MHH-Wissenschaftler finden Mittel gegen Fibroseentwicklung nach Herztransplantation

Janika Viereck, Postdoc, (links) und Shambhabi Chatterjee, PhD-Studentin im Institut von Professor Thum, wie sie wichtige biologisches Proben in flüssigem Stickstoff lagern. "Foto:MHH/Kaiser"

Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben eine Therapiemöglichkeit gegen die häufig nach Herztransplantationen auftretende Fibroseentwicklung im Spenderorgan (Allograft) gefunden. Das Team um Professor Dr. Dr. Thomas Thum hat einen Weg entdeckt, um eine bestimmte microRNA auszuschalten, die für die Steuerung der gefährlichen Bindegewebseinlagerung in das Spenderherz verantwortlich ist. Die Ergebnisse wurden jetzt im Forschungsjournal „Cardiovascular Research“ veröffentlicht.

„Wir haben festgestellt, dass in Patienten, die nach einer Herztransplantation starke Abstoßungsreaktionen zeigen, die Konzentration einer bestimmten microRNA namens MiR-21 deutlich erhöht ist“, erklärt Professor Thum, Leiter des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien, das an der MHH unter anderem in das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum Transplantation (IFB-Tx) und den Exzellenzcluster REBIRTH eingebunden ist.

Eine Herztransplantation ist die einzige Heilungsmöglichkeit bei drohendem Herzversagen durch chronische Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Doch dieser Eingriff kann eine Reihe von Komplikationen nach sich ziehen. Eine der häufigsten ist die Entwicklung einer Fibrose.

Dabei wird das körperfremde Spenderorgan umgebaut und verstärkt Bindegewebe in den Herzmuskel eingelagert. Der Herzmuskel wird weniger elastisch, die Pumpleistung sinkt, die Gefahr von Herzrhythmusstörungen steigt.

MiR-21 fördert Abstoßungsreaktionen

Für diese Entwicklung sind offenbar microRNAs von entscheidender Bedeutung. Dabei handelt es sich um kleine, nicht-codierende Ribonukleinsäuren, die zwar keine genetische Information enthalten, aber die eine wichtige Rolle bei der Genregulation spielen. „Wir haben die Rolle von MiR-21 untersucht“, sagt Professor Thum.

Diese microRNA wird offenbar durch die Produktion von Interleukin-6 beeinflusst, einem körpereigenen Eiweiß, das entscheidend an immunologischen Reaktionen und bei Abstoßungsreaktionen nach einer Transplantation beteiligt ist. MiR-21 wiederum aktiviert ein genetisches Programm, das den Fibroseprozess im transplantierten Herzen auslöst.

„Wir haben eine pharmakologische Behandlungsmöglichkeit gefunden, um bei Tieren nach Herztransplantation einen Fibroseschutz zu erreichen“, sagt Thum. Die Wissenschaftler behandelten die Transplantate mit der Nukleinsäure LNA-21, die MiR-21 hemmt. Die Folge: Nach der Transplantation entwickelten die Spenderorgane deutlich weniger Fibrose. Thum vermutet, dass der MiR-21-Hemmer generell ein großes therapeutisches Potenzial hat.

„Wir nehmen an, dass LNA-21 auch bei anderen Fibroseprozessen erfolgreich eingesetzt werden kann, und nach Organtransplantationen die Fibroseneigung generell ausschalten könnte“, erklärt er. In den USA wird der pharmakologische Inhibitor derzeit bei Patienten mit Nierenfibrose untersucht.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Dr. Thomas Thum, Telefon (0511) 532-5272, thum.thomas@mh-hannover.de

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Stefan Zorn idw - Informationsdienst Wissenschaft

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