Schädel-Hirn-Verletzungen im Blick

Nach einer Schädel-Hirn-Verletzung werden Nervenzellen im Hirn stark geschädigt. Links normales Hirngewebe; gesunde Nervenzellen in grün-blau. Rechts verletztes Hirngewebe, absterbende Zellen in rot. (Bilder: Kleinschnitz / Siren)

Ein schwerer Autounfall, ein Sturz vom Fahrrad: Das sind nur zwei mögliche Ereignisse, bei denen der Schädelknochen brechen und es im Gehirn zu Blutungen kommen kann. Je nach Ausmaß einer solchen Schädel-Hirn-Verletzung sind Spätfolgen möglich, die sich bislang nicht heilen lassen – die Betroffenen leiden dann an kognitiven Einschränkungen. So funktioniert zum Beispiel ihr Gedächtnis nicht mehr richtig; im Extremfall kann es sogar zu einer Demenz kommen.

„Die mit einer Schädel-Hirn-Verletzung assoziierte lebenslange Behinderung durch Nervendegeneration und kognitive Defizite stellt bei Kindern und jungen Erwachsenen eines der häufigsten und drängendsten Gesundheitsprobleme in Europa dar“, sagt Anna-Leena Sirén, Professorin für Experimentelle Neurochirurgie am Universitätsklinikum Würzburg.

„Unser Ziel ist es darum, für dieses bislang unheilbare Krankheitsbild eine Therapie zu finden“, ergänzt ihr Kollege Christoph Kleinschnitz, Professor für Neurologie und Oberarzt an der Neurologischen Universitätsklinik.

Entzündung mit verheerenden Langzeitfolgen

Sirén und Kleinschnitz forschen schon seit Jahren gemeinsam an neuen therapeutischen Ansätzen. Unter anderem haben sie gezeigt, dass nach einer Schädel-Hirn-Verletzung im Gehirn entzündliche Prozesse beginnen, die auch mehrere Monate nach der Verletzung nicht abklingen.

Zudem fanden sie heraus, dass diese Entzündungen mit einem allmählichen Verlust von Hirnsubstanz in Zusammenhang stehen und damit auch für die teils verheerenden kognitiven Spätfolgen verantwortlich sind.

Weil die beiden Würzburger Professoren auf diesem Gebiet so erfolgreich arbeiten, wurden sie für den neuen europaweiten Forschungsverbund „CnsAflame“ ausgewählt. In diesem Verbund wollen sie nun den Verlauf und die Art der entzündlichen Prozesse in der chronischen Phase nach einer Schädel-Hirn-Verletzung genau aufklären. Zudem wollen sie herausfinden, wie sich die Entzündung therapeutisch beeinflussen lässt.

Fakten zum Forschungsverbund „CnsAflame“

Die Europäische Union fördert den Verbund in den kommenden drei Jahren mit 1,2 Millionen Euro. Koordiniert wird er an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Neben den beiden Würzburger Professoren sind Forscher aus Frankreich (Bordeaux), Israel (Jerusalem), und Schweden (Uppsala) beteiligt. Der länderübergreifende Verbundantrag wurde in einem strengen Auswahlverfahren unter Beteiligung internationaler Gutachter aus 43 Bewerbungen ausgewählt.

Kontakt

Prof. Dr. Anna-Leena Sirén, Neurochirurgische Klinik, Universität Würzburg, T (0931) 201-24579, siren.a@nch.uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz, Neurologische Klinik, Universität Würzburg, T (0931) 201-23755, christoph.kleinschnitz@uni-wuerzburg.de

http://www.neurologie.ukw.de/unsere-forschung/schlaganfall-neuroimaging-neuroinf… Zur Homepage der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg, Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz
http://www.neurochirurgie.ukw.de/sektion-fuer-experimentelle-neurochirurgie/expe… Zur Homepage der Neurochirurgischen Universitätsklinik Würzburg / Prof. Dr. Anna-Leena Sirén

Media Contact

Robert Emmerich Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

KI-basierte Software in der Mammographie

Eine neue Software unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, Brustkrebs im frühen Stadium zu entdecken. // Die KI-basierte Mammographie steht allen Patientinnen zur Verfügung und erhöht ihre Überlebenschance. Am Universitätsklinikum Carl Gustav…

Mit integriertem Licht zu den Computern der Zukunft

Während Computerchips Jahr für Jahr kleiner und schneller werden, bleibt bisher eine Herausforderung ungelöst: Das Zusammenbringen von Elektronik und Photonik auf einem einzigen Chip. Zwar gibt es Bauteile wie MikroLEDs…

Antibiotika: Gleicher Angriffspunkt – unterschiedliche Wirkung

Neue antimikrobielle Strategien sind dringend erforderlich, um Krankheitserreger einzudämmen. Das gilt insbesondere für Gram-negative Bakterien, die durch eine dicke zweite Membran vor dem Angriff von Antibiotika geschützt sind. Mikrobiologinnen und…

Partner & Förderer