Seesterne fressen viel CO2

Bodenlebende Meerestiere wie etwa Seesterne, Seegurken und Seeigel nehmen viel mehr Kohlenstoff auf als bisher bekannt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Forschern der University of Southampton im Fachmagazin ESA Ecological Monographs. Rund 0,1 Gigatonnen Kohlenstoff werden von den Stachelhäutern – so der Name des Tierstamms – jährlich aufgenommen. Sie bilden damit eine beachtliche Kohlenstoffsenke.

Im Vergleich dazu nehmen die pelagischen Organismen – alle Phytoplankten und Algen – zwischen 0,4 und 1,8 Gigatonnen Kohlenstoff jährlich auf. Der Mensch pustet jährlich rund 5,5 Gigatonnen Kohlenstoff in die Luft.

Universell vorhandene Lebewesen

„Echinodermaten, so der lateinische Namen für die Stachelhäuter, gehören zu den vielfältigsten Lebewesen im Meer“, so Bettina Riedel, Meeresbiologin an der Universität Wien, im pressetext-Interview. „Sie sind weltweit in jeder Zone, von den Tropen bis zu den subpolaren und polaren Meeren, vorhanden.“ Das Forschungsergebnis sei jedenfalls sehr überraschend, meint Riedel.

Stachelhäuter haben vielfältige Erscheinungsformen. Zum Tierstamm, der rund 6.300 Arten umfasst, gehören Seelilien, Seesterne, Schlangensterne, Seeigel und Seewalzen. Zum Aufbau ihres Kalkskeletts benötigen die Tiere Kalziumkarbonat, das sie aus dem Meerwasser nehmen.

Überraschendes Ergebnis

Das Forscherteam um Mario Lebrato hat bei adulten Stachelhäutern zunächst untersucht, welche Mengen an Kalziumkarbonat sie absorbieren und vor allem, was mit dem Kalk passiert, wenn die Tiere sterben. Dazu haben sie zahlreiche Stachelhäuter aus verschiedenen Regionen des Atlantischen Ozeans gesammelt, gereinigt, tiefgefroren, anschließend zu Pulver vermahlen und analysiert.

In ersten Berechnungen haben die Wissenschaftler für jene Tierarten, die sie gesammelt haben, die Kohlenstoffmenge festgestellt und sie anschließend hochgerechnet. Das Ergebnis bezeichnen auch andere Forscher, die nicht an der Studie teilgenommen haben, als überraschend. „Ich war überrascht über das Ausmaß der Werte. Der Forschungsansatz ist jedenfalls schlüssig“, so der Ozeanograph Justin Ries von der University of North Carolina in Chapel Hill.

„Diese Werte öffnen uns die Augen. Ich denke, dass es sogar noch größere Mengen sind“, meint der Meeresbiologe Craig Smith von der University of Hawaii in Manoa. „Der Grund dafür ist, dass in den äquatorialen Regionen eine noch höhere Stachelhäuter-Biomasse existiert, die bisher kaum erforscht ist.“

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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