Wissenswertes zu Tuberkulose

Tuberkulose-Bakterien (grün) in einer Fresszelle des Immunsystems. Die Lysosomen, das Verdauungssystem der Zelle, sind rot, Lysosomen mit Bestandteilen der Bakterien sind gelb gefärbt.<br>© MPI für Infektionsbiologie <br>

Jedes Jahr sterben rund 2 Millionen Menschen daran. Die Bakterien werden ausgehustet und gelangen in mikroskopisch kleinen Tröpfchen in die Lunge. Dort werden sie von Fresszellen des Immunsystems aufgenommen. Dank eines raffinierten Mechanismus werden sie von den Immunzellen nicht verdaut, sondern verbleiben dauerhaft im Inneren der Zellen. So entkommen sie den Attacken des Immunsystems.

Verschiedene Arten von Immunzellen bilden so genannte Granulome, in denen die Tuberkulose-Bakterien Jahre überdauern können (latente Infektion). Sie verfallen in einen inaktiven Dauerzustand mit verringertem Stoffwechsel und können deshalb vom Immunsystem nicht restlos beseitigt werden. So lange das Immunsystem die Erreger auf diese Weise in Schach hält, merken die latent infizierten Betroffenen nichts davon. Sie sind auch nicht infektiös. Ein geschwächtes Immunsystem kann die Infektion jedoch nicht mehr kontrollieren und die Erreger werden aus den Granulomen frei gesetzt. Der Infizierte wird krank und verbreitet die Keime.

Eine wichtige Rolle beim Ausbruch von Tuberkulose spielen andere Infektionen, die das Immunsystem in Anspruch nehmen oder schwächen. So ist die starke Zunahme von Tuberkulose-Patienten seit den 1980er Jahren auch eine Folge von HIV. Viele Tuberkulose-Patienten sind gleichzeitig auch HIV-Patienten. Tuberkulose ist inzwischen die häufigste Todesursache dieser Patienten. Auch Infektionen mit Wurmparasiten, wie sie gerade in ärmeren Ländern allgegenwärtig sind, können das Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringen und so eine Tuberkulose begünstigen.

Ein weiterer Grund für die Ausbreitung der Tuberkulose ist der Mangel an Impfstoffen und die zunehmenden Resistenzen gegen die herkömmlichen Medikamente. Der einzige heute verfügbare Impfstoff schützt nur Neugeborene und Kinder und auch diese nur vor einem schweren Krankheitsverlauf. Dieser Impfschutz lässt zudem im Laufe der Jahre nach. Impfungen im Erwachsenenalter bieten überhaupt keinen Schutz. Die zwölf heute in klinischen Studien getesteten Impfstoff-Kandidaten sollen den jetzigen 90 Jahre alten Impfstoff entweder in seiner Wirksamkeit verstärken oder komplett ersetzen. Sie können eine Infektion zwar nicht unterbinden, aber den Ausbruch der Erkrankung verhindern.

Insgesamt gibt es heute über 20 Medikamente zur Behandlung von Tuberkulose, die medikamentöse Behandlung ist jedoch sehr aufwändig. Die Patienten müssen zunächst zwei Monate lang einen Cocktail aus vier Medikamenten einnehmen, gefolgt von zwei weiteren Medikamenten über vier bis sieben Monate hinweg.

Da dieses Schema oft nicht sorgfältig eingehalten oder vorzeitig abgebrochen wird, haben sich in den letzten Jahren immer mehr resistente Mycobacterium tuberculosis-Stämme entwickelt. Manche sind unempfindlich gegen die besten verfügbaren Medikamente und sprechen nur noch auf Wirkstoffe zweiter Wahl an, die jedoch stärkere Nebenwirkungen mit sich bringen. Andere können mit den verfügbaren Medikamenten nicht mehr behandelt werden.

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