Zuckermoleküle helfen heilen

Wie man mithilfe von Zucker besonders wirksame Antikörper formen kann, haben jetzt Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) um den Biologen Prof. Dr. Falk Nimmerjahn in Zusammenarbeit mit Forschergruppen aus Schweden und Kroatien herausgefunden und im Fachjournal „Cell Reports“ veröffentlicht. Die neuen Erkenntnisse können bei der Antikörpertherapie von Krebs und Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden.

Zucker ist nicht nur ein Grundbaustein unserer Ernährung, sondern spielt auch eine wichtige Rolle für die Funktion von Proteinen im Körper. Verschiedene Arten von Zucker sind maßgeblich daran beteiligt, dass Eiweißmoleküle eine korrekte Struktur aufbauen und nicht mehr funktionsfähige Moleküle aus dem Organismus entfernt werden.

Zu den Proteinen zählen auch Antikörper, und diese sind aus der modernen Therapie von Krebs und Autoimmunerkrankungen nicht mehr wegzudenken. Zuckermoleküle haben im Fall von Antikörpern nicht nur eine strukturgebende Funktion, sondern beeinflussen auch deren Fähigkeiten als Helfer der Immunabwehr.

So wirken Antikörper gegen bestimmte Tumoren deutlich stärker, wenn man bestimmte Zuckerreste aus ihnen entfernt, was man sich schon heute in der klinischen Anwendung zunutze macht. Andere Zuckerreste können diese wichtige tumorzerstörende Funktion von Antikörpern unterbinden und damit einer erfolgreichen Therapie entgegenstehen.

Will man Antikörper künstlich produzieren, stellt sich ein Problem: Zuckermoleküle kommen in vielfältigen Formen vor, die sowohl aktivitätsfördernde sowie hemmende Effekte haben können. Den Wissenschaftlern um Falk Nimmerjahn ist es nun gelungen, eine Art Anforderungskatalog zu erstellen, in dem beschrieben wird, wie die Zuckerreste im Antikörper strukturiert müssen, um deren wichtige immunaktivierenden Funktionen zu erhalten, jedoch die immunhemmenden Aktivitäten zu unterbinden.

„Dies könnte es uns in Zukunft ermöglichen sehr gut definierte therapeutische Antikörperpräparate herzustellen, die zum einen eine verbesserte Wirkung, zum anderen aber vor allem eine verminderte Anzahl an unerwünschten Nebeneffekten haben könnten“, erklärt Professor Nimmerjahn.

Ansprechpartner für die Medien:
Prof. Dr. Falk Nimmerjahn
Tel.: 09131/85-25050
falk.nimmerjahn@fau.de

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Dr. Susanne Langer idw - Informationsdienst Wissenschaft

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