Was wir über Viren bisher noch nicht wussten

Und Viren sind nicht immer nur lästige Krankheitserreger, sondern können auch nützlich sein: auf dem Meeresboden in mehreren Tausend Meter Tiefe sind sie wichtig für den Nahrungskreislauf. – Drei neue Erkenntnisse über die winzigkleinen Zellparasiten, denen sich die aktuelle Ausgabe der „Nachrichten aus der Chemie“ widmet.

Jeden Herbst aufs Neue: Zeit für die Grippeimpfung. Derzeitige Impfstoffe erzeugen Antikörper gegen Proteine auf der Oberfläche der Influenzaviren. Da sich diese Proteine schnell verändern, müssen Mediziner den Impfstoff jedes Jahr an die aktuelle Virusvariante anpassen. Seit September laufen jedoch klinische Tests zu einem Grippeimpfstoff, der eine Immunantwort auf Moleküle im Inneren der Viren provoziert. Ein solches Vakzin verspricht lebenslange Grippeimmunität – auch gegen Vogelgrippeviren.

Wissenschaftler haben eine neue Art von Virus entdeckt: Virophagen infizieren andere Viren und vermehren sich auf deren Kosten – und nicht auf Kosten der Wirtszelle, wie bei Viren sonst üblich. Der erste bekannte Vertreter dieser neuen Virenklasse heißt Sputnik und befällt Mimiviren. Das wiederum sind die größten bisher entdeckten Viren und sie infizieren Amöben. Sind die Einzeller von beiden Virenarten gleichzeitig befallen, erhöhen sich ihre Überlebenschancen im Vergleich zum reinen Mimivirusbefall. Sputnik alleine schadet den Amöben nicht.

Abgesehen von der Umgebung rund um warme Quellen ist der Tiefseeboden durch Nahrungsknappheit charakterisiert und beherbergt überwiegend Mikroorganismen. Italienische Forscher fanden nun eine hohe Dichte an Viren, die offenbar am Meeresboden aktiv waren. Nach diesen Untersuchungen sind Viren für etwa 80 Prozent der Sterblichkeit der Organismen am Meeresboden verantwortlich. Sie helfen aber auch, in der Tiefsee einen nahezu geschlossenen Stoffkreislauf zu erhalten.

Der Biochemiker und Wissenschaftsautor Michael Groß nimmt in der Dezemberausgabe der „Nachrichten aus der Chemie“ die Klasse der Viren unter die Lupe und berichtet über neueste Entdeckungen aus ihrem Reich. Die PDF-Datei des Artikels gibt es bei der Redaktion der „Nachrichten aus der Chemie“ unter nachrichten@gdch.de.

Nahezu 80.000 anspruchsvolle Chemiker und Chemikerinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Lehre informieren sich mit den „Nachrichten aus der Chemie“ über Entwicklungen in der Chemie, in angrenzenden Wissenschaften sowie über gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Kennzeichen der Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker sind das breite Spektrum der Berichte, das einmalige Informationsangebot an Personalien, Veranstaltungs- und Fortbildungsterminen sowie der große Stellenmarkt.

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Dr. Ernst Guggolz idw

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