Wie Prachtbienen ihren persönlichen Duft finden und Artgenossen anlocken
Den idealen Duft zusammenzustellen braucht ein ganzes Leben
Durchschnittlich 20 bis 40 charakteristische Komponenten enthält das vollständige Parfüm eines Männchens. Das Bouquet von jungen Tieren weicht in der Regel weit von der Idealmischung ab, weil sie noch nicht die Chance hatten, so viel zu sammeln wie ihre älteren Artgenossen.
Das zeigen Daten von Tamara Pokorny, die sie während eines Forschungsaufenthalts in Mexiko gemeinsam mit Marko Hannibal erhob. Die Wissenschaftlerin vom Lehrstuhl Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere fand auch heraus, dass die Bienen wissen, was sie schon gesammelt haben. Selbst wenn ein attraktiver Duftstoff im Übermaß vorhanden ist, hören die Bienen auf, ihn mitzunehmen.
Jede Prachtbienenart bevorzugt einen bestimmten Typus Baum
Wenn Prachtbienen ihr Bouquet entlassen, wählen sie einen Baumstamm, der das Zentrum ihres Territoriums bildet. Die Wahl erfolgt nicht zufällig, weiß Tamara Pokorny. In Costa Rica analysierte sie gemeinsam mit Studierenden die Lieblingsbäume einiger Prachtbienenarten. Kleinere Gattungen bevorzugten Äste oder Stämme mit kleinem Durchmesser, größere Gattungen mit größerem Durchmesser. Eine glatte Oberfläche war generell attraktiver als eine raue Baumrinde. Wo genau am Stamm sich ein Männchen niederlässt, um seinen Duft zu verteilen, hängt scheinbar auch von der Windrichtung ab.
Energie für kraftraubende Flüge tanken
Die Bochumer Biologin beschäftigt sich auch mit der Flugleistung der Prachtbienen. Die kleinen Tiere fliegen durchaus 50 Kilometer weit. Tamara Pokorny hat eine Theorie, wie sie die Energie für diese langen Strecken aufbringen, ohne Versorgungsstopps an Blüten einlegen zu müssen. Mit einer bestimmten Rüsselbewegung scheinen die Bienen die Zuckerlösung, die sie trinken, einzudicken. Überschüssiges Wasser scheiden sie aus und behalten nur den Energielieferanten im Körper.
Orchideen, Eukalyptus und Fäkalien
Prachtbienen leben in Mittel- und Südamerika und werden durchschnittlich bis zu drei Monate alt. Vertreter der unterschiedlichen Arten interessieren sich für verschiedene Düfte. Orchideenblüten gehören zu den besonders beliebten Quellen, und auch das nach Eukalyptus riechende Cineol findet sich häufig in der Mischung. Doch nicht nur Stoffe, die für den Menschen wohlriechen, landen in den Sammeltaschen, auch Skatol, das sich in Fäkalien findet, gehört für manche Arten zum Bouquet.
Vollständiger Beitrag mit Bildern im Netz
Ein ausführlicher Beitrag mit Bildern findet sich online im Wissenschaftsmagazin „RUBIN“:
http://rubin.rub.de/de/gefluegelte-parfuemhersteller. Textdateien und Bilder in hoher Auflösung stehen zur Weiterverwendung bereit.
Mehr Biodiversität in „RUBIN“
RUB-Kollegen von Tamara Pokorny beschäftigen sich mit der Artenvielfalt in Deutschland, speziell in Fließgewässern. Das „GeneStream“-Team um Dr. Florian Leese erforscht, wie Umweltstress das Leben in Bächen und Flüssen bedroht: http://rubin.rub.de/de/artenvielfalt-auf-dem-rueckmarsch. Ihr Fazit: Es ist höchste Zeit, etwas für den Erhalt der Artenvielfalt zu tun.
Weitere Informationen
Tamara Pokorny, Lehrstuhl für Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere, Fakultät für Biologie und Biotechnologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-25577, E-Mail: t.pokorny@gmx.net
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen
Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…
Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion
Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…
Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen
Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…