Europa (30 % Deutschland), 40 % aus Asien (30% Japan) und 10 % aus Amerika. Von 711 eingereichten Beiträgen wurden 603 als Vorträge bzw. Poster akzeptiert. Namhafte Firmen wie Aixtron, Coherent, Nichia, Sony und Veeco sind Sponsoren der Tagung. Die Industrieausstellung im Congress Center Bremen droht aus den Nähten zu platzen.

Diese Fakten belegen das nach wie vor ungebrochene Interesse an einer Materialgruppe, die lange Zeit als für praktische Anwendungen unbeherrschbar galt. Inzwischen hat sich die Situation umgekehrt. Während noch viele grundlegende Fragen der nitridischen Halbleiter nicht voll verstanden sind, haben sie einen Siegeszug bei den optoelektronischen Bauelementen angetreten. Weiße, grüne und blaue Leuchtdioden (LEDs) sind industrielle Massenprodukte. Blaue Laserdioden revolutionieren die Speichermedien. So hat Sony 2004 in Japan mit dem ’Blue Ray Disc’ ein DVD-System mit einer Speicherkapazität von 23 GB an den Markt gebracht. Herzstück ist eine Laserdiode aus GaN ist, die bei 405 nm emittiert. Dies soll der zukünftige Standard auf dem Gebiet der Datenspeicherung und -wiedergabe werden. Aber auch auf dem Gebiet der Hochleistungs- und Hochtemperaturelektronik stellen die Nitridverbindungen ein hochinteressantes Zukunftspotential dar.

Eröffnungsvortrag durch den Pionier der Nitridforschung

Der Bremer Uni-Professor Detlef Hommel, Chairman der Tagung, verweist nicht ohne Stolz darauf, dass 2004 mit Prof. Shuji Nakamura (University of California, Santa Barbara) ein Pionier der Nitridforschung als Honorarprofessor an die Universität Bremen gebunden werden konnte. Nakamura entwickelte bei der japanischen Firma Nichia Chemical die ersten LEDs und realisierte vor genau zehn Jahren die erste blaue Laserdiode. Am 29. August, dem Eröffnungstag der Konferenz, wird Professor Nakamura in einem Plenarvortrag zum Thema „Future Prospects of Solid State Lighting“ die Zukunftsperspektiven der Nitrid-LEDs für allgemeine Beleuchtungszwecke darlegen.

Künftig Energiesparen durch weiße Leuchtdioden?

Weiße Leuchtdioden auf Nitrid-Basis stellen das mit Abstand größte wirtschaftliche Potenzial dar. Während z.B. grüne LEDs in Verkehrsampeln weltweit wegen ihres geringen Energieverbrauchs, des besseren Kontrastes bei Sonneneinstrahlung und der Langzeitstabilität verstärkt eingesetzt werden, stellen Weißlicht-Leuchtdioden eine der größten Energiesparmöglichkeiten für die zukünftige Allgemeinbeleuchtung dar. Entsprechend hart umkämpft ist der Weltmarkt und die damit verbundenen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Während z.B. rote Leuchtdioden als PKW-Bremslichter schon fast zum Alltag gehören, sind weiße LEDs als Auto-Standlicht noch die Ausnahmen. Trotzdem sollen in Zukunft selbst Autoscheinwerfer mit weißen LEDs von enorm hoher Leuchtstärke ausgerüstet werden.

Die ICNS-6-Tagung bietet einen hochinteressanten Einblick sowohl in noch offene physikalische Fragestellungen als auch in relevante industrielle Anwendungen auf vielen Gebieten. Wichtige wissenschaftliche Fragestellungen sind u. a.:

· Weshalb sind InGaN-Strukturen trotz extrem hoher Versetzungsdichte noch so effiziente Lichtemitter?
· Welche Wachstumsmethode wird sich für GaN und AlN Volumenkristalle (Wafer) durchsetzen und für welche Massenprodukte werden diese wirklich erforderlich sein?
· Inwieweit werden die Nitride in neue Anwendungsgebiete wie Biosensoren und tiefe UV-Detektoren und -Emitter vordringen können?

Auf diese und viele andere Fragen werden auf der Bremer Tagung Antworten und Anregungen gegeben.

Achtung, Redaktionen: Bei Voranmeldung unter secretary@icns6.org wird Journalisten für den Eröffnungstag (29. August 2005) freier Eintritt gewährt. Interviewwünsche für den Montagnachmittag sind bei Professor Detlef Hommel unter chair@icns6.org direkt anzumelden. Professor Hommel wird dann in Absprache mit Ihnen den Kontakt zu den geeigneten Gesprächspartnern aus Wissenschaft und Wirtschaft herstellen. Fotos zu diesem Thema erhalten Sie bei der Universitäts-Pressestelle, presse@uni-bremen.de.

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Angelika Rockel idw

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