Schneller Zugang zu modifizierten Proteinen für Therapie und Diagnose

Christian F. W. Becker bei seinen Laboruntersuchungen. Copyright: Universität Wien

Ein Team um Christian F. W. Becker vom Institut für Biologische Chemie der Universität Wien hat nun eine neue Methode entwickelt, die den schnellen Zugang zu modifizierten Peptiden und Proteinen ermöglicht, die für die Behandlung und Diagnostik von Krebs eingesetzt werden können. Die Ergebnisse der Studie erscheinen aktuell im renommierten Fachmagazin „Angewandte Chemie“.

Solche Proteine – inklusive ihrer vielfältigen Modifikationen – werden meist aus Zellen isoliert und für die biomedizinische Verwendung mit hohem Aufwand vorbereitet. Die neuentwickelte Methode ermöglicht nun den schnellen Zugang zu modifizierten Peptiden und Proteinen.

Erfolg durch Kombination

„Uns gelang es, die Herstellung zuckertragender Peptide und deren Verknüpfung untereinander deutlich zu vereinfachen. Wir kombinierten dabei chemische mit enzymatischen Schritten“, so Christian F.W. Becker. Dadurch wird der Zugang zu kleinen bis mittleren Proteinen ermöglicht, wie sie auch in der Krebsdiagnostik und Behandlung eingesetzt werden.

Durchbruch bei Synthese

Die Kombination der enzymatischen Verknüpfung von Zuckern und Peptiden, mit der Möglichkeit die daraus entstehenden modifizierten Eiweißstücke gezielt und spurlos miteinander zu verbinden, stellt einen Durchbruch bei der Synthese solcher Zucker tragender Proteine dar.

„Der Schlüssel zum Erfolg dieser Methode ist ein Molekül, das die effiziente enzymatische Modifikation der Peptide ermöglicht und anschließend auch die Verknüpfung mit einem weiteren Peptid vermittelt“, so Becker. Mit Hilfe dieser Methode wurden in der Studie Mucin-Peptide – das sind etablierte Tumor-Marker –gezielt mit Zuckern modifiziert und dann miteinander verknüpft, um homogene Zucker-modifizierte Mucin-Peptide zu erhalten.

Herstellung wird leistbarer

„Mit Hilfe dieses neuen Konzepts lassen sich nun unterschiedlich modifizierte Mucine in reiner Form und in ausreichenden Mengen generieren“, erklärt Becker: „somit lässt sich auch der Einfluss verschiedener Zuckeranordnungen am Protein untersuchen und deren Rolle bei Krebserkrankungen besser verstehen“.

Darüber hinaus lässt sich die Methode direkt auf andere Proteine und Modifikationen übertragen und damit als generelles Konzept zur gezielten, enzymatischen Proteinmodifikation anwenden. Damit wird es möglich, auch komplexe therapeutische Proteine zu generieren und die Herstellung solcher bisher sehr teurer Wirkstoffe zu vereinfachen.

Publikation in „Angewandte Chemie“
A PEGylated Photocleavable Auxiliary Mediates the Sequential Enzymatic Glycosylation and Native Chemical Ligation of Peptides. Claudia Bello, Shuo Wang, Lu Meng, Kelley W. Moremen and Christian F. W. Becker, in Angewandte Chemie Intl. Ed., 2015.
DOI: 10.1002/anie.201501517

Wissenschaftlicher Kontakt
Univ.-Prof. Dr. Christian Becker
Vorstand des Instituts für Biologische Chemie
Universität Wien
1090 – Wien, Währinger Straße 38
+43-1-4277-705 10
+43-664-60277-705 10
christian.becker@univie.ac.at

Rückfragehinweis
Stephan Brodicky
Pressebüro der Universität Wien Forschung und Lehre
Universität Wien
1010 – Wien, Universitätsring 1
+43-1-4277-175 41
stephan.brodicky@univie.ac.at

Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 19 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 9.700 MitarbeiterInnen, davon 6.900 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 92.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 180 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. http://www.univie.ac.at

1365 gegründet, feiert die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis im Jahr 2015 ihr 650-jähriges Gründungsjubiläum mit einem vielfältigen Jahresprogramm – unterstützt von zahlreichen Sponsoren und Kooperationspartnern. Die Universität Wien bedankt sich dafür bei ihren KooperationspartnerInnen, insbesondere bei: Österreichische Post AG, Raiffeisen NÖ-Wien, Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, Stadt Wien, Industriellenvereinigung, Erste Bank, Vienna Insurance Group, voestalpine, ÖBB-Holding AG, Bundesimmobiliengesellschaft, Mondi. Medienpartner sind: ORF, Die Presse, Der Standard.

Media Contact

Stephan Brodicky Universität Wien

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer