Säugen beeinträchtigt Immunprozesse in Tüpfelhyänen

Wissenschaftler fanden heraus, dass das Säugen bei Tüpfelhyänenweibchen einen negativen Einfluss auf ihre Immunprozesse hat. Säugende Weibchen waren empfänglicher für Hakenwürmer und sie hatten generell einen höheren Hakenwurmbefall als nicht säugende Weibchen. Darüber hinaus stellte sich heraus, dass Mütter, die mehr Milch bereitstellten, weil sie Zwillinge hatten, einen höheren Wurmbefall aufwiesen, als Mütter von Einzeljungtieren.

Tüpfelhyänen sind soziale Raubtiere, die in großen Gemeinschaften („Clans“) mit einer strengen Hierarchie und unter weiblicher Dominanz leben. Sozial hochgestellte Weibchen haben einen privilegierten Zugang zu Nahrung.

Der Hakenwurmbefall steigt mit sinkendem sozialen Status der Weibchen, weil diese eine viel größere Anstrengung bei der Nahrungssuche auf sich nehmen müssen, da sie regelmäßig lange Strecken zurücklegen müssen, um Nahrung zu finden.

Marion East und ihre Kollegen aus dem Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) sowie Forscherinnen der Universität Cardiff in Großbritannien untersuchten Tüpfelhyänen im Serengeti-Nationalpark im Norden von Tansania. Sie bestimmten mit nicht-invasiven Methoden die Parasitenbelastung der Hyänen.

Es wurden beispielsweise die Anzahl der Hakenwurm-Eier pro Gramm Hyänenkot gezählt. Hakenwürmer sind häufig auftretende Parasiten im Magen-Darm-Trakt von Säugetieren. Erwachsene Würmer leben im Dünndarm, wo sie sich von der Schleimhaut und dem Blut ihres Wirtes ernähren. Das Ausmaß der Belastung steigt mit der Anzahl der erwachsenen Hakenwürmer im Wirt, weil Parasiten nicht nur Wunden verursachen, sonder ihrem Wirt auch Energie entziehen können und so den Körperzustand verschlechtern. Das wiederum macht den Wirt für einen weiteren Befall angreifbarer.

Die Zeit des Säugens ist der energetisch aufwändigste Abschnitt der Fortpflanzung von Säugetieren. Die Milch des Tüpfelhyänenweibchens hat außerdem einen sehr hohen Energiegehalt, sie besteht hauptsächlich aus Fett und Eiweiße (ungefähr je 15%). Die Jungen trinken in den ersten sechs Monaten ihres Lebens ausschließlich Milch und werden erst im Alter von 12 bis 20 Monaten entwöhnt.

Die Theorie der Lebensgeschichte besagt, dass Mütter bei sehr aufwändigen Prozessen eine Güterabwägung treffen müssen, um die Laktation aufrecht erhalten zu können. Beispielsweise konnten Mütter ihre Investitionen in Immunprozesse reduzieren.

Die Studie zeigte, dass dies auf Tüpfelhyänen zutraf. Sie zeigte zusätzlich, dass außerdem die Wahrscheinlichkeit einer gleichzeitigen Infektion mit intrazellulären Darm-Parasiten (Cystoisosopora) anstieg, wenn sie auch mit Hakenwürmern infiziert waren – ein weiterer Beleg für die Güterabwägung zugunsten des Säugens und der Beeinträchtigung der Prozesse der Immunabwehr.

In der Vergangenheit bezogen sich Studien zur Laktation und Parasitenbelastung nur auf Affen und Schalenwild (Pflanzenfresser). Diese Wildtierarten haben typischerweise pro Wurf nur ein Nachkomme. Diese ist die erste Studie bei einem Raubtier, das regelmäßig Einzel- und Zwillingswürfe gebiert. Das ermöglichte es, den mit steigender Wurfgrösse veränderten Säugeaufwand und die damit einhergehende steigende Parasitenbelastung zu dokumentieren.

Contact:
Dr Marion L East
+40 30 5168512
east@izw-berlin.de
Leibniz Institute for Zoo and Wildlife Research (IZW)
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin

http://www.izw-berlin.de

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