Killeralgen als Schlüsselfigur beim Massensterben

Supervulkane und Meteoriteneinschläge werden in der Erdgeschichte für die großen Massensterben verantwortlich gemacht. Einer neuen Theorie zufolge könnten es allerdings giftige Algen gewesen sein, die Massen von Tierarten das Leben gekostet haben, meinen James Castle und John Rodgers von der Clemson University. Ihre Untersuchungen sind beim jährlichen Treffen der Geological Society of America in Portland präsentiert worden.

Algenblüte durch plötzliche Temperaturveränderung

Toxische Algen gibt es in nahezu allen Gewässern, allerdings nur in geringen Konzentrationen. Eine plötzliche Veränderung der Temperatur oder Sedimenteinträge können zu einer Algenblüte führen, die dann ein Massensterben von Fischen und Weichtieren auslöst. Sogar Menschen können daran sterben. Castle und Rodgers gehen davon aus, dass genau solche Ereignisse während der fünf großen Aussterbenswellen in der Erdgeschichte geschehen sind. Jedes Mal, wenn es zu einem solchen Massensterben gekommen ist, habe es in den fossilen Algenmatten, die Stromatolithen genannt werden, einen Hinweis gefunden.

„Wenn man sich die Theorien zum Massensterben ansieht, gibt es immer noch viele Ungereimtheiten“, so Castle. „Nimmt man etwa einen Einschlag heran, stellt sich die Frage, wie Lebewesen umgekommen sind. Waren es der Klimawandel oder der Staub in der Atmosphäre? Aber das allein bringt ja nicht gleich alle Lebewesen einer Art um“, meint der Forscher. Die nährstoffreichen Staubpartikel gelangen irgendwann ins Wasser und werden zur Nahrung von Algen, die sich dann massenhaft vermehren.

Theorie ist reine Spekulation

Für den deutschen Botaniker Michael Melkonian von der Universität Köln http://www.melkonian.uni-koeln.de ist die Theorie der beiden Forscher allerdings reine Spekulation. „Die in den Stromatolithen entdeckten Abdrücke könnten von Cyanobakterien stammen. Und nicht einmal das ist sicher“, meint Melkonian im pressetext-Interview. Es sei auch fraglich, ob Cyanobakterien zu dieser Zeit überhaupt toxisch waren. Von anderen Algen gebe es keine fossilen Spuren.

„Der Rückschluss darauf, dass es Algen waren, die zu den großen Aussterbensereignissen geführt haben, ist wissenschaftlich somit nicht nachvollziehbar“, so Melkonian. Der Beweis dafür fehle. „Offensichtlich haben die Forscher so lange nach passenden Arbeiten gesucht, bis sie welche gefunden haben“, kritisiert der Wissenschaftler.

„Cyanobakterien sind für eine Vielzahl von toxischen Substanzen bekannt, die auch über den Stammbaum weit verteilt sind“, so der chemische Ökologe Uwe John vom Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung http://www.awi.de im pressetext-Gespräch. Das heißt, dass es nicht auszuschließen sei, dass die Cyanobakterien bereits damals giftig waren. „Wenn man von einem Massenauftreten solcher Bakterien ausgeht, werden dabei zahlreiche Substanzen freigesetzt, die sich massiv auf andere Lebewesen auswirken können“, erklärt John.

Die beiden Forscher berichten auch darüber, dass mit dem Temperaturanstieg toxische Algen in den USA immer weiter nach Norden wandern und eine Gefahr für Fische, aber auch für den Menschen werden.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.clemson.edu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer