Mikroorganismen auf zwei Kontinenten studieren

Im Master „Microbial Engineering“ können Studierende im Idealfall bald auf zwei Kontinenten den Geheimnissen von Mikroorganismen auf den Grund gehen – an der Uni Jena und im argentinischen Tucumán. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Ein besseres Verständnis für Mikroorganismen zu entwickeln, ist ein globales Ziel und in Südamerika ebenso relevant wie in Deutschland. Um weiter an einem Strang zu ziehen und ihre Expertise zu bündeln, wollen die Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) und die argentinische Universidad Nacional de Tucumán (UNT) deshalb künftig noch enger zusammenarbeiten, indem sie gemeinsam ein Masterprogramm anbieten.

Dieses hat nun die erste Hürde genommen und erhält vom Deutsch-Argentinischen Hochschulzentrum (DAHZ) 10.000 Euro, um ein Konzept für die Studienrichtung „Microbial Engineering“ mit in einem in beiden Ländern anerkannten Doppelabschluss zu erstellen.

An der Uni Jena würde dies das Angebot in der Mikrobiologie verdichten; schon seit 2006 gibt es den englischsprachigen Masterstudiengang Microbiology, der jährlich zwischen 200 bis 300 Bewerber auf 36 Plätze anzieht. Für Microbial Engineering gibt es voraussichtlich 15 Plätze, die vorrangig an Argentinier und Deutsche vergeben werden.

Durch die Zusammenarbeit mit der im Bereich Biotechnologie sehr starken UNT hätten Absolventen hervorragende Berufsaussichten: „Wer nach der Universität in die Wirtschaft oder Industrie gehen möchte, erlangt in Microbial Engineering wertvolle Zusatzqualifikationen“, sagt Prof. Dr. Erika Kothe vom Institut für Mikrobiologie an der FSU. „Auch wer Mobilität schätzt und ein anderes Studiensystem kennenlernen möchte, findet hierin vielleicht genau das, was er sucht“, glaubt die Jenaer Projektkoordinatorin.

Im Herbst 2018 entscheidet das DAHZ, ob die Einrichtung nach einer obligatorischen Akkreditierung beantragt werden kann. Im Idealfall startet der englischsprachige Master im Wintersemester 2019/20 – parallel auf beiden Kontinenten. Am jeweiligen Heimatort würden die Studierenden die Grundlagenmodule und einen Kurs in der Sprache des Gastlandes belegen, während im zweiten Semester die Vertiefungskurse im Gastland warten. Im dritten Semester liegt die Wahl des Studienorts für zwei Projektmodule, von denen eines auch bei einem Industriepartner absolviert werden kann, bei den Studierenden; die Masterarbeit fertigen sie an der Heimatuni an.

Enge Zusammenarbeit und vielfältige Kooperationen mit Südamerika

Schon seit längerem kooperieren die beiden Hochschulen in der Forschung zur mikrobiell unterstützten Sanierung schwermetallbelasteter Flächen. Dr. Virginia Helena Albarracin, Projektkoordinatorin in Tucumán, war während ihrer Dissertation und als Postdoc selbst bei Prof. Kothe an der Uni Jena.

„Durch den engen Kontakt und kurze Kommunikationswege versprechen wir uns eine sehr produktive Zusammenarbeit und sind äußerst optimistisch, eine Bewilligung zu erhalten“, betont Mikrobiologin Erika Kothe. Von den dann von der DAHZ zur Verfügung gestellten Geldern könnten den Studierenden unter anderem Reisekosten erstattet werden.

Das geplante Masterprogramm ist ein weiterer Baustein in den vielseitigen Kooperationen mit Lateinamerika. So ist die FSU unter anderem an einem Sibylla Merian Center for Latin America Studies in the Humanities and Social Sciences (CALAS) beteiligt, koordiniert ein Thematisches Netzwerk zu Patagonien und pflegt derzeit 33 südamerikanische Partnerschaften, die sich von der Zusammenarbeit einzelner Fachgebiete über Forschungskooperationen bis hin zum Studierendenaustausch erstrecken. Im aktuellen Wintersemester sind rund 100 Studierende aus Südamerika an der Universität Jena eingeschrieben, die meisten aus Argentinien, Brasilien und Chile.

Kontakt:
Prof. Dr. Erika Kothe
Institut für Mikrobiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Neugasse 25, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949291
E-Mail: erika.kothe[at]uni-jena.de

http://www.uni-jena.de

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Juliane Dölitzsch idw - Informationsdienst Wissenschaft

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