Neuer Biomarker für Herzschwäche in der Allgemeinbevölkerung nachgewiesen

Wie die Forscher zeigen, haben Erwachsene mit einem hohen FGF23-Spiegel im Blut ein fast zweifach erhöhtes Erkrankungsrisiko. Das Wissenschaftlerteam publizierte seine Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism (Romina di Giuseppe et al.: 2013).

Die Herzinsuffizienz ist eine der häufigsten Erkrankungs- und Todesursachen in Industrienationen. Da wichtige Risikofaktoren für diese Erkrankung zu einem großen Teil beeinflussbar sind, erscheint es sinnvoll, durch rechtzeitig eingeleitete Präventionsmaßnahmen dieser schweren Erkrankung entgegenzuwirken.

Die Risikobestimmung für diese Erkrankung erfolgt derzeit anhand von klassischen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, einem gestörten Fettstoffwechsel, Übergewicht und Diabetes. Neue Biomarker könnten jedoch zukünftig dazu beitragen, die Risikoeinschätzung zu verbessern, so dass Gegenmaßnahmen früher und gezielter eingeleitet werden können. Zudem geben sie Hinweise auf die Stoffwechselmechanismen, die an der Entstehung der Erkrankung beteiligt sind.

Wie einige Studien der letzten Jahre annehmen lassen, besteht ein Zusammenhang zwischen Botenstoffen, die u. a. für die Knochenmineralisation eine Rolle spielen, und dem Auftreten einer Herzschwäche. Um neue Biomarker zu identifizieren, untersuchte das Forscherteam daher die Beziehung zwischen dem Hormon FGF23, dem Parathormon* sowie Vitamin D und der Entstehung einer Herzinsuffizienz. Grundlage für die Untersuchung bildeten die Daten und Blutproben von 1.441 weiblichen und männlichen Teilnehmern der Potsdamer EPIC-Studie**, von denen 221 im Nachbeobachtungszeitraum von etwa acht Jahren an einer Herzinsuffizienz erkrankten.

Während die Forscher eine unabhängige, positive Beziehung zwischen dem FGF23-Blutplasmaspiegel und dem Risiko für eine Herzschwäche nachwiesen, beobachteten sie keinen Zusammenhang zwischen dem Erkrankungsrisiko und den Blutkonzentrationen des Vitamin D. Eine nur bei Adipösen (Fettsüchtigen) beobachtete Beziehung zwischen der Parathormon-Konzentration und dem Herzinsuffizienz-Risiko bedarf weiterer Studien.

„Wie wir erstmals zeigen, könnte FGF23 zukünftig als neuer Biomarker genutzt werden, um das Herzinsuffizienz-Risiko in der Allgemeinbevölkerung zu bestimmen“, sagt Erstautorin Romina di Giuseppe vom DIfE. „Ob FGF23 nur als neuer Marker für Herzschwäche zu sehen ist oder ob er aktiv zur Krankheitsentstehung beiträgt, muss noch erforscht werden“, ergänzt die Medizinerin und Epidemiologin Cornelia Weikert. „Ergebnisse anderer Studien lassen Letzteres aber vermuten“, sagt die Studienleiterin weiter.

Romina di Giuseppe et al.: Plasma Fibroblast Growth Factor 23, Parathyroid Hormone, 25-HydroxyvitaminD3 and risk of Heart Failure: a prospective, case-cohort study. Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 2013

Link zur Studie: http://press.endocrine.org/doi/pdf/10.1210/jc.2013-2963

Hintergrundinformation:

* Das Parathormon wird in der Nebenschilddrüse gebildet und ist u. a. an der Regulation des Kalziumspiegels im Blut beteiligt. Beispielsweise erhöht es die Kalziumwiederaufnahme in der Niere.

** Die European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) untersucht die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes. An ihr sind 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit insgesamt 519.000 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern im Erwachsenenalter beteiligt. Die Potsdamer EPIC-Studie ist mit mehr als 27.000 Teilnehmern ein Teil der prospektiven EPIC-Studie. Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die Teilnehmer zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert werden kann – ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven Studien. Zu Studienbeginn waren die Teilnehmer 35 bis 65 Jahre alt.

Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten DZD. Näheres unter http://www.dzd-ev.de.

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Arbeitsgruppe Herz-Kreislauf-Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel.: +49 (0)33200 88-2714
E-Mail: weikert@dife.de
Dr. Romina di Giuseppe
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Arbeitsgruppe Herz-Kreislauf-Epidemiologie
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