Viren machen Schluss mit resistenten Bakterien

Eine Methode, um Bakterien vor Resistenzen gegen Antibiotika zu schützen und bereits resistente zu zerstören, präsentieren Forscher des Massachusetts Institute of Technology und der Boston University.

Sie entwickelten Viren, die das bakterielle Verteidigungssystem außer Betrieb setzen und die Wirkung von Antibiotika erhöhen. „Bisherige Versuche gingen den Weg, Bakterien zu isolieren und zu reinigen. Wir haben hingegen DNA von Viren derart geändert, dass sie Bakterien töten“, so Studienautor Timothy Lu im pressetext-Interview. Das Ergebnis wurde in der Online-Ausgabe von Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.

Die Resistenz der Bakterien gegen Antibiotika sind ein ernstzunehmendes und wachsendes Gesundheitsrisiko. Schätzungen gehen davon aus, dass das die gegen Antibiotika resistente Bakterium MRSA allein in den USA jährlich etwa an 94.000 Infektionen und an 19.000 Todesfällen beteiligt ist, da sie in einer Vielzahl von Orten wie in Schulen, Spitälern und im Haushalt verbreitet ist. In den letzten Jahrzehnten wurden nur wenige Antibiotika entwickelt, um diese Angreifer zu bekämpfen.

Die US-Forscher schufen hingegen im Labor Viren, die Bakterien selbst infizieren und somit spezielle Ziele angreifen. „Das ist viel einfacher als ein neues Medikament zu entwickeln“, betont Lu. Die gebastelten Viren attackieren das Rettungssystem, mit dem Bakterien ihre DNA reparieren, sobald diese von einem Antibiotikum geschädigt wird. Werden sie mit traditionellen Antibiotika gekoppelt, unterlaufen die Viren das Verteidigungssystem der Bakterien und verhindern somit deren Immunisierung.

Die Bakterienschädlinge wurden bei drei der wichtigsten Antibiotikagruppen mit Erfolg getestet – bei Quinolonen, Beta-Lactamen und Aminoglykosiden. Nach einer kombinierten Behandlung mit den neu geschaffenen bakterienfressenden Viren als auch mit Antibiotika überlebten acht von zehn infizierten Mäusen.

Zwei Mäuse überlebten bei reiner Antibiotika-Behandlung, während ohne Behandlung nur eine von zehn Mäusen am Leben blieb. „Wird das Virus weiter entwickelt und erfolgreich getestet, könnte es in fünf bis zehn Jahren bei der klinischen Behandlung eingesetzt werden“, so Lu abschließend zu pressetext.

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Johannes Pernsteiner pressetext.austria

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