Rostocker Biologen erforschen Fleischfressende Pflanzen als ökologisches Frühwarnsystem

Pflanzenwelt Bezaubernd schön: die fleischfressende Pflanze &quot;Genlisea margaretae. Die wächst auf einem Inselberg in Madagaskar<br>(Fotos: privat)<br>

„Es geht darum, die langfristige Wasserversorgung in dem afrikanischen Land zu sichern“, erklärt Prof. Dr. Stefan Porembski, Direktor des Instituts für Biowissenschaften der Universität Rostock und des Botanischen Gartens der Universität.

„Wenn die uralten Berge Madagaskars auch regelrechte Wassersammler sind, die einen Großteil der Niederschläge speichern und während der Trockenzeiten an die Umgebung abgeben, so ist die Wasserversorgung in dem afrikanischen Land durch zunehmende Umweltsünden doch längerfristig gefährdet“, sagt Porembski.

Forschungen über Fleischfressende Pflanzen sollen behilflich sein, sich verändernde Umweltbedingungen frühzeitig zu erkennen, um schneller reagieren zu können.

„Fleischfressende Pflanzen, die in Madagaskar zahlreich wachsen, sind hervorragende Indikatoren für die Umweltsituation“, so Porembski. Verschlechtert sich die Umweltsituation, reagieren diese Pflanzen sehr sensibel. Inselberge sind durch die Menschen stark in Mitleidenschaft gezogen worden – durch Brandrodung, Beweidung oder Steinbrücke. Das ist perspektivisch fatal für die Wasserversorgung, denn das Wasser kommt fast ausschließlich von den Bergen.

Wie die Wasserversorgung weiter funktionieren und die einmalige Pflanzenwelt geschützt werden kann, ist Kern des Kooperationsvertrages. Rostocker Studierende haben sich jetzt während einer Exkursion mit Professor Porembski einen Überblick über die Vielfalt der Pflanzenwelt und ihrem Ist-Zustand verschafft und eine Bestandsaufnahme gemacht. Die Studierenden lernen auf diese Weise Naturschutz in den Tropen ganz praktisch kennen.

„Als Biologen haben wir die Verpflichtung, diese Pflanzenarten zu schützen“, sagt Porembski. „Dann lösen sich langfristig auch die Probleme mit der Wasserversorgung.“ Für Professor Porembski, der über viele Jahre eng mit Loki Schmidt zusammengearbeitet hat, ist das „ein exemplarisches Projekt, mit dem man „ein Wunderwerk der Evolution als Forschungsgegenstand“ vor sich hat. Denn dürreresistente Pflanzen, die Monate ohne Wasser überleben können und noch nicht umfassend erforscht sind, faszinieren den Botaniker.

„Sie sind gute Modellsysteme, um die Evolution zu erklären“, sagt Porembski. In Madagaskar gibt es diese Pflanzen reichlich, die nur dort – auf der größten Insel der Erde – vorkommen. Auch deshalb gilt die Insel als tropisches Paradies. „Eine Fundgrube für Biologen.“

Fleischfressende Pflanzen sind einzigartige Meisterwerke der Evolution. Es gibt über 600 Arten, die mithilfe spezieller Einrichtungen Tiere anlocken, fangen und verdauen können. Das kann man auch in unserer Region studieren. Porembski verweist zum Beispiel auf das Horster Moor bei Sanitz in Mecklenburg-Vorpommern. Auch dort wachsen die so genannten „Blumen des Bösen“, wie beispielsweise der Sonnentau, der Insekten fängt und vertilgt.

„Wir können mit Hilfe der fleischfressenden Pflanzen nicht nur die Evolution erklären, sie senden durch verfrühtes Absterben wertvolle Signale, wenn die Umweltbedingungen sich verschlechtern“, sagt Prof. Porembski. Große Aufmerksamkeit für ihre Forschungen ist den Rostocker Biologen damit aus Madagaskar sicher.

Kontakt:
Universität Rostock
Mathematisch Naturwissenschaftliche Fakultät Prof. Dr. Stefan Porembski
Fon: +49 (0) 381 498 6200
Mail: stefan.porembski@uni-rostock.de
Presse+Kommunikation
Dr. Ulrich Vetter
Fon: +49 (0)381 498 1013
Mail: ulrich.vetter@uni-rostock.de

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