Sächsische Pilotanlage erzeugt Biogas aus Trockensubstraten

Am 14. Oktober nahm die Biogasanlage der Agrargenossenschaft Bergland Clausnitz e. G. im Beisein des Parlamentarischen Staatssekretärs im Verbraucherschutzministerium Dr. Gerald Thalheim ihren Betrieb auf. In der Pilotanlage wird ein neues und innovatives Verfahren erprobt, das die Trockenvergärung als Alternative zur herkömmlichen Nassvergärung etablieren kann.

„Bisher steckte die Trockenfermentation noch in den Anfängen der Entwicklung. Sowohl die Verfahrenstechnik als auch die Substrate ließen zu viele Fragen offen“, resümiert Dr. Petra Schüsseler, Projektverantwortliche beim begleitenden Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), am Rande der Veranstaltung. „Grund genug für die FNR“, so Schüsseler weiter, „den Forschungs- und Entwicklungsbedarf in diesem Bereich zu forcieren, handelt es sich hierbei doch um Technik, die eine kostengünstige Alternative zur nassen Biogasproduktion bietet“. Außerdem eröffnet sich mit dieser Anlage eine weitere Option: die Erweiterung für bereits bestehende Nassfermentationsanlagen, da sie beide Verfahren miteinander kombiniert.

„5.000 Tonnen Substrat gehen voraussichtlich pro Jahr in die Anlage. Hierfür stehen uns rund 2.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 2.100 Großvieheinheiten (GV) zur Verfügung“, berichtet Lothar Eckardt, Vorsitzender der Agrargenossenschaft und Anlagenbetreiber, in seiner Begrüßung.

Dr. Bernd Linke vom Institut für Agrartechnik in Bornim begleitet das Projekt wissenschaftlich. Er verspricht sich von der Pilotanlage erste belastbare Ergebnisse zur optimalen Substratmischung und Prozessdauer, die einen Vergleich des bevorzugten Batchverfahrens mit dem parallel betriebenen Trocken-Nass-Verfahren unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten erlaubt. „Zudem hoffe ich auch, dass wir vor Ort zu neuen Erkenntnissen bezüglich der erforderlichen Substratbeschaffenheit und -zusammensetzung für einen erfolgreichen Einsatz in der Trockenvergärungsanlage gelangen“, so Linke. Sicher aber ist sich Staatssekretär Dr. Thalheim, dass die Erfahrungen dieses Projektes den Kreis der möglichen Biogasproduzenten erweitert und immer mehr Landwirte diese zweite Einkommensquelle anzapfen.

Hintergrund

Die vier wannenförmigen, teils in die Erde eingelassenen Fermenter mit einem Raumvolumen von jeweils 160 m³ werden zunächst von oben mit stapelbarem bzw. schüttfähigem Material befüllt. Hierzu gehören überwiegend Rindermist und speziell angebaute Energiepflanzen wie Mais- und Grassilage, frisches Wiesengras, Getreide, Rapsexpeller sowie Kartoffeln. Zwei der vier Fermenter werden mit dem flüssigen Gärrückstand im so genannten Anstauverfahren aus der benachbarten Nassfermentationsanlage angeimpft. Die eingestaute und mit organischen Säuren angereicherte Flüssigkeit wird anschließend wieder der Nassvergärungsanlage zugeführt, in der die Zersetzung der organischen Säuren zu Biogas erfolgt. Die Frequenz des Einstaus ist dabei abhängig von der Substratmischung und wird in einem wissenschaftlichen Begleitprogramm untersucht.

In den anderen zwei Fermentern kommt das Mischverfahren zur Anwendung, wobei ausschließlich fester Gärrückstand der Trockenfermentation als Impfmaterial genutzt wird. Alle vier Fermenter laufen im mesophilen Batch-Betrieb, d.h. sie werden mit Biomasse befüllt, die dann angeimpft wird und bei Temperaturen zwischen 32°C und 38°C luftdicht über mehrere Wochen vergärt. Danach müssen die Fermenter vor dem nächsten Durchlauf entleert werden.

Weitere Informationen zum Projekt erhalten Sie unter www.bio-energie.de oder telefonisch unter 0 38 43 / 69 30-199
Nuse Lack

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Hofplatz 1
18276 Gülzow
Tel.: 03843/69 30-0
Telefax: 03843/69 30-102
e-Mail: info@fnr.de

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