MDC-Forscher verhindern Virusinfektion und damit Herzmuskelentzündungen – Erste Versuche mit Mäusen

Dr. Yu Shi, Chen Chen und Prof. Michael Gotthardt vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch haben jetzt die Infektion verhindert, indem sie in Mäusen den Rezeptor ausschalteten, den das Virus nutzt, um in die Herzzellen zu gelangen.

„Wir haben nicht eine Herzzelle gefunden, die von dem Virus befallen war. Die mit dem Virus in Verbindung gebrachte Herzmuskelentzündung blieb aus“, berichtet Dr. Shi. (J Am Coll Cardiol, 2009; 53:1219-1226, doi:10.1016/j.jacc.2008.10.064).*

Der Rezeptor, über den das Virus in die Zellen dringt, ist der Coxsackie-Adenovirus-Rezeptor (CAR). Er sitzt unter anderem in der Zellhülle von Herzmuskelfasern. Erst vor kurzem hatten Ulrike Lisewski, Dr. Shi, Michael Radke und Prof. Gotthardt den Nachweis erbracht, dass CAR für einen regelmäßigen Herzschlag sorgt.

Jetzt konnten sie zeigen, dass Mäuse, in deren Herzen die Forscher das Gen für CAR ausgeschaltet hatten, vor einer Coxsackievirusinfektion geschützt sind. Da auch die Herzmuskelentzündung bei diesen Mäusen ausbleibt, nimmt Prof. Gotthardt an, dass entgegen bisheriger Vermutungen die direkten Auswirkungen der Virusinfektion und nicht die begleitende, fälschliche Aktivierung von Abwehrzellen den Krankheitsprozess bestimmen. Diese Unterscheidung ist wichtig, um in Zukunft wirksame Behandlungsmethoden gegen virale Herzmuskelentzündungen zu entwickeln. Zum Beispiel könnte es möglich sein, mit einem Medikament die Funktion des Rezeptors zu blockieren.

„Allerdings führt die vollständige Blockade von CAR bei Mäusen zu Herzrhythmusstörungen“, „, erläutert Dr. Shi. Deshalb suchen die Forscher nach neuen Strategien, mit denen der Rezeptor nur kurzzeitig blockiert werden soll. Auf diesem Weg könnte nach ihrer Ansicht die Virusinfektion gestoppt werden, ohne dass im Alter Herzrhythmusstörungen auftreten.

*Cardiac deletion of the Coxsackievirus-adenovirusreceptor abolishes CVB3 infection and prevents myocarditis in vivo

Yu Shi, MD PhD*, Chen Chen, MSc*, Ulrike Lisewski, MSc*, Uta Wrackmeyer, MSc*, Michael Radke, PhD*, Dirk Westermann, MD?, Martina Sauter, DVM?, Carsten Tschöpe, MD?, Wolfgang Poller, MD?, Karin Klingel, MD?, and Michael Gotthardt, MD.*, §

*Neuromuscular and Cardiovascular Cell Biology, Max-Delbrück-Center for Molecular Medicine (MDC), 13122 Berlin-Buch, Germany,
?Department of Cardiology, Campus Benjamin Franklin, D-12200 Berlin, Germany,
?Department of Molecular Pathology, University Hospital Tübingen, D-72076 Tübingen, Germany,

§Department of Veterinary and Comparative Anatomy, Pharmacology, and Physiology, Washington State University, Pullman, Washington, 99164 USA.

Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
Robert-Rössle-Straße 10
13125 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 94 06 – 38 96
Fax: +49 (0) 30 94 06 – 38 33
e-mail: presse@mdc-berlin.de

Media Contact

Barbara Bachtler Max-Delbrück-Centrum

Weitere Informationen:

http://www.mdc-berlin.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer