Komplexe Moleküle in wenigen Schritten herstellen

Ihr Verfahren soll die Produktion von Chemikalien umweltschonender und günstiger machen: Lukas Gooßen und Stefania Trita © RUB, Marquard

Das Team der Ruhr-Universität Bochum um Prof. Dr. Lukas Gooßen und Stefania Trita beschreibt das Verfahren gemeinsam mit einem Kollegen der Technischen Universität Kaiserslautern in der Zeitschrift „Angewandte Chemie“.

„Existierende industrielle Prozesse zur Synthese komplexer Moleküle haben häufig den Nachteil, dass sie viele Schritte benötigen und dass dabei viel Abfall anfällt, vor allem Salze“, sagt Lukas Gooßen, Leiter des Lehrstuhls für Organische Chemie I und Mitglied im Exzellenzcluster Resolv. Eine Lösung könnte die C-H-Aktivierung sein.

Galt als unmöglich

Bindungen zwischen Kohlenstoff (C) und Wasserstoff (H) stellen die häufigste chemische Bindung dar, sowohl in der Natur als auch in künstlichen Chemikalien. Sie sind sehr stabil und gehen nur ungern chemische Reaktionen ein. „Daher galt es lange als unmöglich, diese Bindungen in funktionelle Gruppen umzuwandeln, die zum Beispiel für die Wirksamkeit von Medikamenten entscheidend sind“, erklärt Gooßen.

Die größte Herausforderung ist, eine bestimmte C-H-Bindung in einem Molekül umzuformen, während die übrigen unangetastet bleiben. In der aktuellen Studie arbeiteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Benzoesäure, die aus einem Kohlenstoffring und einer Säuregruppe besteht. Mit dem neuen Verfahren wandelten sie gezielt eine einzelne C-H-Bindung am Kohlenstoffring in eine C-C-Bindung um. So konnten sie leicht mehrere Moleküle miteinander verbinden und zu einem komplexeren Produkt zusammensetzen.

Geringe Temperatur, weniger Abfall

„Ein Vorteil ist, dass wir eine geringe Reaktionstemperatur von nur 50 Grad Celsius benötigen und dass keine Abfallprodukte entstehen“, resümiert Gooßen. „Wir hoffen, dass man mit dem Verfahren eines Tages komplexe pharmazeutische Chemikalien und für die Landwirtschaft benötigte Substanzen in weniger Schritten als bislang herstellen kann – und das energieeffizienter, umweltschonender und günstiger.“

Entscheidend für eine effiziente Reaktion war die Wahl des Lösungsmittels. „Mit handelsüblichen Lösungsmitteln haben wir anfangs eine sehr geringe Ausbeute des gewünschten Produkts erzielt“, sagt Lukas Gooßen. Mit Trichlorethanol ließ sich die Ausbeute deutlich steigern.

Förderung

Die Arbeiten wurden gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Exzellenzclusters Resolv (EXC1069) und des Sonderforschungsbereichs SFB/TRR 88 sowie von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung (Stipendium an Autor Martin Pichette-Drapeau).

Originalveröffentlichung

Stefania Trita, Agostino Biafora, Martin Pichette-Drapeau, Philip Weber, Lukas J. Goossen: Regiospecific ortho-C-H Allylation of Benzoic Acids, in: Angewandte Chemie Internationale Edition, 2018, DOI: 10.1002/anie.201712520, http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/anie.201712520/full

Pressekontakt

Prof. Dr. Lukas Gooßen
Lehrstuhl für Organische Chemie I
Fakultät für Chemie und Biochemie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 19075
E-Mail: lukas.goossen@rub.de

Media Contact

Meike Drießen idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.ruhr-uni-bochum.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer