Pilzalarm bei beliebten winterharten Zierpflanzen

Jetzt bringt es wieder Farbe in Herbstbepflanzungen, das Amerikanische Wintergrün (Gaultheria procumbens). Mit ihren attraktiven roten Scheinbeeren und den dunkelgrünen glänzenden Blättern ist die winterharte Zierpflanze in der trüben Jahreszeit ein echter Hingucker für Balkon und Garten.

Doch dem farbenfrohen amerikanischen Vetter aus der Erika-Familie droht Gefahr. Ein Pilz lässt die Pflanzen verbräunen und dahinwelken. Die Anthraknose-Krankheit, die auch durch infiziertes Saatgut übertragen wird, erschwert den Gaultheria-Anbau zunehmend. In Kooperation mit einem Praxisbetrieb suchen Wissenschaftler des Julius Kühn-Instituts in Quedlinburg nun nach Wintergrün-Arten, die dem Schaderreger Paroli bieten können. Dazu haben sie den Krankheitserreger studiert und sein Infektionsverhalten bei verschiedenen Arten getestet. Parallel versuchen sie, resistente Gaultheria-Arten mit dem Amerikanischen Wintergrün zu kreuzen, um sie widerstandsfähiger gegen den Schaderreger zu machen.

Eine alte Militärweisheit besagt, dass es gut ist, den Feind genau zu kennen, den man bekämpfen will. Colletotrichum gloeosporioides, so der Name des „feindlichen“ Pilzes, verursacht bräunlich-schwarze Läsionen an unteren Sprossabschnitten und führt zum Absterben von Trieben und Zweigen sowie zur Fruchtfäule. „In Jungpflanzenbeständen kommt es zu Ausfällen, weil der Erreger auch durch das Saatgut übertragen werden kann“, berichtet Stephanie Nehrlich. Die Doktorandin vom Julius Kühn-Institut weiß von drastischen Qualitätsminderungen der Pflanzenware und von Totalausfällen, die bei Gärtnereien als Verluste zu Buche schlagen. Mit Pflanzenschutzmitteln ließe sich der Schaden begrenzen, aber davon soll ja eher weniger zum Einsatz kommen. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig nach krankheitsresistenten Gaultheria-Formen Ausschau zu halten.

20 verschiedene Isolate des Pilzes hat die JKI-Wissenschaftlerin charakterisiert, Sporengröße, Myzelwachstum und die Farbe des Pilzmyzels sind beschrieben. Junge Sämlingspflanzen (20 Wochen alt) von G. procumbens wurden künstlich infiziert. Dabei verursachten acht der zwanzig Sporenlösungen eine starke Infektion, jeweils sechs einen schwachen oder moderaten Krankheitsverlauf. „Jetzt werden weitere Gaultheria-Arten auf Anfälligkeit getestet. Die vorliegenden Ergebnisse zur Virulenz werden mit genetischen Daten des Erregers verglichen“, berichtet Nehrlich. Bis zum Ziel, eine resistente Form auf den Markt zu bringen, ist es noch ein langer Weg, denn von der Entwicklung bis zur Markteinführung können mitunter 15 Jahre und mehr vergehen. Doch die Wissenschaftlerin bleibt optimistisch, da es Wintergrün-Arten im Bestand gibt, die dem Erreger trotzen.

Hintergrundinfo zu Gaultheria procumbens:
Das aus Nordamerika stammende Wintergrün, auch Niedere Scheinbeere genannt, wird seit ca. 20 Jahren von Baumschulen und Gartenbaubetrieben in Deutschland angebaut. Der Hauptverkaufszeitraum für die immergrüne und winterharte Pflanze liegt aufgrund der attraktiven roten Scheinbeeren im Herbst. Im Frühsommer tragen die Pflanzen kleine, eher unscheinbare glöckchenförmige weiße Blüten.
Hintergrundinfo zum Projekt:
In einem durch die Innovationsoffensive des BMELV geförderten Drittmittelprojekt des Institutes für Züchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst, Quedlinburg des JKI sollen Resistenzquellen in der Gattung Gaultheria gegen den Pilz C. gloeosporioides ausfindig gemacht werden. Praxispartner ist die Gartenbau Holz GbR. Teilergebnisse des Projektes wurden Anfang September 2009 in Leiden (Niederlande) auf dem 23. Internationalen Eucarpia Symposium in der Sektion Zierpflanzen vorgestellt.

Media Contact

Stefanie Hahn idw

Weitere Informationen:

http://www.jki.bund.de

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