Fliegende Pfadfinder

Verkehrsmeldungen sind oft weder vollständig noch aktuell. LUMOS, ein luftgestütztes Verkehrserfassungssystem, soll das ändern. Auf der CeBIT wird das System in Halle 11 am Stand A 24 vorgestellt.

Verkehrsnachrichten gibt es seit dreißig Jahren. Inzwischen gehören sie zum Radioprogramm wie der Kaffee zum Frühstück. Doch die Meldungen haben einen Haken: Es hapert an der Aktualität. Oft hinken die Warnungen der Realität um viele Minuten oder sogar Viertelstunden hinterher. Wenn ein Stau gemeldet wird, hat er sich manchmal schon wieder aufgelöst. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST in Berlin wollen nun für Aktualität sorgen. Zusammen mit dem Institut für Verkehrsforschung des DLR und vier weiteren Unternehmen hat FIRST das „Luftgestützte Verkehrsmonitoring System“, kurz LUMOS entwickelt. LUMOS, das vom BMBF gefördert wird, setzt auf schnelle Übertragungswege und pfiffige Software.

Das System funktioniert folgendermaßen: Eine Kamera, auf einem Flugzeug montiert, fotografiert den Verkehrsfluss und schickt die digitalen Bilder in Echtzeit an eine Bodenstation. Dort erkennt eine intelligente Bildverarbeitung die jeweilige Fahrzeugdichte und reicht die Ergebnisse unverzüglich an ein Simulationsprogramm – das Kernstück von LUMOS – weiter. Die von FIRST entwickelte Software arbeitet zweigleisig: Auf der einen Seite berechnet sie – unabhängig von den Luftbildern – auf der Grundlage vorhandener Daten den Verkehrsfluss. Das Programm simuliert, wie viel Verkehr zu bestimm-ten Tageszeiten und an bestimmten Wochentagen zu erwarten ist. Dieser imaginäre Wert ändert sich von Stunde zu Stunde. In diese Cyber-Welt werden die aktuellen Daten aus der Luft eingearbeitet. Der Rechner vergleicht den virtuellen Verkehr mit den realen Fahrzeugdichten und passt die Simulation entsprechend an. Die Software lernt dabei ständig dazu. Wird eine Hauptstraße etwa wegen einer Baustelle gesperrt, vermitteln die Bilder rasch, wie sich die Verkehrsströme der Störung anpassen. Der Vorteil liegt auf der Hand: LUMOS liefert nicht nur aktuelle Staumeldungen, sondern blickt auch in die Zukunft. Das Programm sagt zum Beispiel voraus, wie sich die Baustellensperrung während der Stoßzeiten auswirkt, selbst wenn der Berufsverkehr noch gar nicht eingesetzt hat.

Die Ergebnisse, die LUMOS liefert, lassen sich vielfältig nutzen. Für Betreiber von Verkehrsinformationsdiensten sind sie genauso nützlich wie für Radio- und Fernsehanstalten, Transport- und Logistikunternehmen oder Großveranstalter. Vor allem aber kann jeder einzelne Verkehrsteilnehmer davon profitieren – zu Hause übers Internet oder unterwegs über digitalen Multimediafunk. Ein einziger Sender würde genügen, um das gesamte Berliner Stadtgebiet abzudecken. Eine Kombination des DAB-Standards mit MPEG4-Bildkompression ermöglicht damit auch schnell fahrende Autos zu erreichen. Dann könnte sich ein Autofahrer, während er über die Stadtautobahn braust, nach Belieben informieren: Er kann herkömmliche Verkehrsinformationen abrufen oder aktuelle Bilder vom Zustand markanter Straßenkreuzungen empfangen.

Ansprechpartnerin:
Mirjam Kaplow
Telefon 0 30 / 63 92-18 08, Fax -18 05, mirjam.kaplow@first.fraunhofer.de

Verkehrsforum auf der CeBIT

Unter dem Motto „Schnell, komfortabel und sicher ans Ziel“ präsentieren zehn Fraunhofer-Institute IuK-Lösungen zur Unterstützung der mobilen Gesellschaft. Das Spektrum reicht von Verbesserungen in der Verkehrstelematik (Verkehrsmanagement und Steuerung), über Effizienzsteigerung in Güterverkehr und Logistik bis hin zu innovativen IT-Systemen für Fahrzeuge und Insassen.

Zu den Diskussionen und Vorträgen auf der CeBIT möchten wir Sie am Freitag, den 19. März von 16.00 bis 17.20 Uhr und am Dienstag, den 23. März von 15.00 bis 16.20 Uhr im Fraunhofer-Forum herzlich einladen (Halle 11, Stand A 24).

Media Contact

Dr. Johannes Ehrlenspiel Fraunhofer-Gesellschaft

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