Umprogrammierbare Hautstammzellen in der Petrischale

Lichtmikroskopische Aufnahme von in der Petrischale gewachsenen Haarfollikel-Stammzellen Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns

Für neue Therapien gegen Hautkrebs müssen Forscher Medikamente an der Haut von Tieren testen. Jetzt haben es Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns aus Köln geschafft, Hautstammzellen von Mäusen in der Petrischale zu züchten. Diese kultivierten Stammzellen könnten in Zukunft viele Tierversuche ersetzen.

Wunden müssen verheilen, ausgefallene Haare ersetzt werden. Dafür braucht es die sogenannten Haarfollikel-Stammzellen in unserer Haut. Sie sitzen an den Haarwurzeln und können sich zu verschiedenen Hautzelltypen ausdifferenzieren. Wenn die Stammzellen nicht mehr richtig gesteuert werden, können Erkrankungen wie Hautkrebs entstehen.

„Wir wollten eine Methode entwickeln, in dem wir die Haarfollikel-Stammzellen und ihre Rolle in der Hautkrebsentstehung untersuchen können“, erklärt Carlos Andrés Chacón-Martínez, Wissenschaftler in der Forschungsgruppe von Sara Wickström am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln.

“Normalerweise nutzen wir für diese Untersuchungen Modellorganismen, wie z.B. Mäuse. Aber das erfordert zum einen viele Versuchstiere und zum anderen viele Jahre Forschungsarbeit. Mit unserer neuen Methode können wir die Stammzellen jederzeit in der Petrischale untersuchen. Dadurch benötigen wir weniger Tierversuche.“

Zellen verwandeln sich zurück in Stammzellen

Um Haarfollikel-Stammzellen in der Petrischale wachsen zu lassen, müssen die Wissenschaftler zu Beginn Hautzellen aus der Maus entnehmen. Diese werden in ein dreidimensionales Gel aus Proteinen transferiert, die natürlicherweise in der Haut vorkommen. Um das Wachstum der Stammzellen anzuregen, geben die Forscher verschiedene Stoffe hinzu, die Zellwachstum und Zellüberleben regulieren. Die Stammzellen können dann für lange Zeit in der Petrischale zu überleben.

Die Untersuchungen der Kölner Wissenschaftler zeigen, dass sich sogar schon ausdifferenzierte Zellen mit dieser Methode zu Stammzellen zurück programmieren lassen. „Wir können die Eigenschaften der Haut in der Petrischale nachbilden und zum Beispiel untersuchen wie sich die Zellen verhalten, wenn wir sie UV-Strahlen aussetzen. Es müssen also nicht mehr lebende Mäuse bestrahlt werden. Die Methode kann sehr nützlich sein, um neue Therapien gegen das Altern oder Krebs zu entwickeln“, erklärt Chacón-Martínez.

Menschliche Haut

Jetzt wollen die Forscher das System an menschliche Zellen anpassen. „Wenn wir in der Lage wären, menschliche Haarfollikel-Stammzellen mit unserer Methode wachsen zu lassen, könnte das große Auswirkungen auf die regenerative Medizin haben. Die moderne Medizin kann schon menschliche Haut in der Petrischale wachsen lassen und transplantieren, aber sie bildet keine Haare. Vielleicht können wir mit unserer Methode bald Männern wieder zu vollem Haar verhelfen“, sagt Chacón-Martínez.

http://www.age.mpg.de

Media Contact

Dr. Maren Berghoff Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer