Kieler Forschende entdecken Defekt in der körpereigenen Immunabwehr der Haut

Gleicher Stamm von S. aureus in der normalen Wachstumsform (l.) und als SCV (r.) auf einer Blutagarplatte. UKSH

Seit geraumer Zeit weiß man, dass der häufigste Eitererreger der Haut, Staphylococcus (S.) aureus, in der Lage ist, in hartnäckigen Abszessen oder bei anderen chronischen Infektionen in einer besonderen Wachstumsform zu überdauern.

Das Bakterium kann hier sogenannte „kleine Kolonievarianten“ („small colony variants“: SCV) ausbilden, die mit der üblichen Diagnostik gemeinhin nicht erkannt werden, da sie mehrere Tage bis zur Anzucht benötigen. Professorin Dr. Regine Gläser, Oberärztin an der Hautklinik des UKSH in Kiel, und Professor Dr. Jürgen Harder, Infektionsbiologe an der Hautklinik, untersuchten daher gezielt, ob diese Bakterienstämme die körpereigene Immunabwehr umgehen können.

Beide Wissenschaftler beschäftigen sich seit Jahren mit dem angeborenen Immunsystem der Haut und waren an der Entdeckung und Charakterisierung verschiedener antimikrobieller Peptide (AMP) federführend beteiligt. AMP fungieren als köpereigene Antibiotika und sind in der Lage, das Wachstum von Mikroorganismen einzudämmen.

Gemeinsam mit den Kooperationspartnern aus Münster konnte die Arbeitsgruppe von Professorin Gläser und Professor Harder nun zeigen, dass S. aureus SCV von mehreren AMP der Haut deutlich schlechter abgetötet werden als normale Wuchsformen des Erregers.

Auch die oberste Hornschicht der Haut, die durch viele AMP geschützt wird, zeigte eine verminderte Abwehrfunktion gegenüber den kleinen Kolonievarianten von S. aureus. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden im April 2014 in der international renommierten Fachzeitschrift der Dermatologie „Journal of Investigative Dermatology“ veröffentlicht.

„Die Forschungsergebnisse haben unmittelbare Konsequenzen für die klinische Praxis“, ordnet Professorin Gläser die Entdeckung ein. Ihren klinisch tätigen Kolleginnen und Kollegen rät sie: „Bei chronischen therapierefraktären Abszessen der Haut sollten gezielt Abstriche entnommen werden, um eine verlängerten Erregeranzucht im mikrobiologischen Labor zur Identifikation von S. aureus SCV zu veranlassen. Sollten tatsächlich SCV nachgewiesen werden, ist gegebenenfalls eine gezielte Sanierung und antibiotische Kombinationstherapie erforderlich, die auch intrazelluläre Erreger mit erfasst.“

Für Rückfragen stehen zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Prof. Dr. Jürgen Harder, Tel.: 0431 597-1598, E-Mail: jharder@dermatology.uni-kiel.de
Prof. Dr. Regine Gläser, Tel.: 0431 597-1555, E-Mail: rglaeser@dermatology.uni-kiel.de

http://www.uksh.de/140630_pi_saureus_harder_glaeser.html

Media Contact

Oliver Grieve idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Merkmale des Untergrunds unter dem Thwaites-Gletscher enthüllt

Ein Forschungsteam hat felsige Berge und glattes Terrain unter dem Thwaites-Gletscher in der Westantarktis entdeckt – dem breiteste Gletscher der Erde, der halb so groß wie Deutschland und über 1000…

Wasserabweisende Fasern ohne PFAS

Endlich umweltfreundlich… Regenjacken, Badehosen oder Polsterstoffe: Textilien mit wasserabweisenden Eigenschaften benötigen eine chemische Imprägnierung. Fluor-haltige PFAS-Chemikalien sind zwar wirkungsvoll, schaden aber der Gesundheit und reichern sich in der Umwelt an….

Das massereichste stellare schwarze Loch unserer Galaxie entdeckt

Astronominnen und Astronomen haben das massereichste stellare schwarze Loch identifiziert, das bisher in der Milchstraßengalaxie entdeckt wurde. Entdeckt wurde das schwarze Loch in den Daten der Gaia-Mission der Europäischen Weltraumorganisation,…

Partner & Förderer