Klein, schnell und sparsam: Forscher der Uni Graz entwickeln flexible molekulare Drähte

Biegsame, leitfähige Nanodrähte konnte Leonhard Grill mit seinem Team erstmals herstellen. Foto: Uni Graz/Grill

Um Ladungen in elektrischen Geräten zu transportieren, fließen typischerweise Elektronen über Kupferdrähte zwischen Bauteilen wie Schaltern oder Transistoren. Extrem kleine Schaltkreise lassen hohe Operationsgeschwindigkeiten zu, senken die Kosten und minimieren den Energieverbrauch.

„Wir versuchen daher, die elektronischen Funktionen in einzelne Moleküle zu packen. Flexible molekulare Drähte mit hoher Leitfähigkeit herzustellen und auch noch auf der Ebene einzelner Moleküle zu charakterisieren, ist allerdings eine große Herausforderung“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Leonhard Grill vom Institut für Chemie der Uni Graz.

Mit seiner Arbeitsgruppe hat erbereits verschiedene funktionale Moleküle wie Schalter oder Drähte analysiert. In einer internationalen Kooperation gelang es den WissenschafterInnen nun durch die Verwendung spezieller chemischer Zusammensetzung, molekulare Drähte mit hoher Leitfähigkeit und gleichzeitig großer mechanischer Biegsamkeit herzustellen. Dabei wurden diese gezielt auf Goldoberflächen zusammengebaut und hinsichtlich ihrer elektronischen Struktur charakterisiert. Anschließend wurde ein einzelner Draht mit einer feinen Metallspitze hochgezogen. „In diesem anspruchsvollen Experiment lassen sich sowohl die elektronischen als auch die mechanischen Eigenschaften in Echtzeit bestimmen“, schildert Grills Mitarbeiter Dr. Christophe Nacci. Die beiden Wissenschafter sind überzeugt, dass die überraschenden und bedeutenden Resultate neuartige Designs molekularer Drähte ermöglichen.
Diese Studie wurde im Rahmen des EU-Projekts AtMol („Atomic Scale and single Molecule Logic gate Technologies“) in einer internationalen Zusammenarbeit mit WissenschafterInnen der Humboldt-Universität zu Berlin sowie dem französischen Centre National de la Recherche Scientifique in Toulouse und dem Institute of Materials Research and Engineering in Singapore durchgeführt.

Publikation:
Conductance of a single flexible molecular wire composed of alternating donor and acceptor units
C. Nacci, F. Ample, D. Bleger, S. Hecht*, C. Joachim, and L. Grill*
Nature Communications 6, 7397 (2015)

Kontakt für Rückfragen:
Univ.-Prof. Dr. Leonhard Grill
Institut für Chemie der Karl-Franzens-Universität Graz
Tel.: 0316/380-5412
E-Mail: leonhard.grill@uni-graz.at

http://www.nature.com/ncomms/2015/150706/ncomms8397/full/ncomms8397.html


Media Contact

Gudrun Pichler idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uni-graz.at

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer