Digital Drehen

Hollywood läutet das digitale Kinozeitalter ein: Statt auf 35-Millimeter Film werden Kinostreifen mehr und mehr auf digitale Datenträger gebannt. Dazu werden jedoch hochwertige digitale Filmkameras benötigt. Auf der CeBIT (10-16. März in Hannover) stellen Fraunhofer-Forscher in Halle 9, Stand B36 eine Entwicklung für ARRI Cine Technik, die digitale Filmstil-Kamera ARRI-D20 und einen digitalen, portablen Speicher vor.

Hollywood aber auch europäische Filmemacher rüsten auf. Die Filmindustrie setzt auf eine neue Technologie – das Digitale Kino. Statt auf 35-Millimeter Film sollen Kinostreifen zukünftig auf digitale Datenträger gebannt werden. Ein Grund für den geplanten Umstieg von analog auf digital: Das Cinema will sich auch in Zukunft deutlich vom Fernsehen absetzen. Das Digitale Kino soll vor allem durch eine hervorragende Auflösung überzeugen – der entscheidende Mehrwert, wenn es darum geht, Zuschauer ins Kino zu locken. Kinofilme sollen künftig mit 4096 x 2160 Bildpunkten, das sind 8 Megapixel, auf die Leinwand gebracht werden. Zum Vergleich: Das herkömmliche Fernsehbild hat eine Auflösung von 0,4 und das hochauflösende HDTV von 2 Megapixel.

In der Allianz Digital Cinema haben sich fünf Fraunhofer-Institute zusammengeschlossen, um die Schlüsselkomponenten für alle Teile der Kinokette zu entwickeln – von der Produktion über Sound, Postprocessing, Übertragung und Projektion. Als Mitglieder renommierter Organisationen wie SMPTE (Society for Motion Picture and Television Engineers), FKTG Fernseh- und Kinotechnische Gesellschaft und International Standardization Organisation ISO bieten sie Forschung und Entwicklung auf der Basis international anerkannter Standards. Beispiel für eine Entwicklung des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS ist die digitale Film-Kamera. Sie ermöglicht den ersten Schritt in die Digitale Produktion. Wissenschaftler des IIS in Erlangen entwickeln und testen in Zusammenarbeit mit dem Kamerahersteller ARRI Cine Technik die ARRI D20, eine digitale Filmstil-Kamera. Die D20 ermöglicht den Einstieg ins digitale Drehen und wird bereits für hochwertige TV-Produktionen eingesetzt. Derzeit beträgt die Auflösung sechs Megapixel. Für die geforderte Kinoauflösung sind noch weitere Entwicklungen notwendig.

Bei der D20 profitieren Kameraleute schon heute von einem CMOS-Sensor, der die gleichen Bildabmessungen wie der 35-Millimeter-Film bietet. Der Vorteil: Die Kameraleute können die hochwertigen Objektive konventioneller Kameras weiter nutzen. Auch sonst lässt sich die D20 ähnlich wie eine analoge Kamera handhaben. Sie ist mit einem optischen Sucher ausgestattet, durch den der Kameramann wie gewohnt sehen kann, was er filmt. „Die Kamera hat eine gute Auflösung, naturgetreue Farbwiedergabe und eine variable Bildaufzeichnungsrate, die vor allem bei Zeitrafferaufnahmen wichtig ist“, erläutert Hans Bloß, Leiter der Fraunhofer-Allianz. Zudem hat die D20 den gleichen Tiefenschärfebereich wie herkömmliche Kameras. Das ermöglicht den typischen Filmlook. Der Kameramann kann die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf ein bestimmtes Detail im Bild lenken. Das Messer in der Hand des Mörders ist deutlich zu erkennen, während der Tatort nur unscharf zu sehen ist. Andere digitale Kameras können das nicht. Sie zeigen die gesamte Szene gleichmäßig gestochen scharf.

Die digitale Technologie erleichtert künftig auch das Arbeiten am Set. Bisher kann der Regisseur nur wenige Minuten am Stück drehen – dann muss die Filmrolle gewechselt werden. Ob eine Aufnahme gelungen ist, erfährt er erst Stunden später, wenn der Film entwickelt ist und die Tageskopie vorliegt. Anders beim digitalen Dreh: Die Aufnahmen können sofort begutachtet werden. Dazu bedarf es jedoch leistungsfähiger Speicher. Denn eine einzige Minute digitaler Kinofilm erzeugt 40 Gigabyte Daten. Forscher des IIS haben einen handlichen Speicher entwickelt, mit dem sich bis zu 30 Minuten unkomprimierter Film aufnehmen lassen. Die Daten werden auf sechs Notebook-Festplatten gespeichert. Via FireWire werden sie auf einen PC übertragen. Dort kann sich der Regisseur die Aufnahmen am Bildschirm anschauen. Auf der CeBIT werden die digitale Filmstil-Kamera und der portable Speicher vorgestellt.

Doch was bringt das Digitale Kino dem Zuschauer? Wie profitieren Filmemacher und Kinobetreiber von der neuen Technologie? Antworten auf diese Fragen gibt das Fraunhofer-Forum am Stand am 11. März ab 14.00 Uhr.

Fraunhofer-Allianz „Digital Cinema“

Fünf Fraunhofer-Institute haben ihre Kompetenzen gebündelt, um Schlüsselkomponenten für digitale Kinotechnik zu entwickeln:

  • Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS, Erlangen
  • Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT, Ilmenau
  • Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik, FIRST, Berlin
  • Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, HHI, Berlin
  • Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation IMK, St. Augustin

Media Contact

Angela-Susanne Raguse-Fößel Fraunhofer-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.iis.fraunhofer.de

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