Ich schau Dir in die Augen, Artgenosse!
In der jetzt veröffentlichten Studie wurden sowohl Menschen als auch Affen Gesichter beider Arten gezeigt und die Bewegung der Augen registriert. Die Gesichter wurden dabei „normal“ und auf dem Kopf stehend präsentiert.
Aus der Wahrnehmungsforschung ist bekannt, dass auf dem Kopf stehende Gesichter für uns sehr schlecht zu erkennen sind, da die üblichen Verarbeitungsmechanismen, die uns zu Experten der Gesichtserkennung machen, in diesem Fall nicht funktionieren. Zudem weiß man, dass wir bei „normal“ gezeigten Gesichtern vorrangig auf die Augen schauen. Die Analyse der Augenbewegungen kann also die verschiedenen Verarbeitungsstrategien sichtbar machen: viele Augenfixationen sind ein Maß dafür, dass das gezeigte Gesicht als „normal“ gesehen wird.
Die Studie zeigt nun, dass diese Strategie bei Affen nur für Affengesichter greift und bei Menschen nur für Menschengesichter, obwohl Affen- und Menschengesichter untereinander die gleichen Merkmale (Augen, Mund, Nase) teilen. Zudem sind die Augenbewegungen bei beiden Arten genau gleich, egal ob Gesichter der jeweils anderen Spezies gezeigt werden oder ob ein Gesicht der eigenen Spezies auf den Kopf gestellt wird. In beiden Fällen verteilen sich die Fixationen in gleichem Maße weg von den Augen hin zu den anderen Teilen des Gesichts.
Affen sind also Experten für Affengesichter und Menschen Experten für Menschengesichter. „Das verblüffende ist dabei, dass auch die Strategien, mit denen die Gesichter der eigenen Spezies verarbeitet werden, dieselben sind. Menschen und Affen sind sich also noch ähnlicher als bislang gedacht“, sagte Christoph Dahl, einer der beiden Hauptautoren der Studie.
Originalveröffentlichung:
Christoph D. Dahl, Christian Wallraven, Heinrich H. Bülthoff & Nikos K. Logothetis
Humans and macaques employ similar face-processing strategies.
Current Biology (2009), doi:10.1016/j.cub.2009.01.061
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.mpg.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Neues topologisches Metamaterial
… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…
Astronomen entdecken starke Magnetfelder
… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…
Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen
Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…