Neue Wege zur Diabetes-Vorbeugung: Auf der Suche nach Wirkstoffen, die die Zuckeraufnahme im Darm hemmen

Am Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie der TU München (TUM) wurde nun ein Forschungsprojekt gestartet, das neue Wege zur Vorbeugung von Diabetes sucht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert es im Rahmen seiner Projekte zur Biomedizinischen Ernährungsforschung in den nächsten drei Jahren mit insgesamt 1,1 Millionen Euro.

Der Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie der TUM unter der Leitung von Frau Prof. Hannelore Daniel hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Die Wissenschaftler wollen in Kooperation mit Kollegen anderer Forschungseinrichtungen und Biotech-Firmen neue Wege zur Diabetes-Vorbeugung finden. Ihre Grundfrage: Welche physiologischen Möglichkeiten gibt es, die Blutzuckerregulation zu stabilisieren? Es geht also darum, neben der Veränderung des Ernährungsverhaltens neue Präventionsstrategien zu finden, um die Zuckerkrankheit zu vermeiden.

Deshalb haben es sich die Forscher zum Ziel gesetzt, die Wirkung von Nahrungsinhaltsstoffen auf die Zucker-Transporter in den Darmzellen zu untersuchen. Denn fände man einen Wirkstoff, der die Aufnahme von Glucose (also Zucker) durch die molekular gut charakterisierten Glucosetransporter zu hemmen vermag, hätte man ein Mittel gegen die gefährlichen überschießenden Blutzuckeranstiege gefunden, die aus dem Konsum von Lebensmitteln mit rasch verfügbaren Zuckern herrühren.

Diese Schwankungen tragen langfristig zum Entstehen von Diabetes bei. Sie stören das empfindliche Blutzuckergleichgewicht, machen Körperzellen unempfindlich gegenüber Insulin und fördern so den Niedergang der Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse.

In einer Partnerschaft mit der Firma Bioactive Foods unter Leitung von Dr. Hennig Vollert, Prof. Wolfgang Blaschek vom Pharmazeutischen Institut der Universität Kiel sowie dem Max-Planck-Institut für Biophysik und der Firma IonGate Biosciences in Frankfurt werden geeignete Inhaltsstoffe aus Obst und Gemüse isoliert und charakterisiert. Die Wechselwirkung der Substanzen mit den Glucosetransportern wird in einer ersten Stufe mit einer Reihe von Screening-Systemen untersucht. In den weiteren Entwicklungsstufen sollen so identifizierte, potente Naturstoffe dann an Versuchspersonen auf die Blutzuckerverläufe nach Glucosebelastungen und auf ihre Verträglichkeit geprüft werden.

Wenn das Forschungsprojekt erfolgreich abgeschlossen ist, soll eine industrielle Umsetzung folgen, so Prof. Daniel von der TUM: „Unser langfristiges Ziel ist es, Nahrungsmittel zu entwickeln, die die Verwertung von Zucker aus der Nahrung verringern und damit der Entwicklung von Übergewicht und Diabetes entgegnen können.“

Kontakt:
Prof. Dr. Hannelore Daniel
Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie
Technische Universität München
Telefon: 08161 / 71-3401
E-Mail: daniel@wzw.tum.de

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Dr. Ulrich Marsch idw

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