Sex zur besseren Parasitenabwehr

Ein internationales Forscherteam ist der Frage nachgegangen, welche Vorteile die sexuelle Vermehrung gegenüber der asexuellen hat. Im Fachmagazin American Naturalist kommen sie zum Schluss, dass sich Sex aus der Abwehr gegen Parasiten heraus entwickelt hat.

Einen wichtigen Hinweis konnten die Wissenschaftler in einem See in Neuseeland finden. Dort lebt eine Schnecke, von der es sexuelle als auch asexuelle „Varianten“ gibt.

Von der Schnecke der Spezies Potamopyrgus antipodarum gibt es in dem neuseeländischen See zwei Varianten. Die eine vermehrt sich sexuell und produziert Nachkommen beider Geschlechter. „Eine andere bringt nur weibliche Klone hervor, die genetisch ident mit dem Muttertier sind“, erklärt Studienautor Jukka Jokela vom Institut für Integrative Biologie an der ETH-Zürich gegenüber pressetext.

Seit 1994 haben die Forscher, denen auch Mark Dybdahl von der University of Washington und Curtis Lively von der Indian University in Blooming angehörten, die beiden Schnecken-Varianten auf Parasitenbefall hin untersucht. „Am Anfang gab es von den asexuellen Schnecken, die sich nicht vermehren konnten, ziemlich viele“, so Jokela. Ein spezieller Parasit hatte die Zahl der Tiere allerdings rapide verringert.

Einige der Klon-Typen waren sogar ganz verschwunden. Die „normale “ Schneckenpopulation blieb hingegen während des Untersuchungszeitraumes sehr stabil. „Das entspricht genau jenem Muster, das wir für die Parasiten-Hypothese vorhergesagt hatten“, so Jokela.

Die sexuelle Vermehrung, die auf dem Austausch von Genen von Vater und Mutter beruht, bringe einen entscheidenden evolutionären Vorteil in einem Umfeld mit vielen Parasiten, betont Jokela. Eine ähnliche Situation finde man in der industriellen Landwirtschaft mit ihren Monokulturen. „Da die Pflanzen genetisch kaum variabel sind, sind sie Schädlingen mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Daher müssen immer mehr Pestizide eingesetzt werden, um allfällige Krankheiten oder Parasiten abzuwehren.“

Die sexuelle Vermehrung, die zwar komplexer ist und langsamer funktioniert als die asexuelle, bringe deutliche Vorteile. „Einer davon ist größere genetische Diversität, die wiederum die Grundlage für die Artenvielfalt, die so genannte Biodiversität, ist“, erklärt der Biologe. Offensichtlich sorgen Parasiten dafür, dass die Zahl der asexuell vermehrenden Arten nicht unendlich ansteigt. Da deren Nachkommen genetisch ident sind, sind sie auch genauso anfällig für Parasiten wie ihre Eltern.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.env.ethz.ch

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer