Welche Funktion haben „Bürstenzellen“?

Während für die meisten dieser Zellen die Funktion seit langem bekannt ist, wurde die so genannte Bürstenzelle noch vor kurzem in der Fachwelt als „mysteriöse Zelle auf der Suche nach ihrer Funktion“ bezeichnet.

Dr. Gabriela Krasteva in der Arbeitsgruppe von Prof. Wolfgang Kummer am Institut für Anatomie und Zellbiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen klärt nun im renommierten Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA (PNAS) dieses Rätsel.

Die Bürstenzelle besitzt alle Proteine, die in den Geschmacksknospen der Zunge zur Wahrnehmung von Bitterstoffen nötig sind. Interessanterweise haben bakterielle Produkte, wie z. B. quorum sensing molecules (QSM), die der Kommunikation zwischen Bakterien dienen, einen bitteren Geschmack.

Im Forschungsverbund des LOEWE-Zentrums Universities of Giessen and Marburg Lung Center und mit Unterstützung der von Behring-Röntgen-Stiftung, die einen Forschungsaufenthalt am Johns Hopkins Asthma and Allergy Center, Baltimore, in den USA förderte, konnte Dr. Gabriela Krasteva zeigen, dass die Bürstenzelle Bitterstoffe auf der Schleimhautoberfläche wahrnimmt, daraufhin den Botenstoff Acetylcholin ausschüttet und damit Nervenfasern, die zum Gehirn führen, stimuliert. Dies hat eine Verlangsamung der Atmung zur Folge, also einen Vermeidungsreflex, der das Eindringen von potentiell schädigenden Stoffen in tiefer gelegene Abschnitte des Atmungstraktes verhindert und somit eine Schutzfunktion darstellt.

Diese Ergebnisse zeigen, dass wir nicht nur in der Lage sind, die Zusammensetzung der eingeatmeten Luft zu prüfen, sondern auch die chemische Zusammensetzung des Feuchtigkeitsfilms auf der Schleimhautoberfläche. Der Bürstenzelle kann damit eine „Wächter-Rolle“ zukommen, die das Vorkommen schädlicher Substanzen, wie beispielsweise Bakterienprodukte, anzeigen und Schutzreaktionen einleiten kann.

Kontakt:

Dr. Gabriela Krasteva
Institut für Anatomie and Zellbiologie
Aulweg 123, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-47014
e-Mail: Gabriela.Krasteva@anatomie.med.uni-giessen.de

Media Contact

Christel Lauterbach idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer