Mit Antikörper-Wirkstoff-Verbindungen und Immuntherapie gegen Brustkrebs

Bei nahezu jeder fünften Brustkrebspatientin befinden sich auf der Oberfläche der Tumorzellen überdurchschnittlich viele HER2-Rezeptoren – Moleküle, die Signale von Wachstumsfaktoren ins Zellinnere weiterleiten. Die Fülle an Rezeptoren hat zur Folge, dass sich die Krebszellen rasch teilen und der Tumor überdurchschnittlich schnell wächst.

Dagegen kommen seit einigen Jahren sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (Antibody-drug-conjugates, kurz: ADCs) zum Einsatz, die über eine doppelte Wirkung verfügen: Sie bestehen einerseits aus einem Antikörper, welcher gezielt an den Rezeptor der Tumorzellen bindet und die Signale für die Vermehrung unterbricht.

Andererseits dienen die ADCs als Transportvehikel für eine chemische Substanz, welche mit dem Antikörper zur Krebszelle gelangt und den Tod der Zelle auslöst. Dabei hat sich gezeigt, dass die Verwendung von bestimmten zelltötenden Substanzen auch die körpereigene Immunantwort günstig beeinflussen kann.

Kombination mit Immuntherapie

Forscher um Prof. Alfred Zippelius vom Departement Biomedizin der Universität und des Universitätsspitals Basel sind nun einen Schritt weitergegangen: In einer präklinischen Studie an Mausmodellen kombinierten sie das ADC «Trastuzumab-Emtansin» mit dem Einsatz einer zusätzlichen Immuntherapie, die zum Ziel hat, das Immunsystem für die Bekämpfung der Tumore zu aktivieren.

Dazu nahmen sie sogenannte immunregulatorische Checkpoints ins Visier, die das Immunsystem im Zaum halten, indem sie die Aktivierung von Abwehrzellen bremsen, wenn eine Schädigung von gesunden Körperzellen droht. Durch die Gabe eines komplementären Antikörpers blockierten sie die Funktion von zwei solchen Checkpoints, womit verschiedene Typen der körpereigenen T-Zellen aktiviert wurden.

Für sich alleine zeigte diese Immunantwort zwar keinen unmittelbaren Effekt auf die Bekämpfung des Tumors, aber in Kombination mit dem ADC liessen sich bei Mäusen die Krebszellen effektiv bekämpfen. Die Forscher konnten darüber hinaus zeigen, dass sogenannte regulatorische T-Zellen im Rahmen der Immunantwort eine schützende Rolle einnehmen. Erst nach ihrer Entfernung zeigten sich als Folge der ungehemmten Immunantwort auch Entzündungen und Gewebeschäden.

«Unsere Resultate deuten darauf hin, dass sich Antikörper-Wirkstoff-Konjugate für eine Verwendung in einer Kombinationstherapie eignen, was neue Perspektiven für die Behandlung von Brustkrebs eröffnet», kommentiert Erstautor Dr. Philipp Müller die Bedeutung der Studie.

Originalbeitrag
Philipp Müller, Matthias Kreuzaler, Tarik Khan, Daniela S. Thommen, Kea Martin, Katharina Glatz, Spasenija Savic, Nadia Harbeck, Ulrike Nitz, Oleg Gluz, Michael von Bergwelt-Baildon, Hans Kreipe, Sai Reddy, AQ Matthias Christgen, Alfred Zippelius
Trastuzumab emtansine (T-DM1) renders HER2+ breast cancer highly susceptible to CTLA-4/PD-1 blockade
Science Translational Medicine (2015), doi: 10.1126/scitranslmed.aac4925

Weitere Auskünfte
Prof. Dr. Alfred Zippelius, Universität und Universitätsspital Basel, Departement Biomedizin, Tel. +41 61 265 23 55, E-Mail: alfred.zippelius@usb.ch
Dr. Philipp Müller, Universität und Universitätsspital Basel, Departement Biomedizin, Tel. +41 61 265 23 55; +41 61 556 52 21, E-Mail: ph.mueller@unibas.ch

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Reto Caluori Universität Basel

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