Schon junge Moschusochsen sind winterfest

Junge Moschusochsen können Wärme genauso gut wie erwachsene Tiere speichern, was sie weit weniger empfindlich gegenüber extremer Kälte macht als man bisher annahm.

Zu diesem Schluss kommen Biologen der Universität Sydney in der Zeitschrift „Physiological and Biochemical Zoology“. Mit Wärmekameras untersuchten sie die bulligen Verwandten von Schafen und Ziegen, die in der arktischen Tundra in Grönland, Kanada, Sibirien, Alaska und Skandinavien heimisch sind.

„Zu unserer Überraschung entdeckten wir, dass die kleineren Kälber nicht an mehr Temperaturstress leiden als größere, ausgewachsene Tiere“, berichtet Forschungsleiter Adam Munn.

Moschusochsen müssen an ihrem natürlichen Lebensraum Temperaturen von minus 40 Grad Celsius und darunter ertragen, wodurch das Überleben im Winter stets eine Herausforderung bedeutet. Bisher nahm man an, dass Jungtiere besonders kälteempfindlich sind, da sie eine größere Hautoberfläche im Vergleich zu ihrem Körpervolumen besitzen und ihre Körpermasse dadurch der Kälte noch direkter ausgesetzt ist. Die Kälte allein dürfte jedoch nicht für hohe Todesraten der Kälber den Ausschlag geben, so die australischen Forscher.

Mittels Infrarot-Technik erhoben sie bei einer Gruppe von Moschusochsen in Alaska, wie viel Wärme die Tiere von ihrer Felloberfläche an die kalte Außenluft und an den gefrorenen Boden abgaben. Die Messung erfolgte während der Nahrungssuche im Winter, wo die Tiere den extremsten niedrigen Temperaturen direkt ausgesetzt sind.

Sowohl Kälber als auch erwachsene Tiere geben nur zwei bis sechs Prozent der täglichen aufgenommenen Energie an die Umgebung ab, sogar bei einer Temperatur von minus 50 Grad Celsius. „Die Größe des Körpers dürfte bei Moschusochsen für das Überleben in der Kälte zweitrangig sein. Wichtig ist das für die Vorhersage ihrer Sterblichkeitsrate, da Wintertage mit extrem niedrigen Temperaturen in den Arktisregionen infolge des Klimawandels vermutlich zunehmen werden“, so Munn. Eine Entwarnung für die Bedrohung von Moschusochsen und anderen großen arktischen Pflanzenfressen könne man allerdings nicht geben, da Nahrungsknappheit und andere ökologische Ursachen weiterhin ein großes Problem für das Überleben darstellten.

„Moschusochsen-Kälber werden im Mai geboren. Damit sind sie in den ersten Lebensmonaten den extremsten Temperaturen nicht ausgesetzt“, erklärt der Gießener Wildbiologe Klaus Volmer http://www.wildbiologie.com im pressetext-Interview. In den ersten Lebensmonaten erhalten die Tiere eine hochkonzentrierte fetthaltige Milch, die sie schützt, bis zum Winter wird der Stoffwechsel dann auf pflanzliche Nahrung umgestellt. Wie die Energieaufnahme in diesen kritischen Monaten erfolgt, ist in der Tierwelt einzigartig. „Moschusochsen sind die extremsten Raufutterfresser, die es gibt. Sie ernähren sich von allem, was sie finden, genauso gut von vertrockneten Ästen, Schilf oder Zwergsträuchern“, betont Volmer.

In der Wärmeisolierung sind Moschusochsen ebenfalls sehr raffiniert. „Der wichtigste Wärmeschutz sind ihre langen, dickzottigen Haare“, erklärt der Biologe. Das lange, mehrschichtige und dichte Winterfell, das die Tiere am ganzen Körper bis hinunter zu den Hufen bedeckt, verleiht ihnen ein besonders massiges Aussehen. Bezogen auf das Gewicht ist das Moschusochsen-Fell achtmal wärmer als Schafswolle. Ein wichtiger Wärmeschutz sind auch die Fettdepots der bis zu 400 Kilo schweren Kolosse. Daneben nimmt man an, dass sie ihr Blut bei kaltem Wetter direkt aus ihren Extremitäten pumpen können, um so weniger zu frieren.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.usyd.edu.au

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