Was Zellen im Gewebe zusammenhält

Achilleas Frangakis, Professor für Elektronenmikroskopie im Exzellenzcluster „Makromolekulare Komplexe“ Frankfurt, erhält in der zweiten Ausschreibungsrunde des European Research Council (ERC) einen „Starting Independent Researcher Grant“.

Mit dem 2007 erstmals ausgeschriebenen Programm der ERC-Grants will die Europäische Union (EU) europaweit kreative Wissenschaftler fördern und insbesondere in Ideen investieren, die umwälzende Entdeckungen versprechen.

Achilleas Frangakis ist einer von 12 Kandidaten in Deutschland, deren Antrag im Bereich „Life Sciences“ von Scientific Council des ERC zur Förderung vorgeschlagen wurde. 927 Bewerbungen aus der ganzen Welt waren für den Bereich Life-Science eingegangen, 2503 für die Ausschreibung insgesamt. Alleiniges Kriterium bei der Begutachtung der Anträge ist wissenschaftliche Exzellenz. Mit den vom ERC bewilligten Mitteln in Höhe von 1,7 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre will Frangakis nun seine interdisziplinäre Arbeitsgruppe von Biologen, Physikern und Biochemikern mit jungen brillanten Köpfen weiter ausbauen.

Frangakis ist Spezialist für Kryo-Elektronen-Tomographie. Der 34-Jährige studierte Elektrotechnik und Informationstheorie an der Technischen Universität München. Seinen Weg in die Lebenswissenschaften fand er über eine Dissertation am Max-Planck-Institut für Biochemie in München und California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena. Bis zu seiner Berufung an die Goethe Universität Frankfurt 2008 war er Gruppenleiter am Europäischen Molekularbiologie Labor (EMBL) in Heidelberg. Sein Spezialgebiet ist die Kryo-Elektronen-Tomographie, eine Variante der Elektronenmikroskopie, bei der lebende Zellen durch Einfrieren konserviert und dann, wie in der medizinischen Computertomographie, Schicht für Schicht dargestellt werden. Auf diese Weise konnte er erstmals dreidimensionale Bilder von Hautzellen aufnehmen, die so detailliert waren, dass einzelne Moleküle sichtbar wurden. Frangakis löste damit die lange Zeit umstrittene Frage, wie Zellen in Geweben und Organen zusammen halten.

„Der Exzellenzcluster Makromolekulare Komplexe ist in Europa der beste Ort für meine Forschung“, beurteilt Frangakis die ausgezeichnete experimentelle Ausstattung und die Kooperationsmöglichkeiten in Frankfurt. Zusätzlich zu dem voll ausgestatteten elektronenmikroskopischen Labor erhält er im kommenden Jahr das beste zurzeit erhältliche Kryo-Mikroskop, ein FEI Krios. „Das ist die S-Klasse unter den Elektronen-Mikroskopen“, erklärt der Forscher. Für die benötigte Rechnerkapazität wird künftig ein neuer Hochleistungsrechner zur Verfügung stehen.

Auch zukünftig will Achilleas Frangakis die molekularen Strukturen der Zelladhäsion untersuchen. Nur so können medizinisch relevante Fragen – etwa wie die Proteine ineinander greifen und so die Zellhaftung regulieren – angegangen werden. Hier werden hochauflösende, dreidimensionale Bilder der Zellverbindungen unter verschiedenen Bedingungen wertvolle Hinweise geben. Auch für die Krebsforschung sind Untersuchungen auf diesem Gebiet wichtig, denn eine schlechte Zelladhäsion vergrößert das Risiko der Metastasierung von Tumoren. Darüber hinaus will der Forscher verstehen, wie die Adhäsionsproteine mit dem Zytoskelett der Zellen gekoppelt sind. „Um die Strukturen zuverlässig interpretieren und einordnen zu können, werden wir neue Techniken der Mustererkennung und Klassifikation entwickeln“, erklärt Frangakis.

Prof. Frangakis ist der dritte Wissenschaftler der Goethe-Universität, der einen ERC-Starting Grant erhält. Im vergangenen Jahr wurden bereits die Kulturanthropologin Prof. Kira Kosnick sowie der inzwischen an die RWTH gewechselte Chemiker Prof. Magnus Rueping ausgezeichnet.

Informationen: Prof. Achilleas Frangakis, Exzellenzcluster „Makromolekulare Komplexe“, Institut für Biophysik, Campus Riedberg, Tel: (069)798-46462, achilleas.frangakis@biophysik.org.

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt am Main. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro der schönste Campus Deutschlands. Mit über 50 seit 2000 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigte sie sich als eine der forschungsstärksten Hochschulen.

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