Lichtempfindliche Moleküle gegen Hautkrebs

Das zeigen britische und Schweizer Forscher in einer Publikation auf, die soeben im British Journal of Cancer erschienen ist.

Die neuartige Therapie, die Wissenschaftler der ETH Zürich und der University of Hull gegen Hautkrebs entwickelt haben, beruht auf lichtempfindlichen Molekülen, die an Antikörper gekoppelt sind. Diese Antikörper erkennen spezifisch Tumorblutgefässe und lagern sich an diese an. Werden die Moleküle mit Licht angeregt, so entsteht aus ihnen ein reaktives Sauerstoffradikal. Radikale sind bekannt dafür, dass sie Zellen irreparable Schäden zufügen.

Die chemisch modifizierten Antikörper zerstören in der Folge die Blutgefässe des Krebses und schneiden ihm so die Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen und Sauerstoff ab. Dadurch verhungern die Krebszellen in grosser Zahl und die Tumore verschwinden vollständig. Zudem unterdrückt die Behandlung mit lichtempfindlichen Molekülen das neuerliche Tumorwachstum in den folgenden 100 Tagen nach der Therapie.

Allerdings braucht es die Mithilfe des körpereigenen Immunsystems: Der Tumor starb nur dann ab, wenn natürliche Killerzellen als wichtiger Bestandteil des Immunsystems vorhanden waren. Blockierten die Forschenden deren Produktion im Körper, verschwand der Tumor nicht vollständig, sondern schrumpfte nur. Die Wissenschaftler wollen deshalb klären, welche Rolle das Immunsystem bei diesen Vorgängen spielt.

Effektivere Therapie in Aussicht

Der Ansatz, die Blutzufuhr des Krebses zu unterbinden, ist indes nicht neu. Entsprechende Medikamente sind auch bereits zugelassen und werden in der Klinik angewendet. Indem aber lichtempfindliche Moleküle mit dem Antikörper als Lokomotive gezielt zum Tumor transportiert werden, kann eine Krebsbehandlung effektiver und mit geringerer Medikamentendosis durchgeführt werden. Das verbessert die Heilungschancen und reduziert potenzielle Nebenwirkungen. Die neue Therapieform könnte möglicherweise invasivere Behandlungen, wie Bestrahlung oder chirurgische Eingriffe, ersetzen, hoffen die Forscher.

Die neuen Moleküle dürften für Patienten allerdings noch länger nicht verfügbar sein, da sie bisher erst an Mäusen getestet wurden. Dennoch sind die Forscher vom Potenzial der Methode zur Behandlung der häufigsten Formen von Haut-krebs überzeugt. «Diese Studie ebnet uns den Weg zur Entwicklung einer neuen Klasse von Antikörper-Therapien», sagt Dario Neri, Professor für Biomakromoleküle am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der ETH Zürich. An dieser Studie massgeblich beteiligt waren auch Forscher der Universität Zürich und Hull. Letztere synthetisierten die lichtempfindlichen Moleküle. Mitgearbeitet hat auch die Firma Philochem AG, ein ETH-Spin-off, der sich unter anderem auf die Entwicklung von Antikörpern für Therapien und die Bildgebung spezialisiert hat.

Neris Gruppe arbeitet seit 1996 an der gezielten Abgabe von Antikrebs-Wirkstoffen durch Antikörper. Sieben Antikörperprodukte aus Neris Labor sind in Zusammenarbeit mit der Industrie weiterentwickelt worden. Sie werden derzeit in Phase 1 respektive Phase 2 der klinischen Versuche getestet.

Original: Palumbo A, Hauler F, Dziunycz P, Schwager K, Soltermann A, Pretto F, Alonso C, Hofbauer GF, Boyle RW, Neri D. A chemically modified antibody mediates complete eradication of tumours by selective disruption of tumour blood vessels. Br J Cancer. 2011 Mar 29;104(7):1106-15.

Media Contact

Claudia Naegeli idw

Weitere Informationen:

http://www.ethz.ch

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