Wie tickt die "innere Uhr" des Pandabären?

Diesen Fragen widmet sich die Zoologin Martina Pertl von der Fakultät für Lebenswissenschaften. Ziel ist es, durch kontinuierliche Langzeitbeobachtung mehr über die Chronobiologie des Großen Panda herauszufinden und damit auch sicherzustellen, dass sich Fu Long in der künstlichen Umwelt des Zoos gut zurechtfindet.

Das Leben ist ein Zusammenspiel von unzähligen Rhythmen, die sowohl das Verhalten als auch die Physiologie aller Lebewesen bestimmen. Diese Rhythmen sind keineswegs nur simple Reaktionen auf externe Umweltveränderungen, wie der Tag-Nacht-Zyklus, sondern entstehen in einem inneren „timekeeping“-System. Ein System von Schrittmachern bewirkt dabei artspezifische Rhythmen, die auch bei völliger Abwesenheit von externen Signalen weiter bestehen. Diese biologische „Uhr“ macht es dem Organismus erst möglich, sich auf Veränderungen in der physikalischen Umwelt vorzubereiten, und stellt dadurch sicher, dass der Organismus zum „richtigen“ Zeitpunkt das „Richtige“ macht.

Erstellung eines Chronoethogramms

Die Zoologin Mag. Martina Pertl konzentriert sich in ihrer Dissertation auf die Entwicklung der inneren „Uhr“ des Panda-Jungtieres Fu Long in seinen ersten zwei Lebensjahren. Dazu erstellt sie ein sogenanntes Chronoethogramm, welches das zeitliche Auftreten bestimmter Verhaltensweisen des Pandas – wie z.B. schlafen, trinken, essen – darstellt und zeigt, ob diese Verhaltensmuster in einem bestimmten Rhythmus auftreten. Außerdem werden auch die Nähe und der Kontakt zur Mutter aufgezeichnet, um so Fu Longs Weg in die Selbstständigkeit nachvollziehen zu können.

Zweijährige Langzeitbeobachtung

„Dieses Projekt ist das erste, das ein 24-Stunden-Video-Überwachungssystem kontinuierlich über einen Zeitraum von zwei Jahren verwendet und wird damit eine der umfangreichsten Studien zum Verhalten von Großen Pandas liefern. Bislang wurden Pandas immer nur wenige Wochen beobachtet, zu wenig, um allgemeine Rückschlüsse auf die rhythmische Struktur seines Verhaltens zu machen“, erklärt Martina Pertl. Die Forschungsarbeit erfolgt in enger Kooperation mit dem Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin.

Künstliche Umwelt kann krank machen

Die Jungwissenschafterin Pertl untersucht auch, welche externen Faktoren – wie die Mutter oder die TierpflegerInnen – den Rhythmus und damit das Verhalten Fu Longs beeinflussen. „In einer künstlichen Umwelt wie einem Zoo kann es passieren, dass die innere Uhr des Tieres von anderen externen Signalen wie beispielsweise der Pflegeroutine oder dem Besucherandrang überlagert werden. Wenn die Synchronisation zwischen dem Organismus und dessen Umwelt fehlt, kann das zu gravierenden und lebensbedrohlichen Gesundheitsproblemen führen. Daher ist chronobiologische Forschung eine geeignete Methode, um das Wohlbefinden von Tieren unter menschlicher Obhut zu beurteilen und trägt dazu bei, die artgemäße Haltung der Tiere laufend zu verbessern“, sagt Pertl.

Datenflut

Zur Zeit analysiert Martina Pertl das erste halbe Lebensjahr des im August 2007 geborenen Fu Long. Hauptaugenmerk liegt auf dem Tag-Nacht-Rhythmus, aber auch auf der Mutter-Kind-Interaktion und dem Fressverhalten. Zusätzlich zur Auswertung der Datenflut aus Fu Longs Leben hat sich die Verhaltensbiologin auch den Abgleich von Daten mit Jungtieren aus anderen Zoos zum Ziel gesetzt.

Kontakt:
Mag. Martina Pertl
Department für Evolutionsbiologie
Universität Wien
M + 43-660-818 36 18
martina.pertl@chello.at
Rückfragehinweis:
Mag. Alexandra Frey
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 31
alexandra.frey@univie.ac.at

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Veronika Schallhart idw

Weitere Informationen:

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